Todesgier - Thriller
Ist von den Nachbarn jemand zu Hause?«
»Dick und Carly wohnen gleich da drüben. Dick hab ich vor einer Minute gesehen.« Sie zeigte über die Straße.
»Danke. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie was finden«, sagte Lucas.
Er hatte die Straße halb überquert, als sie ihm nachrief: »Am Venice Boulevard gibt’s ungefähr vier Blocks in dieser Richtung« - sie deutete - »einen Laden von einem David Irgendwie. Der macht Hochzeitsfotos und Porträts und dokumentiert angeblich das zeitgenössische Leben von Venice. Er geht abends in der Gegend herum und fotografiert Häuser und Leute …«
»Danke«, sagte Lucas. »Sie sind übrigens eine sehr attraktive Frau.«
»Ich weiß. Das stärkt das Ego.«
»Sind Sie Schauspielerin?«
»Nein, aber nett, dass Sie fragen.« Sie winkte ihm kurz zum Abschied zu und kehrte zu ihrem Haus zurück.
Lucas gesellte sich zu Barr. »Könnten Sie mich mitnehmen?«
»Wohin?«
»Zu einem David Irgendwie, einem Fotoladen am Venice Boulevard, der Hochzeits- und Porträtaufnahmen macht.«
David Harelsons Hochzeits- und Porträtfotos befand sich an einer Einkaufspassage drei Häuserblocks die Straße hinunter. Als Lucas den Laden entdeckte, wendete Barr regelwidrig, um einen Parkplatz zu ergattern, und sofort heftete sich ihm ein Streifenwagen mit Blaulicht an die Fersen.
»Ach, Scheiße«, fluchte Barr. »Jetzt gibt’s ein Knöllchen.«
»Ich geh rein zu dem Fotografen; währenddessen können Sie mit dem Kollegen reden«, sagte Lucas schmunzelnd.
David Harelson war da, die Tür jedoch zugesperrt. Lucas, der ihn im Geschäft sah, klopfte. Als Harelson nicht reagierte, klopfte er lauter. Harelson zischte wütend von innen: »Geschlossen.«
»Ich bin von der Polizei«, erklärte Lucas. »Lassen Sie mich rein.«
Harelson musterte ihn, sah Barr und das Blaulicht auf dem Streifenwagen und öffnete.
»Was gibt’s?« Er war klein gewachsen und übergewichtig, hatte eine beginnende Glatze und ein schmales Oberlippenbärtchen sowie einen winzigen Ziegenbart am Kinn.
»Drüben am Kanal ist ein Haus abgebrannt - am Carroll Court«, antwortete Lucas. »Man hat uns gesagt, dass Sie das Leben hier im Viertel fotografisch dokumentieren.«
Harelson trat erstaunt einen Schritt beiseite, um Lucas hereinzulassen. »Ein Haus am Carroll Court? Welches? Wie groß ist der Schaden?«
»Ziemlich groß. Vom Venice Boulevard kommend ist es links, ungefähr auf halber Höhe des Blocks, ein rosafarbener Stuckbau. Auf dem Garagentor befindet sich ein Sonnenblumenornament.«
Harelson schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das Lu-Haus.«
»Lu?«
»Der ursprüngliche Besitzer. Der hat es vor Jahren gebaut. Mein Gott, ich muss da hin.«
»Moment noch. Es ist eine üble Sache: tote Polizisten und Zivilisten …« Er erzählte Harelson die Geschichte.
»Davon wusste ich nichts. Ich schaue nicht fern«, sagte Harelson.
Da gesellte sich Barr zu ihnen. »Hab den Strafzettel noch mal abwenden können.«
»Ich speichere meine Fotos digital. Sie sind nach Blocks und Adressen sortiert.«
»Wir müssen die Frauen oder ihre Autos finden.«
Harelson nickte. »Kommen Sie mit. Ich zeig Ihnen meine Aufnahmen.«
Im hinteren Teil des Raums befand sich ein Apple-Computer, ein hoher silberner Turm mit Griffen und zwei Monitoren, einem großen und einem kleineren. Harelson rief das Programm und die Dateien mit den Fotos auf, und sie gingen sie nach Autos durch. »Wie viele Bilder haben Sie?«, erkundigte sich Barr.
»Für diesen Häuserblock vierhundertzwölf. Mit herkömmlichem Film wären es vielleicht sechs oder zehn gewesen. Gott sei gedankt für die Digitalfotografie.«
»Ich fotografier selber ein bisschen«, bemerkte Lucas.
»Ach, tatsächlich? Einem Polizisten bieten sich sicher tolle Motive …«
Am Ende fanden sie zwei Aufnahmen von dem Lexus und eine von dem Toyota. Das Foto von dem Toyota war von der Seite, aus einiger Entfernung und am Spätnachmittag gemacht, weswegen sie darauf keine Einzelheiten erkennen konnten. Auf einem der Bilder von dem Lexus hingegen gelang es ihnen fast, das Kennzeichen zu entziffern.
»Moment«, sagte Harelson und zoomte das Nummernschild heran. »Da.«
»Erstaunlich«, erwiderte Barr und klopfte Harelson auf den Rücken. »Drucken Sie uns das bitte aus.«
Der Wagen war auf eine Louise Janowitz zugelassen und bei State Farm versichert, der Führerschein in Kalifornien ausgestellt. »Louise, nicht Lauren, Laura oder Martha«, sagte
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