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Todesglocken für John Sinclair

Todesglocken für John Sinclair

Titel: Todesglocken für John Sinclair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie größer und damit zu halblangen Feuerarmen, die den Raum vor dem Eingang in ein unnatürliches Licht tauchten, das mehr aus Schatten bestand.
    Killing Jo ging vor.
    Hinter sich hörte er die knirschenden Schritte seiner Bande. Arme wurden in die Höhe gehoben. Zuckender Fackelschein zeichnete ein geisterhaftes Muster auf die kalten Steinwände. Es war ein sehr großes Rund, daß die Bande betrat, und die jungen Männer hatten ihre Anweisungen vorher bekommen. Sie wußten, wie sie sich zu verhalten hatten, deshalb lösten sie die Reihe auf und bauten sich genau verteilt an den Mauern des Tempels auf, so daß sie einen Kreis bilden konnten.
    Die Arme hielten sie halbhoch und angewinkelt. Mit den Ellbogen stützten sie sich dabei am Mauerwerk ab, damit ihre Arme nicht so schnell ermüdeten.
    Killing Jo ging vor. Seinen Helm hatte er aufbehalten. Er schritt breitbeinig wie ein Westernheld, und um seine dicken Lippen hatte sich ein Lächeln gelegt.
    Dieses Lächeln galt einer Person.
    Dem Magic Man!
    Er war der ungekrönte Mittelpunkt des Tempels, und seine Anwesenheit verbreitete zu der herrschenden Kälte noch ein gewisses Grauen, das aus den Tiefen eines Grabes gestiegen zu sein schien. Aus dem U-Bahn-Schacht war er über den Fahrstuhl in die Disco und von dort nach draußen gelangt. Keiner hatte seinen Weg stoppen können, den er bis zum Ende durchschreiten wollte. Der Teufel stand auf seiner Seite. Satans Macht sollte auf ihn übergehen, damit er für den Höllenfürsten weitere Diener sammeln konnte. Gestärkt worden war er durch das Blut eines jungen Mädchens. Deshalb wirkten seine Bewegungen auch nicht mehr so abgehackt, sondern schon fast glatt und flüssig.
    Er stand da und schaute den Ankömmlingen entgegen. In seinem alten, borkigen, mumienhaften Gesicht regte sich nichts. Nur die Augen glänzten. In ihnen spiegelte sich zudem der Widerschein des Feuers, so daß die schmalen Pupillen wirkten, als wären sie mit Flammen ausgefüllt.
    Killing Jo blieb vor dieser Gestalt stehen. »Wir sind da, Magic Man«, sagte er. »Wir haben endlich deine Heimat erreicht. Hier bist du aufgewachsen, hier wirst du weiterhin deine Ruhe haben und deine Macht ausüben können. Der Teufel, die Hexen und wir tragen dafür Sorge. Wir verehren dich, Magic Man. Vor mehr als fünfzig Jahren ist deine Sekte von widerlichen Menschen in alle Winde zerstreut worden, wir aber sind gekommen um sie Wiederaufleben zu lassen. Du bist der Meister, wir sind deine Diener. Aus einem fernen Land, das Amerika heißt, hat man dich mitgebracht, dich, den Uralten. Schon die Ureinwohner dieses Landes haben dich angebetet, wir werden dies wiederholen.«
    Der Magic Man hatte die Worte gehört. Ob er sie auch verstanden hatte, war ihm nicht anzusehen. Sein Blick blieb nach wie vor ausdruckslos, aber er breitete die Arme aus.
    Killing Jo, der bisher ein wenig davor gezittert hatte, atmete auf. Diese Geste sagte ihm genug.
    Willkommen sollte sie heißen. Ja, man hieß ihn und seine Freunde willkommen.
    In diesem Augenblick tat der Bandenchef etwas, das er noch nie getan hatte.
    Er verbeugte sich.
    Den Oberkörper drückte er nach vorn, und die übrigen neun Zombies sahen dies mit großem Erstaunen. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er auch die gleich die nächste Frage parat.
    »Was sollen wir tun, Magic Man?«
    Die uralte, aus den Staaten nach England gekommene Mumie bewegte den Kopf. »Das kann ich euch sagen«, erwiderte sie. Woher die Stimme kam, war nicht festzustellen, denn der Mund war regungslos. »Ihr müßt warten.«
    »Auf wen?«
    »Sie wird gleich läuten!«
    Es waren keine flüssig gesprochenen Worte, die die Zombies hörten. Krächzend und abgehackt drangen sie aus dem Schädel, aber jeder wußte Bescheid. Auf die Glocke würden sie warten. Wenn ihr Klang über Soho wehte, würden sie reagieren.
    Niemand sprach mehr. Zwar breitete sich auch keine Stille aus, aber das Fauchen der Fackeln erinnerte die wartenden Bandenmitglieder an flüsternde Stimmen aus der Unterwelt.
    Hatte Asmodis bereits sein Zeichen gesetzt?
    Sie warteten ab. Ein jeder spürte den gewissen Druck, ohne daß er es zugeben wollte, aber so abgebrüht waren die jungen Männer noch nicht, als daß sie nicht die innere Spannung gespürt hätten, die sich in ihren Körpern ausbreitete.
    Die lange Vorbereitungszeit näherte sich dem Ende. Schon zweimal hatte die Glocke geläutet. Wenn ihr Klang ein drittesmal über das Häusermeer schwebte, war der große Zeitpunkt erreicht.

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