Todesgier - Thriller
Stock hinten.«
Cohn streifte Latexhandschuhe über. Nun begann das Adrenalin bei ihnen allen zu fließen. Cohn hörte ihren schweren Atem im Treppenhaus. McCall trug den Smoking und ein rotes Hemd, die Maske hochgerollt, einen leeren FedEx-Umschlag in der Hand.
»Bereit«, sagte McCall. Lane nickte.
Ihre Schritte hallten von den Wänden wider, als sie die Stufen hinaufeilten; der Geruch von Beton drang durch ihre Masken. Sie blieben vor der Tür mit der roten »5« darauf stehen und lauschten. McCall trat in den Flur hinaus, eine Hand an der Schläfe, als hätte er Kopfschmerzen. Der Flur war leer. McCall zog die Maske herunter. Das Rauchglasobjektiv der Überwachungskamera befand sich auf halber Höhe des Gangs. Sie nahm nur auf, übertrug nicht live, hatte Rosie gesagt.
Hoffentlich hatte sie recht. Natürlich hatte sie recht. Sie täuschte sich nie.
Zimmer 505 lag fast an der Vorderseite des Hotels, weswegen sie den Flur ein ganzes Stück entlanggehen mussten.
Sie klopften mit einem Autoschlüssel an die Tür. Spürten, dass sich drinnen etwas bewegte.
»Da kommt jemand«, flüsterte McCall. Cohn stand zwischen McCall und der Kamera; McCall rollte seine Maske hoch. Aus dem Zimmer erklang ein »Ja?«.
»FedEx«, antwortete McCall und hielt den Umschlag hoch, so dass er durch den Spion zu sehen war.
»Moment.« Ein klein gewachsener, kahlköpfiger Mann in Anzughose und blauem Hemd öffnete. McCall wandte das Gesicht ab; Cohn stürzte sich mit der Waffe auf den Mann und versetzte ihm mit der Rechten einen Schlag gegen die Brust. Er ging zu Boden, die Tür fiel zu, und die junge Frau in rotem Kleid, die mit einem Tetrapak Schokoladenmilch auf einem Sofa saß, stieß einen kleinen Schrei aus. Als sie die Beine vom Boden hob, lief Lane zu ihr und schlug ihr die Milch aus der Hand, die ihr ins Gesicht und auf die Vorhänge spritzte. McCall kniete unterdessen auf der Brust des klein gewachsenen Mannes und brach ihm mit der Faust die Nase. Wieder stieß die Frau einen Schrei aus und kreischte: »Nicht!«
Lane schrie sie aus ungefähr fünfzehn Zentimeter Entfernung an: »Halt’s Maul, Miststück!«
Sie verstummte wimmernd. Trotzdem gab er ihr eine Ohrfeige, worauf sie vom Sofa auf den Boden rollte. Dabei verlor sie die Schuhe.
Der Mann hielt sich weinend mit beiden Händen die Nase. Cohn drückte ihm die Waffe gegen die Stirn und fragte: »Wo ist das Geld?« Bevor der Mann antworten konnte, begann Cohn rückwärts zu zählen: »Fünf, vier …« Und er entsicherte die Pistole.
Die Frau platzte heraus: »Hinter dem Bett.« Als McCall einen Schritt darauf zumachte, sagte die Frau: »Nicht das hier - im anderen Zimmer.« Sie begann ebenfalls zu weinen. McCall ging durch die Verbindungstür hinüber und kehrte kurz darauf mit einem Koffer zurück.
Lane stand dicht bei der Frau, die vor dem Sofa auf dem Boden lag. Lachend sagte er: »Jungs, wenn mehr Zeit wäre, würd’ ich mir die vornehmen.« Dann zerriss er ihr Kleid. Sie duckte sich wimmernd weg.
McCall, der gerade den Koffer öffnete, sagte: »Die Zeit haben wir leider nicht. Aber wir könnten sie mitnehmen, sie auf den Strich schicken und noch ein bisschen Geld mit ihr verdienen.«
Der klein gewachsene Mann meldete sich zu Wort: »Bitte tun Sie ihr nichts.«
Cohn trat ihm in die Rippen. »Redest du mit uns, Idiot? Du solltest besser die Fresse halten.«
Als der Mann stöhnend wegrollte, versetzte Cohn ihm weitere Tritte. McCall warf unterdessen einen Blick in den Koffer und rief: »Heilige Scheiße!« Unter zwei Hemden lagen mehrere Schichten Fünfzig-Dollar-Scheine, zusammengehalten durch Gummibänder.
»Gehen wir«, sagte Cohn zu McCall und fügte an Lane gewandt hinzu: »Wenn du’s ihr besorgen willst, hast du fünf Minuten Zeit. Dann hauen wir alle hier ab.«
Cohn und McCall traten hinaus auf den Flur. Als die Tür hinter ihnen zuschlug, hörten sie Lane zu der Frau sagen: »Bist ein hübsches Mädchen.«
»Irgendwie tut sie mir leid. Sieht nett aus«, meinte McCall.
Cohn nickte. »Aber Job ist Job. Und dazu gehört, dass sie sich vor Angst in die Hose macht.«
»Eins muss man Rosie lassen: Ihre Informationen stimmen.«
Cohn lachte. »Gut für uns.«
Sie gingen die Treppe hinunter zum nächsten Flur und wiederholten die Aktion: Hier wurde ihnen die Tür von einem ungefähr fünfzigjährigen, dicklichen, teiggesichtigen Mann mit Bart geöffnet, der rückwärts ins Zimmer stolperte, die
Hände über den Kopf hob und sagte: »Scheiße. Es
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