Todesglocken für John Sinclair
Finger besaß, die dicht aneinanderlagen. Der Leichenwagen besaß im Laderaum Milchglasscheiben. Man konnte normalerweise nicht hindurchschauen. Über dem Milchglas allerdings befand sich ein schmaler Streifen, und gegen den preßte Suko sein Auge. Er wollte wenigstens erkennen, welchen Weg sie ungefähr nahmen.
Das Läuten der Glocke war seiner Ansicht nach lauter geworden. Sie waren soeben dabei, die Straße, in der sich die Vorkommnisse abgespielt hatten, zu verlassen. Der Fahrer lenkte den Leichenwagen in eine Rechtskurve, so daß sie auf einer anderen Fahrbahn weiterrollten. Sie war schmaler, hier lag der Schnee auf der Fahrbahn höher, da ihn niemand weggeräumt hatte.
Tiefstes Soho, dachte Suko und drückte sich wieder zurück. Vergnügen, hier mit zwei Toten zu hocken, bereitete ihm die Fahrt nicht, aber was sollte er machen? Ungewöhnliche Fälle erforderten eben ungewöhnliche Maßnahmen, und so wartete der Inspektor weiter, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Er bezeichnete es als reinen Zufall, daß er noch einen Blick auf den blonden Toten warf.
Leicht war der Inspektor nicht aus der Bahn zu werfen, in diesem Augenblick jedoch erschrak er. Der Tote hatte sich bewegt. Zwar lag er noch ebenso wie zuvor, aber die Hände hatten eine andere Haltung angenommen. Sie waren zu Fäusten geschlossen. Dabei hatten sie zu vor flach auf dem Sargboden gelegen.
Suko hielt vor Überraschung den Atem an, drehte den Kopf und holte gleichzeitig seine kleine Leuchte hervor. Der schmale Strahl fiel in das Gesicht der Leiche. Starr und unbeweglich blieb es, bis auf das kaum wahrnehmbare Flattern der Augendeckel. Der Inspektor mußte schon sehr genau hinsehen, um dies erkennen zu können.
Alle Versprechungen oder Voraussagen waren plötzlich eingetroffen. Das unheimliche Läuten besaß tatsächlich die Kraft, Tote wieder ins Leben zu rufen.
Es war ein grauenvolles, unheilvolles Leben, die Existenz eines Zombies.
Und Zombies, die Menschen radikal angingen, mußten vernichtet werden. Das wußte auch Suko.
Ihm standen als Waffen die Beretta und die Dämonenpeitsche zur Verfügung. Auf die Beretta wollte er verzichten, die Peitsche arbeitete ebenso sicher und auch lautlos. Er holte sie hervor, blieb in seiner Haltung hocken und schlug einen Kreis.
Dadurch rutschten die Riemen aus der Öffnung.
Das geschah in dem Moment, als sich die zweite Leiche aufrichtete. Es war der Greis. Wie eine Puppe schnellte er aus dem offenen Sarg hoch und blieb ebenso steif hocken. Dabei schaute er in Sukos Richtung. Als er dies tat, glaubte der Chinese, es knacken zu hören. Suko drehte die linke Hand und leuchtete dem Greis direkt in das Gesicht.
Es war eine schauderhafte Fratze, die den Inspektor anstarrte. Ein Zerrbild des menschlichen Gesichts. Der offene Mund wirkte wie eine Höhle, und allmählich drückte der Tote auch seine Hände in die Höhe. Suko handelte.
Weit konnte er in dem engen Raum nicht ausholen. Er schlug praktisch aus dem Handgelenk und traf den Greis am Hals. Die Peitschenriemen wickelten sich um die magere Haut wie eine Würgeschlinge. Der Zombie stieß ein gurgelndes Geräusch aus, hob die Arme weiter, doch er besaß nicht mehr die Kraft, sie auch zu halten. Sie fielen nach unten, und mit den Händen drosch er auf die beiden Sargkanten.
Durch eine Gegendrehung löste Suko die drei Fesseln vom Hals des Zombies. Die lebende Leiche hielt sich für einen Moment noch aufrecht, dann kippte sie. Genau dort, wo sie erwischt worden war, löste sich die Haut am Hals auf, so daß dünne Rauchfäden nach oben und aus dem Sarg steigen konnten.
Dieser lebende Leichnam würde dem Inspektor nicht mehr gefährlich werden können.
Die plötzliche Berührung an seiner linken Schulter jagte ihm einen gehörigen Schreck durch die Knochen. Es war nur ein leichter Druck. Er allerdings reichte, um Suko in der sitzenden Stellung herumfahren zu lassen.
Es war die blonde Leiche, die es ebenfalls geschafft hatte. Suko schaute direkt in ihr Gesicht und sah auch ihre klauenartigen Hände auf sich zukommen.
Mit dem Ellbogen schlug er zu.
Die lebende Leiche wurde wieder nach hinten katapultiert und fiel dabei quer über den Sarg, der durch die plötzliche Bewegung trotz der Schiene ins Schaukeln geriet.
Suko befürchtete, daß der Fahrer etwas merken könnte, bisher war alles glatt verlaufen, und auch in den folgenden Sekunden brauchte sich der Chinese keine Sorgen zu machen, denn der Mann hinter dem Lenkrad mußte sich auf die vereiste
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