Todesgier - Thriller
hinzu: »Jetzt hat Juliet wieder ein Zuhause.«
Aber als Letty Juliet anrief, begann diese zu schluchzen. »Ich bin im Krankenhaus, schon die ganze Nacht. Randy ist verletzt.«
»Wie ist das passiert?«
»Irgend so ein Schwein hat ihn vor ein Auto geworfen.«
Letty verkniff sich gerade noch ein Lachen. »Wie schlimm ist es? Bist du in Ordnung?«
»Ja …« Juliet erzählte ihr die ganze Geschichte.
»Der Mann wollte dich also beschützen? Randy hatte gedroht, dich zu verprügeln, und daraufhin hat der Typ ihn vor das Auto geworfen, oder?«
»Ich hab ihn nicht darum gebeten. Randy war nicht … Er ist wirklich schwer verletzt, Letty, hat überall blaue Flecken. Du solltest ihn sehen; sein Fuß ist gebrochen. Ich kann jetzt nicht nach Hause. Wer soll sich denn um ihn kümmern? Er kann doch nicht mal kochen.«
»Juliet, ich muss mit dir reden. Kann man in dem Krankenhaus irgendwo was essen?«
»In der Cafeteria …«
»Welches Krankenhaus?«
»Das Regions. Vom Fenster aus ist das Kapitol zu sehen.«
»Dann treffen wir uns dort. Bis in einer halben Stunde in der Cafeteria«, sagte Letty.
Letty überredete Jennifer, sie zum Krankenhaus zu chauffieren; nach Hause würde sie mit dem Bus fahren. »Sie will allein mit mir reden. Ich erzähle ihr die Geschichte mit Don.«
Jennifer wirkte skeptisch. »Dein anderer Plan wird nicht funktionieren, wenn sie einfach nach Hause zurückkehrt.«
»Ich habe noch eine andere Alternative. Sobald sie sicher daheim ist, bringe ich sie dazu, mit der Polizei über Randy zu sprechen. Ich hab Lorenzo gefragt. Der sagt, wenn sie die Polizei über Randy informiert, müsste es erst mal keine Verhandlung geben. Er ist auf Bewährung draußen, und sie würden ihn wegen Drogenmissbrauch, Zuhälterei und vielleicht auch Körperverletzung sofort wieder einbuchten. Bis zu einer Verhandlung würde es eine ganze Weile dauern.«
Lorenzo war Anwalt und klärte die juristischen Fragen für die Nachrichtenabteilung.
»Das genügt dir?«, fragte Jennifer. »Dass er wieder ins Gefängnis muss?«
»Ich nehme, was ich kriegen kann. Damit wäre das Problem zumindest verlagert.«
»Ich lass dich hier raus«, sagte Jennifer. »Vergiss nicht, ihr die Sache mit Don zu erzählen.«
»Mach ich.«
»Letty?«
»Ja, ich versprech’s.«
Während Letty ihr die Sachlage schilderte, wirkte Juliet traurig und erschrocken. Randy Whitcombs neue Behinderung schien ihr keine Ruhe zu lassen. Jedenfalls erklärte sie, sie könne nicht sofort nach Hause zurückkehren.
»Versteh mich nicht falsch. Was ihr mit diesem verdammten
Schwein Don gemacht habt, gefällt mir. Aber irgendwie liebt Randy mich, das spüre ich. Ich weiß, was du gleich sagen wirst …«
»Er behandelt dich wie einen Hund«, zischte Letty.
»Nicht mehr. Jetzt braucht er mich wirklich.«
»Und was ist, wenn er den Stock wieder hervorholt?«, fragte Letty.
»Das tut er nicht.«
»Juliet, er wird dich wieder auf die Straße schicken, wo du es irgendwelchen alten Säcken besorgen musst.«
»Wie soll ich dir das klarmachen? Ich muss zurück zu ihm. Ihm geht’s wirklich nicht gut.«
Als Juliet Whitcombs Zimmer betrat, kritzelte er gerade mit einem Kugelschreiber auf einem Bogen Druckerpapier herum. »Wo zum Teufel warst du?«
»Ich hab dir ein Eis geholt«, antwortete sie und reichte es ihm. Mit einem Blick auf das Papier fragte sie: »Was machst du da, Schatz?«
»Einen Plan. Sobald ich hier raus bin, schnappen wir uns diese Davenport-Schlampe. Dann kann sie was erleben.«
Juliet sah sich den Plan an: eine Liste dicht beieinanderstehender Wörter aus winzigen Buchstaben, völlig unleserlich.
»Kümmer dich nicht drum. Das ist mein Plan. Du tust, was man dir sagt.«
Lucas stellte den Porsche auf dem Kurzzeitparkplatz ab, hastete mit seinem Handgepäck zum Schalter, zeigte der Angestellten von Northwest Airlines seinen Dienstausweis und sagte: »Der Flug geht in zwanzig Minuten. Ich muss unbedingt mit …«
Mit dem Ticket in der Tasche drängte er sich an den Kontrollen vor, und ein Mann vom Sicherheitsdienst fuhr ihn mit einem Behindertenwägelchen zum Gate, wo ihn eine lächelnde
Flughafenbedienstete erwartete, obwohl das Boarding bereits abgeschlossen war. Als er den Flieger erreichte, begrüßte die Flugbegleiterin ihn ebenfalls mit einem Lächeln. »Das war knapp, was?« Dann saß er endlich schwer atmend auf seinem Platz.
Den Anruf von der Polizei in Los Angeles hatte er fünfundvierzig Minuten zuvor
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