Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesgier - Thriller

Todesgier - Thriller

Titel: Todesgier - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
und fragte mit wutverzerrtem Gesicht: »Warum zum Teufel …?«
    »Weil ich’s nicht mehr erwarten konnte«, antwortete Cohn.
    »Brute …«
    »Alle raus hier. Kommt in einer Stunde wieder«, sagte Cohn. »Sonst wird’s peinlich.«
    Sie trotteten hinaus. Rosie strich sich verärgert die kurzen Haare zurück. Cohn meinte: »Nein, lieber in zwei Stunden.«
     
    Samstag auf dem sich sanft neigenden Rasen vor dem Kapitol in St. Paul.
    Letty schlenderte mit offenen Augen durch die Menschenmenge aus Demonstranten, Gaffern, Straßenhändlern und Polizisten. Sie stand kurz vor der Oberstufe der Highschool,
arbeitete seit zwei Jahren als unbezahlte Praktikantin für Channel Three und wurde gefördert von einer Exfreundin von Lucas, mit der dieser eine Tochter hatte, die bei ihrer Mutter und deren neuer Familie lebte.
    Gelegentlich dachte Letty darüber nach, wie kompliziert alles war - Frauen, die Kinder mit zwei Männern hatten, Männer, die Kinder mit mehreren Frauen in die Welt setzten … Und sie selbst stand unmittelbar davor, offiziell Tochter des einzigen Paares zu werden, das sich ihr gegenüber jemals wie ein Elternpaar verhalten hatte.
    Letty war als Tochter einer Alkoholikerin im düstersten Winkel von Nordwest-Minnesota zur Welt gekommen, und ihr Vater hatte sich aus dem Staub gemacht, als sie noch ein kleines Kind war. Sie hatten in einem alten Bauernhaus außerhalb einer kleinen Stadt gewohnt und keine echten Nachbarn gehabt. Ohne Satellitenschüssel waren nur zwei Fernsehprogramme zu empfangen gewesen, weswegen sie als eifrige Leserin und Nutzerin der Bezirksbücherei heranwuchs.
    In ihrer Grundschulzeit begegnete sie einem Mann, der sich seinen Lebensunterhalt als Trapper verdiente und im Spätherbst und Winter Pelztierfallen im Marschland aufstellte. Er zeigte es ihr - allzu schwer war es nicht; die wichtigsten Dinge konnte man sich innerhalb weniger Tage aneignen -, und so fing sie Bisamratten in den Marschen und Waschbären auf der Müllhalde des Bezirks. Nebenbei brachte sie sich selbst das Autofahren bei und wie man der örtlichen Highway-Polizei entging. Das Geld für die Pelze war die Haupteinnahmequelle der Familie.
    Ein hartes Kind.
    Eine Mordserie, bei der ihre Mutter umkam, hatte ihr Leben aus dem Lot gebracht. Aber immerhin hatte sie so Del Capslock und Lucas Davenport kennengelernt, mit dem sie sich praktisch auf Anhieb verstand und der sie als Pflegetochter bei sich aufnahm.

    Aschenputtel.
    Ihr Job bei Channel Three war mehr als nur dekorativ, weil Lucas’ Kollegen von der Polizei sie mit Tipps versorgten, die die Journalisten natürlich gern entgegennahmen.
    Eine Frau mit Baby, die vor einem winzigen orangefarbenen Nylonzelt saß, lächelte sie an. Letty lächelte zurück und begrüßte sie mit einem »Hallo!«.
    »Du bist nicht wirklich beim Fernsehen, oder?«, fragte die Frau mit einem Blick auf Lettys Presseausweis.
    »Doch«, antwortete Letty.
    Auf der anderen Seite des Parks fuhr ein weißer Van vorbei, aus dessen Seitentür ein Mann im Rollstuhl den Park beobachtete - und sie , dachte Letty, als sich ihre Blicke kurz trafen.
    »Wie alt bist du?«, wollte die Frau wissen.
    »Fast fünfzehn.«
    »Und du arbeitest fürs Fernsehen?« Die Frau wirkte gleichzeitig belustigt und skeptisch.
    »Ich hab einen Fuß in der Tür«, antwortete Letty. »Ist eine lange Geschichte. Mein Dad hatte ein Kind mit dieser Frau …«
     
    Lucas trug eine ausgewaschene Jeans und ein khakifarbenes Hemd mit bis zu den Ellbogen hochgekrempelten Ärmeln. Um seinen Hals baumelten ein Schildchen mit der Aufschrift »Session 1 - Beschränkter Zugang« und sein Dienstausweis vom SKA. Obwohl er noch nicht an die eine Kamera vor seiner Brust und die zweite über seiner Schulter sowie die abgegriffene Domke-Fototasche gewöhnt war, schenkte ihm niemand Beachtung. Er machte ein paar Aufnahmen von der Menge, versuchte, gelangweilt zu wirken.
    Nun ja, ihm war tatsächlich langweilig. Der Parteitag verursachte den größten Polizei-Einsatz in der Geschichte der Twin Cities, doch er durfte nicht mitmachen. Er war Teil der
Menschenmenge, und die tat im Moment nicht viel. Hier irgendwo musste Letty sein …
     
    »Hey, Dad! Dad!«
    Letty winkte ihm von einer Ulme mit weit ausladenden Ästen zu. Er ging lächelnd zu ihr. Sie trug mehrere Ausweise an einem Elastikband um den Hals und stand neben einem orangefarbenen Nylonzelt, vor dem eine junge Frau in einer ausgewaschenen blauen Bluse und Jeans-Shorts neben einem Baby auf einer

Weitere Kostenlose Bücher