Todesgier - Thriller
seine Brustbehaarung wurde allmählich grau …
Älter, genau wie sie selbst, dachte Lindy. Ihr blieben nicht mehr viele Jahre, in denen sie sich darauf verlassen konnte, dass jemand sie versorgte, wenn sie nett zu ihm war …
Cohn streichelte ihr Bein. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dich wiederzusehen.«
»Ganz meinerseits.«
Randy Whitcomb hatte rote Haare wie Cohn, besaß aber nicht dessen Potenzial. Whitcomb war ein früher Fan von Gangsta Music und MTV und vernachlässigte die Schule. Anders als die meisten anderen Menschen glaubte er, was
die Texte ihm versprachen. Obwohl er in einem öden Vorort von St. Paul wohnte, wo die größte Gemeinschaftseinrichtung ein Hockey-Platz war, fühlte Whitcomb sich wie ein Gangsta - trotz seines knochigen weißen Gesichts und seines roten Haarschopfs. Als er schließlich von der Highschool flog, siedelte er in den nördlichen Teil von Minneapolis in ein Schwarzen-Ghetto mit gelegentlichen Gewalttätigkeiten über, wo er sich den Slang aneignete, mit Dope dealte und am Ende zwei oder drei Nutten auf die Straße schickte, die sonst niemand wollte.
Es war die große Zeit der Crack-Kriege, als alle Backpulver kauften und in der eigenen Küche Crack kochten, als übellaunige, bewaffnete Zwölfjährige in den Straßen patrouillierten. Weil das die Polizei fast zum Wahnsinn trieb, achtete niemand auf einen weißen Kleinganoven, der von Marihuana und ein paar billigen Nutten lebte.
Whitcomb führte ein Gangsta-Leben mit Paisley-Hemden, weiten Cordhosen und grün gefärbten Cowboystiefeln aus Eidechsenleder. Dann erwischte er eine seiner Nutten eines Tages dabei, wie sie mit einem Cop darüber redete, wer was am Laufen hatte, und wählte, seine Gangsta-Musicals im Kopf, die klassische Zuhälterstrafe: Er zerschnitt ihr mit dem Metallring einer Bierdose das Gesicht.
Leider hatte sie mit Davenport gesprochen.
Und der stellte ihn im hinteren Teil einer Kneipe und verdrosch ihn.
Später lief Whitcomb dann einem Serienkiller über den Weg, wurde in eine Schießerei verwickelt und war fortan von der Taille abwärts gelähmt. Das veränderte zwar sein Geschlechtsleben, aber kaum seine Einstellung. Er gab Davenport die Schuld an der Schießerei; für ihn war er verantwortlich für alles, was in seinem Leben schiefging, einschließlich der zwei Aufenthalte hinter Gittern …
Vom Van aus beobachtete er Cops und Demonstranten,
die den Hügel hinauf- und hinunterströmten, einen anderen Typen im Rollstuhl, offenbar einer von der glücklichen Sorte, der nicht einmal merkte, wie beschissen er dran war, und Letty, wie sie vor einem Zelt mit einer Frau und einem groß gewachsenen Mann sprach, der aussah wie Davenport, aber anders gekleidet war als dieser, und wie sie sich schließlich mit zwei Jungs jenes Typs traf, den Whitcomb hasste: gut aussehend, sportlich, wahrscheinlich gute Schüler, die Geld hatten und Erdnussbutter-Sandwiches bei Mom aßen …
Juliet sah sich das Treiben von ihrem Platz hinter dem Lenkrad aus an, bis Whitcomb sagte: »Da ist sie. Sie wollen irgendwohin. Fahr ihnen nach … da rüber, du Idiotin. Mach schon …«
Letty verließ den Park mit Jeff und John. Sie setzte sich neben John auf den Beifahrersitz, weil dieser sich voll und ganz aufs Fahren konzentrieren musste - er hatte den Führerschein erst einen Monat -, und Jeff saß sicher auf dem Rücksitz. Die Gefahr, dass einer von ihnen zudringlich werden würde, war also gering.
Bald schon würde sie sich mit der Sex-Frage auseinandersetzen müssen, das wusste sie, aber im Moment war es ihr noch zu früh. Vielleicht, wenn die Schule wieder anfing. Eine Freundin, einen Monat jünger als sie, erlebte bereits intensives Petting mit ihrem Freund, und der erste echte Geschlechtsverkehr würde vermutlich nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sie war verliebt, was alles komplizierter machte.
Wie auch immer, irgendwann würde Letty sich dieser »Sache« zuwenden müssen. Allerdings nicht mit John, der war ihr zu alt. Jeff hingegen besuchte dieselbe Jahrgangsstufe wie sie selbst und sah ohne Zahnspange gar nicht so schlecht aus. Letty hatte ein weiteres Problem: Sie war noch ziemlich flachbrüstig.
Weather hatte ihr geraten, sich keine Gedanken zu machen:
»Ich weiß schon, dass das nicht geht, aber versuch’s einfach. Du bist einfach nicht der Große-Titten-Typ. Glaub mir, das ist besser so. Die Jungs mögen dich trotzdem. Irgendwann wirst du sie mit einem Baseballschläger
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