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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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schwerfällig zurück.
    Tom lag in Unterwäsche auf dem Bett und spielte mit
seiner tragbaren Playstation herum. Gleich nach dem Aufwachen hatte er das
Gerät unterm Kissen hervorgezogen. Seitdem war alles andere vergessen.
    Â»Na, den Typen, den du gestern Abend vor die Tür gesetzt
hast. Weißt du nicht mehr? Der dicke Mann, der aussah wie ein Penner.«
    Â»Ach der«, murmelte er. »Keine Ahnung. Irgendein
Verrückter halt. So was kommt vor. Der war ja noch harmlos.«
    Â»Aber der war nicht das erste Mal da, oder?«
    Schweigen. Nur die leisen Geräusche von der Playstation.
Schließlich antwortete er: »Ja, kann schon sein.«
    Damit war das Thema beendet. Anna lächelte. Sobald Tom
dieses alberne Gerät in der Hand hatte, verwandelte er sich in einen kleinen
Jungen. Seine Aufmerksamkeit würde sie erst dann wieder erlangen, wenn seine
Augen schmerzten und die Finger steif wurden. Trotzdem. Es fühlte sich gut an.
Sie wusste: Wenn er in ihrer Anwesenheit nicht völlig entspannt wäre, würde die
Playstation unterm Kissen liegen bleiben.
    Sie setzte sich auf die Fensterbank und nahm einen
Schluck von dem Milchkaffee. Sonnenstrahlen wärmten ihr Gesicht. Zehn Stockwerke
unter ihnen lag ein Park. Der Eingang befand sich direkt gegenüber von Toms
Hauseingang. Der Nachmittagshimmel war strahlend blau, nirgends war eine Wolke
zu sehen. Auch die Temperaturen waren wieder gestiegen. Der Sommer kehrte
zurück. Sonnenhungrige sammelten sich auf den Liegewiesen und breiteten ihre
Handtücher aus. Die Regentage schienen beinahe vergessen zu sein.
    Anna räkelte sich. Sie hatten bis in den frühen Nachmittag
hinein geschlafen, trotzdem fühlte sie sich übernächtigt. Das lag wohl am
vielen Alkohol, den sie gestern Nacht getrunken hatte. Sie war später noch
einmal in den Klub zurückgekehrt und bis zum Schluss geblieben. Gegen
Feierabend hatte Tom sich wieder verändert. Da war er froh gewesen, dass Anna
da war, um mit ihm nach Hause zu gehen.
    Seit sie sich zur Gewohnheit gemacht hatte, ihn im
Klub zu besuchen, schlief sie nicht nur zu wenig, sie trank auch zu viel. Das
würde nicht ewig gut gehen. Sie sah auf die Uhr. Noch sechs Stunden bis zum
Beginn ihrer Nachtschicht. Zeit genug, sich zu entspannen. Sie lehnte sich
zurück und genoss den Moment der Ruhe. Die Geräusche, die sie umgaben, machten
sie schläfrig. In der Ferne grummelte der Verkehr, und gedämpfte Rufe drangen
aus dem Park herauf. Sie schloss die Augen und ließ sich von den Sonnenstrahlen
wärmen.
    Eine Weile saß sie einfach so da. Doch dann schlich
sich der Gedanke an ihre Arbeit wieder ins Bewusstsein. Sie seufzte.
    Â»Ich gehe besser nach Hause. Ich brauch saubere Sachen
und eine Dusche. Vielleicht schaffe ich es noch, ein bisschen zu schlafen, bevor
ich wieder los muss.«
    Tom quittierte das mit einem Brummen. Ohne aufzublicken
sagte er: »Du solltest besser frische Wäsche hier haben, für alle Fälle. Dann
hast du in Zukunft weniger Stress.« Das war’s. Jetzt galt seine Aufmerksamkeit
wieder dem Spiel.
    Anna stand auf und trug die leere Kaffeeschale zur Küche.
Im Türrahmen blieb sie stehen und betrachtete ihn.
    Es gab Momente, da waren sie wie ein altes Ehepaar. Da
brauchte es keine Worte, um sich zu verstehen, und sie gingen völlig vertraut
miteinander um. Wieder schlich sich der Gedanke an eine Zukunft heran. Ein
gemeinsames Leben, Kinder kriegen, zusammen älter werden. Sie wischte ihn
beiseite. Der Schmerz war kurz und vertraut. Finde dich damit ab. Es gibt keine
Zukunft.
    Tom blickte vom Bett auf. Ganz so, als hätte er ihren
Gedanken gehört. Ein Lächeln umspielte seinen Mund, die dunklen Augen waren
voller Zuneigung. Anna geriet ins Wanken. Was, wenn sie sich irrte?
    Aber das war Unsinn. Sie hatte zu wenig geschlafen.
Und zu viel getrunken. Dadurch wurde sie sentimental. Besser, sie machte sich
auf den Weg nach Hause.
    Ihr kam der Tag in den Sinn, an dem sie Toms Eltern
vorgestellt worden war. Stolz und mit breitem Grinsen hatte er sie vorgeführt,
wie ein Rind auf dem Markt. Seht her, ich kann auch eine Frau vorweisen. Nicht
nur schwule Männer. Als wäre Anna ein gutes Schulzeugnis oder eine
Sporturkunde. Die Eltern hatten entsprechend reagiert, mit Freude und
Erleichterung. Ja, das war eine echte Schwiegertochter. Keine, für die man sich
schämen musste.
    Auf dem Rückweg im Auto hatten Tom und sie

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