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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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herangetreten.
    »Ich werde die Mitbewohner befragen, ob denen in den
letzten Tagen etwas aufgefallen ist und ob jemand mitbekommen hat, wie die alte
Frau hierhergekommen ist.«
    Christoph nickte zustimmend.

SIEBEN
    Der Tod von Trude
Beckerling war den Husumer Nachrichten eine längere Geschichte wert. Natürlich
war an diesem Dienstagmorgen der Bericht auch Gesprächsthema in den Räumen der
Kripo in der Husumer Polizeidirektion.
    »Ich habe die Leute
im Haus von Saskia Willich und in einer Reihe von benachbarten Häusern befragt.
Bis auf eine Ausnahme will niemand etwas gesehen oder bemerkt haben«,
berichtete Mommsen.
    »Eine Ausnahme?«,
unterbrach ihn Christoph.
    »Im Nebenhaus wohnt
eine Familie Thieß, so um die fünfzig. Der Ehemann glaubt, sich vage daran zu
erinnern, in der vergangenen Woche eine ältere weißhaarige Frau am Arm eines
hochgewachsenen, auch nicht mehr jungen Mannes gesehen zu haben. Die beiden
haben möglicherweise das Haus, in dem die Willich wohnt, betreten.«
    »Deine Ausführungen
sind mit Eventualitäten nur so gespickt, lieber Harm. Vage erinnern – glaubt
gesehen zu haben – möglicherweise. Geht es nicht ein bisschen präziser?«
    Mommsen blinkerte
mit den Augen. Er war es nicht gewohnt, von Christoph kritisiert zu werden.
    »Ich gebe nur die
Aussage des Zeugen wieder«, erklärte er. »Der Mann hat sich genauso
ausgedrückt.«
    »Entschuldigung«,
sagte Christoph. »Es war nicht so gemeint. Nur ist es manchmal nervtötend, von
Zeugen absolut schwammige Aussagen zu hören.«
    Mommsen nickte.
    »Konnte der Nachbar
das Paar näher beschreiben?«
    »Bedauerlicherweise
nicht. Der Mann meinte, beide wären nicht mehr jung gewesen, wobei die Frau
aber einen wesentlich älteren und vor allem gebrechlicheren Eindruck machte.
›Die waren sicher kein Paar‹, so der Zeuge.«
    »Wann hat er die
Beobachtung gemacht?«
    Mommsen zuckte mit
den Schultern.
    »Selbst darauf
wollte er sich nicht festlegen. Es war am Spätnachmittag. Aber ob es Mittwoch,
Donnerstag oder Freitag in der letzten Woche war, wollte er nicht beschwören.«
    Christoph sah auf
den Kugelschreiber, den er nervös in seinen Händen drehte.
    »Also könnte es der
Donnerstag gewesen sein. Seitdem wurde Trude Beckerling vermisst. Das würde
bedeuten, dass der Unbekannte die alte Frau zu Saskia Willichs Wohnung gebracht
hat. Dann hat sich niemand um die dringend notwendige medizinische Versorgung
gekümmert, bis der Tod eingetreten ist?«
    Die beiden Beamten
sahen sich an.
    »Wenn es sich
wirklich so zugetragen hat, dann ist es eine außergewöhnlich perfide Methode,
jemanden zu ermorden«, stellte Christoph schließlich fest.
    »Wobei es in diesem
Fall schwierig sein dürfte, eine Mordabsicht nachzuweisen«, ergänzte Mommsen.
»Schließlich ist der Tod ohne direkte Fremdeinwirkung eingetreten.«
    »Welche
Zusammenhänge gibt es mit den merkwürdigen Ereignissen im Altersheim? Und mit
dem Tod von Paul Schüttemann, von dem wir vermuten, dass er ebenfalls aufgrund
von Dritteinfluss eingetreten ist. Ich gehe davon aus, dass jemand das
Apfelstück in den Hals gedrückt hat, bis der alte Mann erstickt ist.«
    Für einen Moment
hingen die beiden Beamten ihren eigenen Gedanken nach. Schließlich stand
Mommsen auf und schenkte Christoph und sich selbst Tee nach. Die Stille wurde
nur durch das klirrende Geräusch des Löffels unterbrochen, mit dem Christoph in
seiner Tasse rührte.
    »Und wenn wir es mit
zwei Tätern zu tun haben? Das Motiv bei Paul Schüttemann ist noch rätselhafter.
Bei Trude Beckerling wäre zu prüfen, ob sie etwas hinterlässt und wer in den
Genuss der Erbschaft kommt.«
    »Wir sollten auch kontrollieren,
ob die Frau vor ihrem Tod ungewöhnliche Geldausgaben getätigt hat«, ergänzte
Christoph Mommsens Gedanken.
    »Ich kümmere mich
darum.« Der junge Kommissar stand auf. »Ach, noch etwas. Ich habe die Taxen
überprüft. Dort erinnert sich niemand an eine Fahrt mit einer behinderten alten
Dame zur Kreuzerstraße.«
    In der Tür stieß
Mommsen mit Große Jäger zusammen, der seinen widerstrebenden Hund an der Leine
hinter sich herzerrte.
    Der Oberkommissar
warf sich grußlos auf seinen Schreibtischstuhl.
    »Kaffee?«, fragte er
ansatzlos.
    Mit einem
Achselzucken kehrte Mommsen ins Zimmer zurück, holte von der Fensterbank das
vorsorglich gekochte schwarze Gebräu und füllte es in den schmuddeligen Becher,
den ihm Große Jäger entgegenhielt.
    Der führte das
Trinkgefäß an die Lippen und nahm mit lautem

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