Todesgeil
Familie umlegen. Willst du das, Motherfucker?«
Chuck schluckte. Er zweifelte nicht daran, dass der Kerl die Drohung wahr machen würde. »Nein.«
Danach war Chuck alles egal.
Sie hatten nicht vor, ihn umzubringen. Mehr wollte er gar nicht wissen.
Und sie hielten bis aufs i-Tüpfelchen Wort.
Sie fickten ihn ordentlich durch.
Was die andere Sache anging, irrten sie sich jedoch. Die Zeit sollte kommen, da er die Wahrheit über diese Nacht erzählen würde.
KAPITEL 16
22. März
»Was hast du für ein verdammtes Problem?«
Roxie hatte sich ausgezogen und stand nur noch in T-Shirt und schwarzem String-Tanga da. An der Innenseite ihres Schenkels konnte Rob so etwas wie ein Tattoo ausmachen. An ihrem rechten Fuß hatte sie noch eins. Lateinische Worte. Er fragte nicht danach, was sie bedeuteten. Ein-, zweimal hatte er gesehen, wie sie sich vornüber beugte, darum wusste er, dass sie noch eine weitere Tätowierung in der Steißbeingegend hatte. Das T-Shirt verbarg weitere Illustrationen. In der Toilette der Tankstelle hatte er einen Blick darauf erhascht. Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden, den bis obenhin vollgestopften Leinenbeutel im Schoß, und blickte mit einem Ausdruck, der zugleich Verärgerung und Ungeduld verriet, zu ihm auf.
Rob saß auf der Bettkante. Seit über einer Stunde hatte er sich nicht von der Stelle gerührt, genau genommen seit ...
Oh Gott ...
Vor seinem geistigen Auge sah er noch einmal das ganze Blut und ihm wurde erneut schlecht. Wenigstens hatte sie die Leiche ins Badezimmer geschleift. Er hoffte, er musste den Leichnam nicht noch einmal sehen. Lieber würde er sich die Augen ausreißen, als noch einmal mit anzusehen, was sie mit dem armen Kerl angestellt hatte.
»Gottverdammt!« Roxie stellte die Leinentasche beiseite und richtete sich aus dem Schneidersitz auf, um sich auf den Knien zu ihm zu beugen. »Ich habe dich was gefragt. Entweder du gibst mir jetzt eine Antwort oder ...«
Rob legte die Stirn in Falten. Er wartete einen Lidschlag lang ab. »Oder ... was?«
Ihre Miene wurde ausdruckslos. »Oder ich werde dir auch das Gesicht wegschneiden.«
Rob nickte. »Ja. Ich glaube, genau das ist es. Mein verdammtes Problem, wie du es ausdrückst, hat eine ganze Menge damit zu tun, dass du dem Jungen das Gesicht weggeschnitten hast. Wie krank bist du Miststück eigentlich?«
Einige Sekunden lang starrte Roxie ihn weiterhin reglos an, ihre leere Miene beunruhigte ihn beinahe ebenso sehr wie die Gräuel, deren Zeuge er heute geworden war. Dann öffneten sich ihre Augen ein wenig weiter und das von der Deckenleuchte reflektierte Funkeln in ihrem Blick ließ eine absonderliche Heiterkeit erahnen. »Weißt du, was ich wirklich interessant finde, Robin?«
»Das möchte ich gar nicht wissen.«
Sie lachte. »Was ich wirklich interessant finde, ist, dass du die ganze Zeit über, die ich im Badezimmer war, einfach nur da gesessen hast, wo du jetzt sitzt. Wie lange hat das gedauert ... wenigstens 15 Minuten? Ja. Mindestens 15 Minuten, in denen ich den toten Jungen da reingeschleppt und anschließend geduscht habe. Und du bist einfach hier sitzen geblieben. Hast dich nicht einen Zentimeter von der Stelle gerührt, soweit ich das beurteilen kann. Ich hatte dir weder Handschellen angelegt noch dich gefesselt. Du hättest dich jederzeit rausschleichen und abhauen können. Und warum hast du das nicht getan, Robin? Weshalb bist du geblieben?«
Oh, Shit! Sie hat recht ...
»Ich war ...«, stöhnte Rob. »Ich weiß nicht ... wie betäubt. Nicht ganz da. Ich hatte einen Schock. Angst um mein Leben. Ich hatte ja keine Ahnung, was da vor sich ging. Ich war ... ich ...«
Roxie beugte sich näher zu ihm und verschränkte die Unterarme über den Knien. In ihren Augen blitzte diese seltsam anmutende Munterkeit, während sie zu ihm aufblickte. »Blödsinn! Du bist geblieben, weil du es wolltest . Weil das hier das Aufregendste ist, was dir in deinem ganzen Leben je passiert ist. Weil ich das Aufregendste bin, was dir je untergekommen ist.« Das leise Lächeln, das um ihre Mundwinkel spielte, trieb ihn fast in den Wahnsinn. Mit einem Mal hatte er das Verlangen, sie zu küssen. »Gib doch zu, dir gefällt unser Ausflug. Du willst gar nicht, dass es aufhört.«
Rob schüttelte den Kopf. »Quatsch! Du hast sie ja nicht mehr alle. Das ...« Hilflos ließ er seinen Blick durchs Zimmer schweifen, seine Augen huschten hin und her, blieben auf dem großen, klebrigen Fleck hinter Roxie haften, auf dem blutigen
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