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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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mitbekam.
    Der
Kriminaltechniker räusperte sich. »Um es kurz zu machen: Wir haben in der
Wohnung nichts gefunden. Verschiedene Fingerabdrücke, von …«, es entstand eine
kurze Pause, »drei Personen. Die eine war das Opfer, die zweite die
Wohnungsinhaberin, von der wir Vergleichsabdrücke mitgenommen haben, und die
dritten sind von einem Unbekannten. Vermutlich männlich. Und bevor du
weiterfragst: Die Abdrücke sind bei uns nicht erfasst.«
    »Habt ihr sonst noch
etwas feststellen können?«
    »Nein, leider
nichts. Die Tür wurde nicht gewaltsam geöffnet. Die alte Frau hat sich offenbar
ein paar Tage in der Wohnung aufgehalten und sich zuerst noch mühsam selbst
versorgt. Darauf deuten die Spuren in der Küche. Ein Wasserglas, das
angebissene trockene Knäckebrot, Zuckerwürfel. Sie hat wohl auch versucht, sich
einen Kamillentee zu kochen, ist aber über den Versuch nicht hinausgekommen.
Irgendwann hat sie sich vor Schwäche auf das Bett gelegt und ist nicht wieder
aufgestanden. Das muss aber schon vor ein paar Tagen gewesen sein.«
    »Woran habt ihr das
erkannt?«
    »Wir haben eine
Probe aus der Kloschüssel genommen. Sie wird derzeit in der Naturwissenschaft
im LKA in Kiel untersucht. In
diesem Punkt ist mein Hinweis also noch mit Vorbehalt zu betrachten.«
    Christoph bedankte
sich bei Jürgensen.
    Große Jäger hatte
seine Füße in gewohnter Manier auf der herausgezogenen Schreibtischschublade
geparkt. Er hatte sich in seinem Stuhl weit zurückgelehnt und die Arme vor der
Brust verschränkt. Die Augen waren geschlossen. Christoph hielt es für besser,
den Oberkommissar im Augenblick nicht anzusprechen.
    Seine Gedanken
kehrten zum Todesfall Beckerling zurück. Warum weigerte sich die Nichte,
Auskunft über ihren Aufenthaltsort zu geben? Offensichtlich hatte sie die Stadt
nicht verlassen, da Christoph sie am vergangenen Sonnabend gesehen hatte, als
sie sich mit von Hasenteuffel-Stichnoth getroffen hatte. Und der wiederum hatte
ein Auto, wie ihm der Hausmeister Gerd berichtet hatte. Gelegentlich hatte der
Baron sogar Ausflüge mit Trude Beckerling unternommen. War von Hasenteuffel der
Mann, den der Zeuge vor Saskia Willichs Wohnung gesehen hatte? Das würde Sinn
ergeben, denn der Baron und die Nichte kannten sich und waren zusammen ins Café
Jacqueline gegangen. Es war schade, dass Anna ihr Gespräch nicht belauschen
konnte.
    Christoph setzte
sich an seinen Computer. Kurz darauf wusste er, dass auf von Hasenteuffel ein
Opel-Astra älteren Baujahrs zugelassen war. Er musste sich mit dem Mann
dringend unterhalten.
    »Ich fahre zur
Seniorenresidenz«, sagte er zu Große Jäger, aber der Oberkommissar reagierte
nicht. Nur der Hund hob müde den Kopf und blinzelte Christoph hinterher.
    Es war ein
herrlicher Vorfrühlingstag. Der Himmel war, von ein paar Schäfchenwolken
abgesehen, strahlend blau. Ein leichter Wind kam von der See herüber und trug
die salzige Luft heran. Die Märzsonne hatte schon genügend Kraft, um mit ihren
Strahlen die wintermüden Lebensgeister auf die kommenden Wochen einzustimmen, in
denen die Natur zu neuer Blütenpracht explodieren würde. Paul Schüttemann und
Trude Beckerling würden das Frühjahr nicht mehr genießen können. Christoph
erwischte sich dabei, dass er unkonzentriert am Steuer saß. Gottlob waren kaum
Fahrzeuge unterwegs. Auch in der Sackgasse, die bis zum Deich führte, an deren
Ende das Altersheim lag, traf er niemanden, abgesehen von einem grauhaarigen
Mann, der in einem der Vorgärten beschäftigt war.
    Christoph parkte auf
den Besucherplätzen und näherte sich dem Eingang, von dem laute Stimmen
herüberdrangen. Auf dem Weg vor der gläsernen Eingangsfront standen mehrere
Bewohner der Residenz und verfolgten eine Auseinandersetzung zwischen Friedrich
Kubelka und von Hasenteuffel.
    Kubelka schwang
seinen Stock und drohte dem Baron, der mit ruhiger Stimme antwortete. Christoph
verstand nicht, was von Hasenteuffel gesagt hatte, aber es musste den Zorn
seines Widersachers noch gesteigert haben. Der hob seinen Stock und versuchte,
nach dem Baron zu schlagen, aber von Hasenteuffel war einen Schritt
zurückgewichen.
    »Typisch für dieses
arrogante Gesindel«, hörte Christoph die kreischende Stimme Kubelkas. »Schwingt
große Reden über Vaterlands- und Offiziersehre und weicht zurück. Pfui.« Voller
Verachtung spie Kubelka aus. »Feiger Hund. Hat nie eine Front gesehen und
spielt sich hier auf.«
    »Stopp«, fuhr
Christoph dazwischen und griff nach Kubelkas Stock, um ihn

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