Todesgier - Thriller
immer die Hand in der Tasche, also weiß ich nicht, was er reintut.«
»Überlegen Sie weiter«, erwiderte Lane und berührte ihr Gesicht mit seiner behandschuhten Linken. Sie zuckte zurück.
»Wir sollten keine Zeit verlieren«, sagte Cohn mit fröhlicher Stimme. Lane nahm seine Tasche, holte sich den Schlüssel für den Tresorraum von Rosie Cruz, die ihn sich von Karen hatte geben lassen, und verschwand darin.
Der Raum war genau wie auf den Fotos von Rosie Cruz: eine Betonwand voller Stahlbehälter. Lane setzte die Tasche ab, nahm den großen Bohrer in die Hand, steckte ihn ein und machte sich bei Nummer zwei, dem Schließfach des alten Mannes, ans Werk. Er stoppte die Zeit.
Nach achtundvierzig Sekunden war das Schloss entfernt. »Klasse«, flüsterte Lane. Er würde also alle Fächer innerhalb einer Stunde schaffen.
Lane klappte die Tür auf und zog die Box heraus, langsam, denn sie war schwer, so schwer, dass er glaubte, sie habe sich
verklemmt. Als sie sich löste, ging er unter ihrem Gewicht in die Knie. Er stellte sie auf den Boden und öffnete den Deckel. Sie war mit Goldbarren gefüllt, jeder davon fünf Zentimeter breit und zehn bis zwölf Zentimeter lang, jeweils drei Stück längs und drei quer, jeder ein paar Pfund schwer, insgesamt fünf Lagen.
»Heilige Scheiße«, entfuhr es ihm. Er schichtete die Barren in die Werkzeugtasche und hob sie hoch. Er konnte sie tragen, sogar mit ihr laufen, wenn auch nicht weit. »Heilige Scheiße«, sagte er erneut.
Dann wandte er sich Schließfach eins zu.
Wenn Rosie Cruz sich im Hintergrund hielt, fiel keinem die Maske auf, und sie war trotzdem nahe genug, um Karen im Auge zu behalten. Karen machte sich nicht gut; sie rang die Hände und war den Tränen nahe. Rosie beobachtete sie genau, so genau, dass sie die beiden Männer, die sich von hinten, von der Treppe her näherten, fast nicht bemerkt hätte.
Als sie sie wahrnahm, drehte sie sich sofort weg, damit die Männer die Maske nicht sahen. Einer fragte Karen: »Können wir hier irgendwo … Alles in Ordnung?«
Rosie Cruz wandte sich ihnen zu. Die Männer trugen Rüschenhemden und Smokinghosen; der eine hatte noch seinen Kummerbund um die Taille. Sie richtete die Waffe auf sie und sagte: »Wenn Sie sich bewegen oder irgendein Geräusch von sich geben, erschieße ich Sie. Dies ist ein Überfall …« Bevor sie reagieren konnten, rief sie: »Jim!«
Lane trat mit seiner dicken schwarzen Maske und der Uzi aus dem Tresorraum hinter ihr.
»O Gott«, stöhnte einer der Männer.
Der andere sagte: »Jesus.«
»In die Kapelle«, befahl Lane. »Über den Flur. Wenn Sie unseren Anweisungen folgen, passiert Ihnen nichts.«
Sie gingen in die Kapelle, wo Cohn übernahm. »Freut
mich, Sie kennenzulernen, meine Herren. Beachten Sie bitte den Toten im Mittelgang …«
Lane wandte sich wieder dem Bohrer zu, und Rosie Cruz bezog erneut Stellung im Eingangsbereich, ein Auge auf der Treppe. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Zwölf Minuten. Sie kamen ihr vor wie eine Ewigkeit.
Da begann Karen zu zittern, und ein unangenehmer Geruch wehte von ihr herüber.
»Haben Sie …?«, fragte Rosie Cruz.
Karen nickte und begann zu weinen. »Ja, ich hab in die Hose gepinkelt.«
»Mein Gott. Gehen Sie in die Kapelle.«
»Bitte erschießen Sie mich nicht …«
Karen wurde durch Ann ersetzt, die ruhiger zu sein schien.
»Sie haben keinen Grund, sich zu fürchten, solange Sie tun, was wir Ihnen sagen«, erklärte Rosie Cruz. »Karens Missgeschick war völlig unnötig.«
»Sie hat Angst«, sagte Ann mit leichtem Akzent. Offenbar war sie Ausländerin, vielleicht aus Armenien oder Russland, eine Bäuerin, wie Rosies Mutter. Bauern waren hart; man durfte sie nicht aus den Augen lassen.
»Es gibt keinen Grund, Angst zu haben.«
»Warum liegt dann ein Toter da drin?«, fragte Ann. Da kamen ein Mann und seine Frau herein, beide in Abendkleidung.
»Guten Abend. Können wir Ihnen helfen?«, instruierte Rosie Ann mit gedämpfter Stimme.
Ann begrüßte die beiden mit einem Lächeln und einem »Guten Abend«.
Rosie Cruz ging nach hinten, von wo aus sie den Mann »Hallo« sagen hörte. Dann entfernten sich die beiden zu den Aufzügen.
»Sehen Sie, war doch ganz leicht«, sagte Rosie zu Ann und blickte auf die Uhr. Achtzehn Minuten. »Kommen Sie her«, wies sie Anne an. »Zur Tür des Tresorraums.«
Ann folgte ihr mit etwas Abstand. Rosie Cruz stieß die Tür mit dem Fuß auf und fragte: »Wie geht’s voran?«
»Ich bin hier
Weitere Kostenlose Bücher