Todesgruß vom Gelben Drachen
das ist nicht genug, um meine Freiheit
aufs Spiel zu setzen. Wenn ich dir helfen soll, mußt du mir mehr bieten.“
Detl zitterte. Alles Blut floß abwärts
in ihm und blieb dort. Sein Gesicht hatte die Farbe einer Gipsbüste.
„Mann, Scheffel. Wenn es das ist...“,
stammelte er. „Ich... schenke Ihnen meinen Ferrari. Den können Sie sofort
haben. Ehrlich! Und der ist über 200 000 Mark wert. Ist neu. Kfz-Schein und
Kfz-Brief liegen in meinem Nachttisch. Auch die Autoschlüssel. Nehmen Sie
alles. Nehmen Sie den Wagen.“ Finster starrte der Hehler ihn an. Die Pistole
war nicht geladen. Aber sie erfüllte ihren Zweck. Scheffel mußte an sich
halten, um nicht zu grinsen.
„Gut“, nickte er. „Dafür riskiere ich
was. Aber nur dafür. Wir machen einen Kaufvertrag. Damit geht der Ferrari in
meinen Besitz über. Und der Schuldschein gilt. In 252 Tagen kriege ich 70 000
von dir.“
„Aber...“, stotterte Detl. „Sie...
haben mir doch gar nichts geborgt.“
„Was denn noch!“ schrie der Hehler ihn
an. „Denkst du, ich riskiere meine Freiheit und meinen guten Ruf für nichts und
wieder nichts.“
„Und wie... wie werden Sie mir helfen?“
„Du gibst mir die Hausschlüssel. Du
bleibst hier. Ich fahre nochmal in die Fichtlingsröder Allee. Ich hole die
Kfz-Papiere und nehme den Wagen gleich mit. Er ist abgemeldet, wie? Macht
nichts. Rote Nummernschilder kriege ich von einem Bekannten. Da brauche ich nur
vorbeizufahren. In der Villa werde ich irgendwo eine Fensterscheibe einschlagen.
Es soll der Eindruck entstehen, ein Einbrecher wäre eingestiegen. Dein Onkel
hat ihn überrascht — und bei dem Handgemenge den Kürzeren gezogen. Klar? Sobald
ich zurück bin, machen wir den Kaufvertrag. Dann schiebst du ab — nach Hause.
Du findest deinen toten Onkel, erkennst, was sich abgespielt hat, verständigst
die Polizei. Man wird dich fragen, wo du warst. Du interessierst dich für
Antiquitäten, bist bei mir gewesen, hast im Laden geholfen. Du siehst, ich habe
meine Meinung geändert. Ich gebe dir ein Alibi. Das gehört zu meiner
Gegenleistung für die 70 000 und den Ferrari.“
„Ich... ich bin Ihnen ja so dankbar.“
Detls Zähne klapperten. „Wo... wo liegt die... äh... Leiche?“
„Gleich hinter der Eingangstür. Du
stolperst über ihn. Hast du Schiß?“
Detl verneinte. „Ich habe schon mal ‘nen
Toten gesehen. Bei einem Autounfall. Es... macht mir nichts aus.“
„Dann jetzt her mit dem Hausschlüssel!
Ich muß mich beeilen.“
19. Fünf Pfund Heroin
Gaby fröstelte. Die Dunkelheit begann,
und die Temperatur sank. Tim sah, wie seine Freundin die Schultern hochzog.
Fürsorglich klappte er den Kragen ihrer lammfell-gefütterten Jacke nach oben.
Die TKKG-Bande stand vor dem
Polizei-Präsidium, hatte sich eben von Kommissar Glockner verabschiedet.
Klößchen brach eine Schokoladentafel in
der Mitte durch und begann zu futtern.
Karl sagte: „So ein Mist! Ich dachte,
Tim, du würdest diesen Hung hundertprozentig erkennen. Allerdings — da gebe ich
dir recht: Er sieht aus wie 100 000 andere Chinesen. Kein bißchen anders — mal
abgesehen von seiner Motorrad-Kluft.“
„Und der Mundwinkel-Narbe.“ Tim war
damit beschäftigt, Gaby vor der Witterung zu schützen. Doppelt schlang er
seiner Freundin den weißen Schal um den Hals und zupfte an der Wolle herum, bis
Gaby eingemummelt war.
„Ich kann mich schon allein anziehen“,
meinte sie.
Tim lachte. „Aber du ahnst nicht, daß
wir jetzt mit Tempo fahren müssen. Wahrscheinlich haben wir Gegenwind, wenn wir
zu Lam wollen.“
„Und weshalb wollen wir dorthin?
Trainiert hast du doch schon.“
Tim dämpfte die Stimme und blickte
rasch zum Eingang des Präsidiums.
„Ich konnte deinem Vater nichts davon
sagen, Gaby. Sonst wäre der Zwiespalt noch zwiespältiger geworden. Hung hatte
nämlich tatsächlich eine Rauschgift-Lieferung bei sich. Das Paket ist jetzt bei
Lam. Er mußte es nehmen und verstecken. Hätte er sich geweigert, wäre sein
Leben verspielt. Das war so...“
Er berichtete. Seine Freunde staunten.
Für einen Moment stellte Klößchen das Kauen ein.
„...hat Hung nur ein paar Minuten
Vorsprung“, beendete Tim seine Erläuterung. „Der ahnt natürlich, daß man ihn
beschattet. Deshalb wird er nicht selbst bei Lam aufkreuzen, sondern einen
Triaden-Komplicen beauftragen. Der holt das Heroin. Und zwar sofort — jedenfalls
innerhalb der nächsten Stunde. Das heißt, wir haben nicht mehr viel Zeit.“
„Willst du
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