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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hintereinander. In der
Fichtlingsröder Allee brannten Laternen. Die Villen versteckten sich hinter Hecken
und Bäumen. Nur dann und wann grüßte ein erleuchtetes Fenster in die Nacht.
    Tim äugte in die Dunkelheit. Kein Wagen
parkte an der Straße. Kein Fußgänger spazierte. Kein Hund wurde Gassi geführt.
    Ruhige Gegend, dachte er. Kaum zu
glauben, daß sie zur Großstadt gehört.
    Preffs Einfahrt stand offen. Tim
schwenkte hinein und fuhr über den Asphalt in Richtung Villa. Hinter sich hörte
er seine Freunde. Klößchen schnaufte. Karl hatte sich erkältet und nieste
zweimal. Bei ihm klang das immer so, als vergäße er, vorher Luft zu holen.
    Bei Preff war Licht. Jedenfalls
schimmerte es hinter den Vorhängen zweier Fenster im Hochparterre.
    Tim hielt. Im selben Moment hörte er
den Wagen. Er kam die Fichtlingsröder Allee entlang und bog auf das Grundstück
ein. Scheinwerf erstrahlen schwenkten durch die Bäume.
    „Weg!“ zischte Tim. „Hinter die Büsche
dort! Los!“
    Sie schafften es, obwohl sich der Wagen
ziemlich rasch näherte. Sie duckten sich hinter einen Haselnuß-Strauch, der nur
noch wenige Blätter trug, aber im Geäst ziemlich dicht war. Die Stahlrosse
lagen im Laub. Die Jungs hockten und nahmen die Köpfe zwischen die Knie.
    Der Kleinwagen — ein japanischer — rollte
heran und hielt. Der Motor wurde ausgeschaltet. Der Fahrer stieg aus. Er trug
eine Leinentasche. Die Hutkrempe hing ihm übers Gesicht.
    Die Laterne über dem Eingang wurde
eingeschaltet — von jemandem im Haus. Helligkeit überflutete den Vorplatz; und
Tim erkannte den Mann.
    Geiergesicht! Der Chinese Geiergesicht!
Ich schnall ab!
    Die Eingangstür wurde geöffnet. Preff
trat heraus.
    „Das ging aber schnell, Lu.“
    Geiergesicht feixte. „Scheffel kniet
auf dem Zahnfleisch. Der Idiot denkt tatsächlich, wir hielten ihn für einen
Dealer, der uns das Geschäft kaputtmacht.“
    „Und?“ Preff schwenkte seine Zigarre
und trat zur Seite, um den Chinesen vorbeizulassen.
    „Ich habe alles“, erwiderte Lu, „den
Tipperitzki-Schatz, die Kfz-Papiere, die...“
    Mehr hörten die Jungs nicht. Denn die
Tür fiel ins Schloß.
    „Ich glaube“, sagte Klößchen, „das war
ein Chinese. Aber Hung war es ni...“
    „Geiergesicht!“ unterbrach Tim den
Langsam-Denker. „Dieser Lu ist unser Geiergesicht. Habt ihr’s gehört:
Tipperitzki-Schatz! Was sagst du nun, Karl: Preff kennt nicht nur Hung, sondern
auch Lu. Es wird immer heißer. Ich glaube, wir sind am Ziel. Karl, lauf zur
Telefonzelle vorn und versuch, Kommissar Glockner zu erreichen. Gib nicht auf,
bis du ihn hast. Die im Präsidium müssen wissen, wo er ist, und können ihn
erreichen. Willi, du wachst hier im Park. Ich sehe zu, daß ich ins Haus komme.
Vielleicht gelingt es mir, die Ganoven zu belauschen. Wer mag dieser — auf dem
Zahnfleisch kniende — Scheffel sein?“
    „In der Frostriegel-Gasse“, meinte
Karl, „gibt es einen Antiquitäten-Händler dieses Namens. Aber ob der Typ
gemeint ist?“
    Tim umrundete das Haus. Alle Fenster
waren geschlossen. Er entschied sich für ein Kellerfenster an der Rückfront.
Mit dem Ellbogen drückte er die Scheibe ein.
    Als er sich dann durch einen Kellergang
in Richtung Treppe tastete, hörte er das Geräusch. Es verstummte. Aber dann
drang leise — sehr leise — ein Schluchzen aus einem der Räume.
    Unter dem Türspalt war Licht. Tim legte
das Ohr ans Stahlblech. Und wußte sofort: Es war Gaby, die dort weinte.
    Tims Herz schlug wie rasend. Seine Hand
fühlte den Schlüssel. Er steckte.
    Als Tim die Tür aufschob, saß Gaby auf
dem Feldbett und hatte das Gesicht in beiden Händen versteckt. Der winterlange
Goldpony hing über die Fingerspitzen. Der Pferdeschwanz hatte sich aufgelöst,
war jedenfalls in unordentlichem Zustand. Gaby fröstelte. Sie mußte ihn gehört
haben, wagte aber nicht, durch die Finger zu blicken. Er schloß die Tür hinter
sich. „Pfote! Pst! Ganz leise.“
    Ihre Hände sanken herab. Die Blauaugen
weiteten sich, konnten nicht glauben, was sie sahen.
    Tim schloß seine Freundin in die Arme.
Sekundenlang versteckte sie den Kopf an seiner Schulter.
    „Tim!“ hauchte sie. „Bist du es
wirklich? Man hat mich... Ist mein Papi hier? Wo bin ich?“
    „Karl verständigt deinen Vater. Ich bin
die Vorhut. Du bist in Preffs Villa. Mir ist plötzlich klar geworden, daß es
eine Verbindung geben muß zwischen diesem Dreckskerl und den Triaden. Eben ist
Geiergesicht angekommen und hat den Tipperitzki-Schatz

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