Todesglocken für John Sinclair
wobei die Zuschauer das Gefühl hatten, als würde sie kaum näher kommen, obwohl sie größer wurde.
Die Seite mit dem Teufelsabdruck war ihnen zugedreht. Sehr genau konnten sie das Gesicht ihres großen Meisters erkennen, sie sahen auch die Augen und bekamen das Gefühl, als würde in deren Pupillen für sie eine Botschaft stehen.
Noch rührte sich nichts. Nach wie vor hing der Klöppel bewegungslos, aber die Glocke würde ihrer eigentlichen Aufgabe bestimmt nachkommen und mit ihrem Todesgeläut beginnen.
Eine so große Glocke hatte keiner der Bandenmitglieder bisher in seinem Leben gesehen. Sie war so gewaltig, das man sie in ihren Ausmaßen mit den Umrissen eines kleinen Hauses vergleichen konnte. Ein unheimlich und gespenstisch wirkendes Gebilde, das sich ihnen immer weiter näherte und in einer geraden Linie über dem runden Dach des Tempels endlich zum Stillstand kam.
Dabei bildete die Glocke fast die Verlängerung der Dachspitze, und noch immer rührte sich der Klöppel nicht. Wie ein Zapfen stand er zwischen den beiden Hälften.
Das dreieckige, häßliche Teufelsgesicht starrte zu ihnen hinab. Da sie die Köpfe in den Nacken gelegt hatten, bekamen sie das Gefühl, daß der Blick des Teufels jeden von ihnen genau erfaßte. Selbst die abgebrühten Rocker erschauerten unter diesem Eindruck. Manch einem rann nicht allein wegen der Kälte eine Gänsehaut über den Rücken, es war eben das nicht faß- und erklärbare Grauen, das diese Augen entließen, um die Menschen in ihren Bann zu zwingen.
Es begann mit einem heiseren Schrei des Magic Man, bei dem sich selbst die Rocker erschraken und sich unwillkürlich duckten, denn so etwas hatten sie auch nicht erwartet.
Der Magic Man schrie weiter. Und sein Schreien ging über in Worte. Er redete in einer Sprache, die keiner der Menschen verstand. Das mußten Urlaute sein, die aus seinem Maul drangen, vom Teufel jedoch verstanden wurden, denn sie dienten der Glocke gleichzeitig als Startzeichen.
Zunächst war es nur ein Zittern des Klöppels, das die Rocker sahen. Ein kurzes Beben, mehr nicht, dann aber geriet der Klöppel in Bewegung und begann zu schwingen. Er pendelte plötzlich von einer Seite zur anderen und bekam einen ersten Kontakt mit der inneren Glockenwand. Der erste Schlag hallte auf.
Es war ein dumpfer Ton, der durch Dunkelheit und Nacht getragen wurde, als läge er unsichtbar auf einem wehenden Tuch, das seine Botschaft verbreiten wollte.
Der zweite Schlag, der dritte und der vierte…
Erste Echos entstanden, und aus den vereinzelten Schlägen war bereits das Geläut geworden.
Immer dumpf klingend und von einer Botschaft berichtend, die in der Hölle geboren war.
Der Klang breitete sich in alle Richtungen hin aus. Bis hoch zu den kalt glitzernden und vereinzelt am Himmel stehenden Sternen schien er dringen zu wollen, um auch die letzten davon zu überzeugen, daß der Teufel seinen Siegeszug angetreten hatte.
Und die Rocker standen da, hatten die Köpfe in den Nacken gelegt, bebten, zitterten und wünschten sich, daß der Satan es allen zeigen möge.
Der Magic Man drehte sich um. Seine Arme waren wieder nach unten gesunken. In den sonst glanzlos wirkenden Augen lag ein Leuchten, und als er unter seinen Poncho griff, holte er eine gewaltige Waffe hervor, die bisher keiner von den Zombies gesehen hatte.
Es war ein Tomahawk!
Eine Wurfwaffe, wie sie bei den Indianern schon seit Jahrhunderten eingesetzt wurde. Nur besaß dieser Tomahawk eine besondere Größe. Er war ungefähr dreimal so groß wie ein normaler Tomahawk, und als der Magic Man ihn durch die Luft schwang, glühte die vorn an beiden Seiten scharf zulaufende Schneide in einem dunklen, kalt wirkenden grünen Licht.
Die Rocker sahen die Waffe, und sie zuckten unwillkürlich zurück, da ihnen dieses Wurfgeschoß unheimlich geworden war.
»Er macht mich unbesiegbar!« versprach der echte Zombie. »Er ist gewaltig und stark. Selbst Manitu würde es nicht schaffen, ihn zu vernichten, denn diese Waffe ist in der Lage, sein für ihn heiliges Lasso zu durchtrennen. Solange ich sie besitze, werde ich existieren, denn mein Leben und der Tomahawk sind eng miteinander verbunden. Wer von ihm getroffen wird, stirbt.«
Und dann demonstrierte er diese Tatsache auf eine schreckliche Art und Weise.
Wie ein Fallbeil fiel sein Arm nach unten. Auf halber Höhe verließ der Tomahawk seine Faust, jagte wie ein grüner Schatten durch die Luft und traf voll…
***
Den Zombies stand plötzlich das kalte
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