Todesgier - Thriller
Foto der Frau erst in ein paar Tagen an die Öffentlichkeit gehen«, sagte Del. »Vielleicht können wir sie auch ohne Fernsehen aufspüren. Wenn wir sie verschrecken und sie sich absetzt … Im Moment ist das Bild unser einziges Ass im Ärmel, von dem sie nichts wissen.«
Lucas überlegte kurz. »Gut, wir warten einen Tag. Sollten wir in der Zwischenzeit etwas herausfinden, können wir’s noch ein bisschen hinauszögern. Aber dann wenden wir uns ans Fernsehen. Carol soll Fotos von Cohn und dieser Frau ausdrucken, die ihr in der Stadt rumzeigt.« An Mitford gewandt fügte er hinzu: »Sie ziehen die Überfälle immer abends durch, weil da die Wahrscheinlichkeit, die Opfer in ihren Zimmern anzutreffen, am höchsten ist und außerdem im Dunkeln ihre Gesichter nicht so genau zu erkennen sind. Wir brauchen die Namen der vier oder fünf größten Geldboten, die nach wie vor hier sind. Vor oder in ihren Zimmern postieren wir jemanden, legen einen Hinterhalt.«
»Ich weiß nicht, ob sie sich darauf einlassen werden«, erwiderte Mitford.
»Die Deals werden sie an einem anderen Ort erledigen müssen. Vielleicht können sie noch ein zweites Zimmer anmieten. Wir müssen handeln, Neil. Es hat bereits vier Tote gegeben.«
Mitford nickte. »Ich mache ein paar Anrufe.«
Letty hatte zwanzig Dollar von Lucas, als sie an jenem Morgen die Räume von Channel Three betrat. Die Frau an der Rezeption ließ sie durch die Sicherheitsschleuse zu den Studios, wo alles für die Bob & Jane -Morgenshow vorbereitet wurde. Auf dem Flur nickte Letty dem Mann vom Wetterdienst zu. Dann betrat sie die Garderobe, wo die Akteure der Show auf ihren Auftritt warteten, holte sich zwei süße Brötchen und aß sie auf dem Weg zu Jennifer Careys Büro.
Auf dem Flur, nicht weit von Jennifers Büro entfernt, befand sich eine Kaffee-Ecke für die Mitarbeiter. Letty blieb stehen, sah sich um, nahm die Dose fürs Kaffeegeld in die Hand und hob den Plastikdeckel ab. Drei oder vier Dollar. Die zu klauen lohnte sich gar nicht.
Sie brauchte noch achtzig Dollar, besser hundert - genug, um Whitcomb davon zu überzeugen, dass Juliet gearbeitet hatte.
Am anderen Ende des Flurs tippte Jennifer etwas in ihren Computer. Als sie Letty bemerkte, hob sie den Kopf. »Hallo, Hübsche«, begrüßte sie sie, so fröhlich, dass Letty sofort wusste, wer sie an Lucas verpetzt hatte.
»Du hast mich verpfiffen«, sagte sie geradeheraus.
Jennifer wollte es erst abstreiten, entschied sich dann jedoch dagegen. »Du bist zu jung. In deinem Alter hab ich mich auch für achtundzwanzig gehalten, ohne es zu sein.«
»Wie alt warst du, als du das erste Mal auf einen Cop geschossen hast?«, fragte Letty.
»Letty, das ist nicht fair.« Jennifer war eine fürsorgliche, konservative Mutter und benahm sich manchmal auch so.
»Und wie alt warst du, als du das erste Mal deine betrunkene Mutter von der Bar heimgefahren hast?«, wollte Letty wissen.
»Letty …«
»Wie alt warst du, als du das erste Mal Geld gestohlen hast, um dir etwas zu essen zu kaufen, weil du Hunger hattest?«
»Verdammt, ich muss tun, was ich für das Beste halte«, wehrte sich Jennifer. »Du bist vierzehn.«
»Ich weiß. Aber wenn’s Probleme gibt, bin ich achtundzwanzig. Ruf dir das in Erinnerung, wenn du mich das nächste Mal verpfeifst.«
Jennifer verdrehte die Augen. »Ich will nicht mit dir streiten.«
»Bin ja schon fertig«, sagte Letty. »Ich brauche jemanden, der mich nach St. Paul bringt, und einen Kameramann im Park. Ich hab mit ein paar jungen Leuten von der Straße - keine Prostituierten, sondern Skater aus St. Paul - gesprochen, die bei einer der Demos mitskaten wollen. Das gäb doch gutes Filmmaterial.«
»Ich bin in fünfzehn Minuten drüben«, versprach Jennifer, bemüht, die Wogen zu glätten. »Die Kameraleute sind schon dort … Ich bring euch zusammen.«
Letty lächelte. »Ich bin gar nicht böse auf dich. Jeder glaubt, das Richtige zu tun. Ich weiß das zu schätzen.«
Jennifer Carey hatte ihre ganz persönlichen Reporterregeln an Letty weitergegeben: Geh vor einem Job zum Pinkeln, auch wenn du nicht musst, denn eine Frau findet nie einen geeigneten Platz dafür, wenn sie ihn braucht. Das Gleiche gilt für Make-up und Haare; überprüfe sie ebenfalls vorher. Und: Lieber ein bisschen zu viel Haarspray als zu wenig.
Letty ging auf einen Plausch mit den Produzenten ins Nachrichtenstudio und behielt dabei das Büro von Jennifer im Auge. Als diese herauskam, winkte Letty ihr zu,
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