Todesgeil
gegen den er nichts machen konnte. Dann dachte er noch einmal darüber nach. Joe Bob! Ein weiteres Prusten, gefolgt von einem beinahe mädchenhaften Kichern. Verflucht noch mal! Joe Bob! Das erfüllte doch jedes Klischee, das man von diesen Landeiern hatte, genau die Art Name, die einem geradezu ins Gesicht schrie »gehirnamputierter Sack voll hinterwäldlerischem Affensperma«.
Der Barkeeper wirkte kein bisschen amüsiert. »Ist irgendwas komisch?«
Das war’s. Chuck konnte vor Lachen nicht mehr an sich halten, er bebte am ganzen Körper, während der Hocker unter ihm hin und her kippelte. Er legte den Kopf auf den Tresen und lachte weiter, bis der Anfall allmählich nachließ und zu einem letzten leisen Prusten und Kichern wurde. Als er schließlich den Kopf wieder hob, sah er den vernichtenden Blick, den der Barkeeper auf ihn richtete.
»Ich glaube, du hast genug, Junge.«
Chuck langte in seine Tasche und zückte ein Bündel Geldscheine. Er zählte 100 in Zwanzigern ab, legte die Scheine auf den Tresen und schob sie hinüber. »Tut mir leid, Mann. Wirklich. Normalerweise kann ich mich benehmen. Es ist bloß so: Ich habe einen harten Abend hinter mir. Das hier ist ein kleines Trinkgeld, zusätzlich zu dem, was ich heute Nacht noch alles trinken werde. Für dich. Was sagst du dazu?«
Der Barkeeper nahm die Scheine, zählte sie durch und blickte Chuck an. Sein Gesichtsausdruck war nicht mehr ganz so bösartig. »Ist das alles?«
»Jetzt willst du es mir geben, was?«
Der Mundwinkel des Kerls zuckte, fast lächelte er. »Ja.«
Chuck zog ein weiteres Bündel hervor und zählte zwei Zwanziger ab. »Du verhandelst ganz schön hart, Mann, aber für das Vergnügen, mich in diesem wunderbaren Etablissement unter den Tisch zu saufen, bin ich gerne bereit, noch ein bisschen was draufzulegen.«
Er ließ die Scheine auf den Tresen fallen. Der Barmann schnappte sie sich, füllte das Glas erneut und stellte die Flasche vor Chuck. »Die gehört dir.«
Chuck grinste. »Heißen Dank. Könntest du mir noch ein Bud bringen? Und vielleicht einen Teller mit diesen Nachos hier? Aber nicht, dass du mir ins Essen spuckst, Kumpel.«
Der Barkeeper schüttelte den Kopf. »Morgen früh wirst du dich wie ausgekotzt fühlen, Junge. Aber nicht, weil dir einer in deine Nachos spuckt.«
Ein weiterer Schluck Tequila rieselte brennend seine Kehle hinab. »Genau das will ich doch, Mann. Es soll so wehtun, dass ich nicht mehr denken kann.«
Der Barkeeper kicherte. »Na ja ... dann bist du ja auf dem richtigen Weg dazu. Allerdings muss ich dir wohl die Autoschlüssel abnehmen.«
Chuck sah ihn aus glasigen Augen an. »Nicht nötig, Kumpel.« Mit dem Daumen wies er ruckartig über die Schulter. »Ich wohne in dem Laden da drüben auf der anderen Straßenseite. Ich bin ein elender Fußgänger.«
Der Barkeeper zuckte die Achseln und stellte Chuck einen Zwei-Liter-Krug frisch gezapftes Budweiser und dazu ein vereistes Bierglas hin. Gleich darauf brachte er ihm einen Teller Nachos. Chuck saß da und trank und aß dazu die wunderbar ungesunden Nachos, warme Tortillafladen, dick mit zerlaufenem Käse und Chili bedeckt. Die Zeit verstrich. Er wurde immer betrunkener und bekam am Rande mit, dass Leute das Lokal betraten und irgendwann wieder gingen. Hin und wieder warf er einen Blick auf die Uhr an der Wand. In einer Zeitspanne, die ihm wie ein Lidschlag vorkam, rückte der Zeiger von elf Uhr abends auf kurz nach zwei Uhr früh vor.
In dieser Zeit dachte er viel an Zoe, an die Jahre, die sie nun schon zusammen waren, und an das bevorstehende Ende ihrer Beziehung. Mehr als einmal wollten ihm die Tränen kommen, doch jedes Mal riss er sich zusammen. Bloß keine Schwäche zeigen vor diesem verdammten Bauernpack. Doch es fiel ihm nicht leicht, das Gesicht zu wahren. Seine Gefühle für Zoe waren tiefer und viel komplizierter, als er je angenommen hatte. Er wollte sie nicht verlieren. Nicht einmal angesichts der spontanen Sache mit Emily.
Heilige Scheiße, wie kaputt war das eigentlich? Die Schlampe war angeblich Zoes beste Freundin. Er konnte sie kein bisschen verstehen. Bis heute Abend hatte sie ihm nichts als völlige Verachtung entgegengebracht. Und dann auf einmal vergewaltigte sie ihn geradezu. Gut, es war nichts gegen seinen Willen geschehen, aber sie war so aggressiv gewesen und hatte seinen verletzlichen Zustand ganz offensichtlich ausgenutzt. Allein der Gedanke daran machte ihn wütend, allerdings konnte er sich schwer vorstellen, wie es
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