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Todesglocken für John Sinclair

Todesglocken für John Sinclair

Titel: Todesglocken für John Sinclair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte. Die Schienen vor ihm glänzten matt. Er sah auch die Heckklappe und hörte ebenfalls Schritte. Sie hatten sehr schnell den Wagen erreicht, und dann wurde die Heckklappe in die Höhe geschoben. Wie ein Dach stand sie vor. Suko vernahm das Keuchen der vier Menschen trotz des Glockenklangs, und im nächsten Augenblick verdunkelte sich der Ausschnitt, weil die Särge auf die Schienen geschoben wurden. Sie glitten auf den versteckt unter der Decke liegenden Suko zu und hakten sich schließlich fest.
    »Das war's«, sagte der Sargmacher. »Wollt ihr wirklich nicht mitfahren? Ich habe noch Platz.«
    »Nein, wir suchen noch andere.«
    »Wie viele Schwestern und Brüder werden es denn sein?« erkundigte sich der Mann.
    »Sehr viele, glauben wir.«
    »Ha, das ist gut.« Er fügte noch etwas hinzu, das Suko nicht verstehen konnte, weil die Ladeklappe zugeknallt wurde.
    Wenig später stieg er in das Fahrerhaus. Auch hier schlug er die Tür heftig ins Schloß. Durch den Leichenwagen lief ein Zittern, als der Mann den Motor anließ. Langsam setzte sich der Wagen in Bewegung. Die Reifen knirschten über den Schnee. Auch dieses Geräusch hörte Suko, der eingeklemmt hinter den Särgen lag, die Decke allerdings zur Seite geschoben hatte, und nun besser sehen konnte. Auf der Straße mußte der Mann bremsen. Bei eisglatter Fahrbahn rutschten die Räder weg, der Wagen stellte sich leicht schräg, aber sein Fahrer schaffte es, ihn um die Kurve zu ziehen.
    Suko wurde auch mutiger. Er schob die Decke vollends zur Seite, kroch hervor und sah die beiden Särge. Der Kerl hatte sein Versprechen gehalten und sie nicht verschlossen, so daß Suko einen Blick in die offenen Totenkisten werfen konnte. In jeder lag ein Mann. Einer war noch relativ jung. Er trug einen roten Pullover und einen dunklen Anzug. Sein Haar bestand aus blonden Strähnen und Locken. Wann es ihn erwischt hatte, konnte Suko nicht sagen. Auch wunderte er sich, daß man ihm noch kein Leichenhemd verpaßt hatte. Der Inspektor konnte nicht feststellen, wie der Mann ums Leben gekommen war. Der konnte sogar erfroren sein.
    Der zweite war ein Greis. Zwar brannte auf der Ladefläche kein Licht, dennoch schaute Suko in ein bleiches Gesicht, aus dem die spitze Nase hervorstach. Der Mund stand ebenfalls offen, und der Tote wirkte in seiner Leichenstarre wie eine makabre Figur. Das war keine Fahrt für schwache Nerven. Suko hätte sie auch nicht unternommen, doch es gab zwei Dinge, die er herausfinden wollte. Erstens mußte er natürlich das Ziel wissen. Der Leichenwagen würde zu dem Ort fahren, wo die Glocke läutete. Das konnte irgendwo in Soho sein. Allein vom Anblick der Glocke her war es nicht möglich gewesen, diesen Platz überhaupt auszumachen.
    Dann wollte der Inspektor noch wissen, ob es das unheimliche Glockengeläut tatsächlich schaffte, einen Toten aus seiner Starre zu holen und ihm ein untotes Leben einzuhauchen.
    Sollte dies tatsächlich der Fall sein, konnte Suko davon ausgehen, daß das Glockengeläut auch andere Leichen zum Leben erweckte und sich Friedhöfe anfingen zu öffnen. Eine schlimme, schreckliche Vision, die den Inspektor nervlich belastete.
    Noch rührten sich die Toten nicht. Der Greis lag starr mit auf der Brust übereinandergelegten Händen. Er füllte den Sarg in der Breite nicht aus. Jedes Schütteln bekam er mit, und manchmal wurde er von einer Seite auf die andere geschleudert, so daß er jeweils mit dumpfen Lauten gegen die Innenwände der Totenkiste prallte.
    Auch den zweiten sah sich Suko an. Der Inspektor hielt sich jeweils an den Kopfenden der Särge auf. Wenn er nach unten schaute, sah er direkt in die Totengesichter.
    Auch in das des blonden Mannes. Es bereitete ihm große Mühe Einzelheiten zu erkennen. Und er wurde das Gefühl nicht los, diesen blonden Mann schon einmal gesehen zu haben. Und zwar im Zuge seiner Arbeit.
    Sehr vorsichtig wurde der schwere Wagen bewegt. Wenn der einmal ins Rutschen kam, hielt ihn nichts mehr. Der Fahrer kannte sich aus. Er holte die Toten bei jedem Wetter.
    Auch der jüngere Tote blieb nicht ruhig liegen. Jeder Stoß, den der Leichenwagen abbekam, übertrug sich auch auf den Sarg und zwangsläufig auf den Toten, so daß die Leiche von einer Seite zu anderen geschüttelt wurde.
    Er hatte die Hände nicht vor der Brust verschränkt. Sie lagen zu beiden Seiten des Körpers, als würden sie überhaupt nicht zu ihnen gehören. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse erkannte Suko, daß der Mann kräftige

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