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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ist er also mit Sicherheit nicht. Denn das
könnte er zugeben. Weshalb leugnet er? Weil an dieser Bekanntschaft was faul
ist. Fixt Preff? Und Hung ist sein Heroin-Lieferant? Unmöglich! Preff nimmt
keine Drogen. Der platzt vor Kraft. Also was steckt dahinter? Mir fällt nur
eine Erklärung ein: Irgendwie hängt Preff mit den Triaden zusammen. Vielleicht
managt er sie. Vielleicht liefert er Rauschgift. Vielleicht zieht er an
irgendwelchen Fäden in dem schmutzigen Geschäft. Jedenfalls muß es eine
Verbindung geben. Wir rücken Preff auf die Pelle. Und bluffen ihn. Wir
behaupten, wir hätten Hung gekascht. Und so vermöbelt, daß er nicht mehr weiß,
ob er Chinese, Japaner oder Indianer ist. Aber Hung hätte uns nichts sagen
können über Gabys Verbleib. Hung hätte uns an ihn, Preff, verwiesen. Der sei
der zuständige Informant.“
    „Das kann schiefgehen“, Karl wiegte den
Kopf. „Preff wirft uns raus.“
    „Wir gehen noch weiter. Hung hätte
gesagt, Preff wäre der Gelbe Drache.“
    „Das ist völlig unmöglich, Tim. Preff
ist kein Chinese. Ich glaube, mit der Aktion setzen wir uns in die Nesseln.“
    „Um Gaby zu befreien, gehe ich jedes
Risiko ein. Mein Gefühl sagt mir, wir müssen Preff unter Druck setzen — und
zwar so, daß er die Nerven verliert. Damit — ich wette — kommen wir der
Wahrheit näher.“
    Tim blickte zur Telefonzelle und preßte
die Lippen zusammen.
    „Verdammt!“ murmelte er. „Herr Glockner
hat mich gefragt, ob wir noch irgendwas wissen. An Preff habe ich nicht
gedacht. Die Überlegung kam mir erst hinterher. Ich glaube, ich muß es Herrn Glockner
sagen. Bestimmt rauscht er dann an. Aber wir haben Vorsprung. Von hier aus sind’s
nur fünf Minuten bis zu Preff. Wir bearbeiten ihn, bevor der Kommissar
eintrifft.“
    Als Tim die Tür der Telefonzelle
öffnete, wehte ihm Schnapsgeruch entgegen. Der Betrunkene reagierte weder auf
Anbrüllen noch auf Rippenpüffe. Tim faßte ihn unter den Achseln, schleifte ihn
hinter das Telefonhäuschen und lehnte ihn dort an die Scheibe.
    Widerwärtig! dachte Tim. Betrinkt sich
bis zur Bewußtlosigkeit.
    Er rief im Präsidium an. Glockner war
nicht in seinem Büro. Von einem Inspektor, der ebenfalls Nachtdienst hatte, erfuhr
Tim, daß Gabys Vater vor zehn Minuten zu einer Razzia (überraschende
Fahndungsaktion) aufgebrochen sei.
    Dann eben später, dachte Tim. Meinen
guten Willen habe ich gezeigt. Und jetzt zu Preff! Auch mit diesem Detl müssen
wir rechnen, seinem blöden Neffen.
     
    *
     
    Gaby erwachte. Sie fühlte Benommenheit,
konnte im ersten Moment nichts denken, spürte nur, daß es kalt war - und ihr
die Gänsehaut vom Hals bis zu den Sohlen reichte.
    Sie blieb liegen, ohne sich zu bewegen.
Ein matter Lichtschein drang durch die Lider.
    Übelkeit saß im Kopf, im Hals, im
Magen. Immer noch hatte Gaby den Geruch des Chloroforms in der Nase.
    Der Maskierte! Das Auto! Überfall!
Wo... wo bin ich?
    Innerhalb einer Sekunde fiel ihr alles
ein. Sofort war die Angst da. Gaby hielt den Atem an, horchte. Doch ringsum war
nur Stille.
    Gaby öffnete die Augen. Eine Kugellampe
unter der Decke verbreitete trübes Licht. Den Wänden sah man ihre Dicke an - Naturstein.
Eine Stahlblech-Tür verschloß den Kellerraum. Er war klein, hatte kein Fenster,
nur eine Entlüftungsklappe oben an der Wand.
    Gaby drehte den Kopf. Sie lag auf einem
Feldbett. In der Ecke stand ein kleiner Tisch. Ein doppelter Zeitungsbogen war
über ihn gebreitet.
    Erst jetzt bemerkte Gaby, daß man ihr
die Jacke ausgezogen hatte. Sie diente nun als Decke.
    Gaby richtete sich auf. Der linke Ärmel
ihres Pullovers war hochgeschoben bis zur Schulter. Weshalb das?
    Gaby starrte auf die Ellbogen-Beuge.
Ein stecknadelkopfgroßer Blutfleck war dort. Die Stelle schmerzte etwas.
    Sie haben mir was gespritzt, dachte Gaby.
Ein Betäubungsmittel? Hat das Chloroform nicht gereicht? Wie lange war ich
bewußtlos? Wer ist der Maskierte? Was will er von mir?
    Sie stand auf. Sie fühlte sich schwach.
Aber sie sah, daß auf dem Tischchen was lag.
    Erst versuchte sie, die Tür zu öffnen.
Doch die war verriegelt.
    Gaby wandte sich dem Tischchen zu.
Verständnislos betrachtete sie die Einweg-Spritze, den dünnen Gummischlauch,
das billige Gasfeuerzeug, den Blechlöffel und das kleine Papierbriefchen. Es
war leer.
    Plötzlich begriff sie.
    Hier lag ein Fixer-Besteck.
    Und ich..., dachte sie entsetzt, habe
einen... Einstich im Arm. Hat man mir... um Himmels willen! Nein!

25. Am Ziel
     
    Die Jungs fuhren

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