Todesgier - Thriller
müsst ihr spontan entscheiden, ob ihr wartet oder verschwindet. Und ob ihr’s ein zweites Mal versucht.«
»Du hast gesagt, es ist immer jemand bei dem Geld.«
»Soweit ich weiß, ja. Bis es ausgegeben ist.«
Sie riefen Lane und McCall an. In dem Motel in Hudson holte Cohn sich einen Kaffee, bevor sie den Plan vom Innern des Hotels studierten. »Ich will keinem Hoteldiener begegnen, der grade ein Essenstablett raufträgt«, sagte McCall.
Rosie tippte auf den Plan. »Die nehmen den Personallift hier. Die Treppe ist hauptsächlich für den Notfall gedacht. Ich bin sie abgegangen; auf den Stufen liegt Betonstaub. Sie wird mit Sicherheit nicht allzu oft benutzt.«
»Vor zwei Wochen bist du sie abgegangen«, wandte Lane ein.
»Das Leben ist nun mal nicht perfekt«, zischte Rosie.
»Stimmt. Aber trotzdem …«, brummte McCall.
Sie diskutierten die Unwägbarkeiten. Bisher hatten sie sich auf planmäßige Geldlieferungen für Geldautomaten oder Lohnzahlungen in Autofabriken konzentriert.
Geldtransporte waren ihnen am liebsten, weil sie mehrere Angriffsmöglichkeiten boten. Der richtige Transport an der richtigen Stelle garantierte guten Ertrag und eine langsame Reaktion der Polizei. Keiner aus der Gruppe hatte jemals Einzelpersonen angegriffen, weil die einfach nicht genug Bares mit sich herumtrugen. Die potenzielle Beute sollte das Risiko, also die zu erwartende Anzahl von Jahren im Gefängnis, wert sein, darüber waren sie sich einig.
Bei früheren Zielen hatten sich ziemlich wenige Unwägbarkeiten ergeben. Wenn der Geldtransporter nicht an Punkt X
und der örtliche Streifenwagen nicht an Punkt Y war, warf man die Pläne eben um. Kreditanstalten zogen nicht um und öffneten und schlossen immer zur gleichen Zeit. Wurden die Lohnschecks in einer Fabrik um zehn Uhr verteilt, lösten die ersten Arbeiter sie frühestens um fünf nach zehn ein. Folglich hatte man zwischen neun und fünf nach zehn Zeit, um sich den Transport vorzunehmen …
Diesmal wussten sie nicht einmal sicher, ob das Geld überhaupt da war. Rosie behauptete das zwar - immerhin bestand eine neunzigprozentige Wahrscheinlichkeit -, aber trotzdem: Bei dieser Aktion gab es deutlich mehr Unwägbarkeiten als sonst.
»Der erste Typ, ein gewisser John Wilson, ist ziemlich klein, aber aufbrausend«, erklärte Rosie. »Er könnte Schwierigkeiten machen, daran lässt sich leider nichts ändern. Möglicherweise hat er Gesellschaft. Wenn niemand sonst da ist, könnt ihr die Sache anpacken, wie ihr wollt. Falls doch, schaltet ihr zuerst Wilson aus. McCall - schlag ihn mit deiner Pistole zusammen, verprügle ihn, bis er zu Boden geht. Bring ihn nicht um, aber setz ihm ordentlich zu. Die Sache mit dem Überfall wird sich schnell rumsprechen. Wenn die späteren Ziele davon erfahren, kriegen sie Muffensausen. Das sollen sie auch. Wenn sie Angst vor uns haben, ist alles einfacher.«
»Was, wenn sie die Sicherheitsleute informieren?«
»Tun sie nicht. Was sie machen, ist illegal.«
»Aber …«
»Falls sie tatsächlich jemanden mit einer Waffe dabeihaben, kümmert ihr euch um den. Doch das haben sie nicht. Das ist ja das Schöne an der Sache. Wenn die Polizei rausfindet, was sie da treiben, ist das schlimmer als ein Überfall und Prügel. Und jetzt zum Zimmer: Ich hab mir nicht alle Räume ansehen können. Wahrscheinlich hat er eine Zwei-Zimmer-Suite mit Schlafzimmer rechts, wenn ihr reinkommt …«
Da klopfte es an der Tür. Rosie erstarrte, denn an der Klinke hing das Schild mit der Aufschrift »Bitte nicht stören«.
»Das ist niemand vom Hotel«, zischte sie.
»Geh hin«, sagte Cohn zu Lane, der auf dem Bett lag.
Lane sprang auf und ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und rief: »Na, so was!«, bevor er sie ganz aufmachte.
Eine junge blonde Frau mit altmodischem Kosmetikkoffer trat ein, sagte: »Brutus!«, als sie Cohn entdeckte, und umarmte ihn. Er hob sie hoch, und sie schlang die Beine um seine Taille.
Lane schloss die Tür, und Rosie herrschte Cohn an: »Du verdammter Idiot. Brute …«
»Wie geht’s dir, Lindy?«, erkundigte sich Lane und stellte die Frau McCall vor: »Das ist Lindy.«
»Ich mach mich vom Acker«, verkündete Rosie.
»Rosie, beruhige dich, ja?«, sagte Cohn über Lindys Schulter.
»Ja, beruhige dich, Rosie«, pflichtete Lindy ihm bei.
»Lindy ist nur zu Besuch da. In ein paar Tagen setze ich sie in den Flieger nach Hause«, versprach Cohn.
Rosie ballte die Hände zu Fäusten, stemmte sie in die Hüften
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