Todesgier - Thriller
mit.« Letty packte Jennifer am Ellbogen und zog sie in Richtung Juliet.
Sie kauften sich Hotdogs und unterhielten sich eine halbe Stunde miteinander. Letty versuchte, Juliets Passivität zu durchbrechen. Ihrer Ansicht nach wäre viel gewonnen, wenn es ihr gelang, Randy Whitcomb als Juliets Alpha-Tier zu ersetzen.
Jennifer hingegen faszinierten Juliets Geschichte und ihr Verhältnis zu Whitcomb. »Der liebt dich sicher nicht. Er behandelt dich wie ein Tier und liebt nur sich selbst.«
»Sie kennen ihn nicht«, widersprach Juliet.
»Sie hat recht«, pflichtete Letty Jennifer bei. »Er liebt dich nicht. Wenn du das glaubst, täuschst du dich.«
Juliet zuckte zusammen und murmelte mit gesenktem Blick: »Okay.«
Jennifer sah Letty an. »Lass sie in Ruhe, Letty.«
»Ich hab dir nur zugestimmt«, erwiderte Letty.
»Ich rede mit ihr«, sagte Jennifer. »Du setzt sie unter Druck.«
»Letty ist schon in Ordnung. Sie hilft mir«, murmelte Juliet.
»Dass du nach Hause zurückkehrst, kommt nicht in Frage?«, erkundigte sich Jennifer.
»Nicht, solange Don da ist«, antwortete Juliet. »Der lässt mir keine Ruhe, und Mom glaubt’s mir nicht, wenn ich es ihr erzähle.«
»Du bist sechzehn?«, fragte Jennifer.
»Nächsten Monat werd ich siebzehn.«
»Und Don ist Briefträger. Also muss er ein ganzes Stück älter sein.«
»Ich glaub, vierzig«, erklärte Juliet. »Ein richtiges Arschloch.«
»Ich will dich ja nicht verlegen machen«, sagte Jennifer, »aber ich muss dich das fragen: Was stellt er mit dir an?«
»Er begrapscht mich, kommt ins Bad, wenn ich dusche - das Schloss macht er mit einem Nagel auf. Dann zieht er sich aus und reibt sich an mir. Er ist auch schon mal nackt zu mir ins Bett gekommen. Als ich rausspringen wollte, hat er mich festgehalten …«
»Er hat dich nicht vergewaltigt?«
»Nein, tut er aber bestimmt, wenn ich wieder nach Hause gehe«, antwortete Juliet. »Einmal bin ich nachts aufgewacht, weil er sich nackt zu mir ins Bett gelegt hatte. Als er versucht hat, meinen Kopf zu seinem Schwanz runterzudrücken, hab
ich ihn hier gebissen.« Sie berührte ihre Hüfte. »Er hat geblutet und mich angeschrien … Mom hat so getan, als würde sie’s nicht hören.«
»Du hast ihn nackt gesehen«, sagte Jennifer. »Hat er irgendwelche besonderen Merkmale am Penis oder Hintern?«
Juliet überlegte kurz. »Er rasiert sich am Schwanz und an den Eiern. Und an der Stelle, an der sonst die Haare wären, hat er einen großen braunen Fleck in Form eines Footballs.«
»Wunderbar!«
»Ich hab ihm ein Stück Fleisch rausgebissen und es auf den Boden gespuckt«, erzählte Juliet lächelnd. »Deswegen das viele Blut.«
»Also hat er jetzt eine Narbe«, bemerkte Letty.
»Ja.«
»Wie lange ist das her?«, fragte Jennifer.
»Das war letztes Frühjahr. Ich bin im Juni weggelaufen … und hab Randy kennengelernt.«
»Okay. Die Sache mit Don regeln wir«, versprach Jennifer. »Den werden wir los. Würdest du nach Hause zurückkehren, wenn er nicht mehr da wäre?«
»Möglich«, antwortete Juliet und rang die Hände. »Vielleicht liebt Randy mich wirklich nicht. Aber er braucht mich. Ich muss ihn rumchauffieren, ihm den Rücken massieren und ihn waschen. Er ist der Einzige, der mich je gebraucht hat und mich um sich haben wollte. Außer Don wahrscheinlich.«
Letty beugte sich ein wenig vor. »Wenn du gebraucht werden möchtest, solltest du Krankenschwester werden, nicht Nutte. Mein Gott, Juliet.«
Als Jennifer Juliets skeptisches Gesicht bemerkte, sagte sie: »Sorgen wir als Erstes dafür, dass Don verschwindet. Wenn der weg ist und Juliet eine Bleibe hat, kommen wir vielleicht eher weiter.« Sie stand auf.
»Lass mich ein paar Minuten allein mit Juliet«, bat Letty Jennifer. »Nur ganz kurz.«
»Was darf ich denn nicht hören?«, fragte Jennifer.
»Komm, Juliet«, sagte Letty, ohne ihr zu antworten.
Ein Stück von den anderen entfernt drückte Letty Juliet siebzig Dollar in die Hand. »Reicht das?«
»Ja, müsste reichen«, antwortete Juliet lebhaft. »Noch hat er mich nicht durchschaut.«
»Wird er auch nicht«, erwiderte Letty. »Ich kann dir mehr Geld besorgen. Wir treffen uns morgen wieder. Ich ruf dich an. Erinnerst du dich, was ich gesagt habe?«
»Ja.« Juliet grinste. »Lüg wie gedruckt.«
Als Letty wieder bei Jennifer war, sagte diese: »Interessant, das gebe ich zu, aber ich sehe keine Story …«
»Ich wollte auch keine Story machen, sondern dir Juliet vorstellen, weil
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