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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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dort? Wenn man am Boden Panik erzeugen will, warum sollte man denn oben in einem Hochhaus mit den Kämpfen beginnen?«
    »Das waren wir nicht«, ruft Craven, der sich zwischen den Massen zu uns durchkämpft.
    »Woher weißt du das?«
    »Helikopter. Man sieht ihn in der Fassade stecken. Schaut ganz nach einem Unfall aus. War vermutlich nur eine Frage der Zeit. Man kann hier nicht zum Himmel sehen, ohne dass man irgendein Fluggerät erblickt. Alles ist so dunkel, dass man solche Gebäude vermutlich nur schwer erkennen kann, und bei dem Wetter ist es noch schlimmer. Diese Idioten müssen direkt da reingeflogen sein.«
    Julia zieht Harvey aus der Menge und schart uns dicht um sich; anscheinend macht sie sich keine Gedanken mehr darüber, möglichst unsichtbar zu bleiben. Den anderen Leuten um uns herum ist offenbar scheißegal, wer wir sind oder was wir machen.
    »Wir müssen warten«, sagt sie. »Das kann für uns nur hilfreich sein.«
    »Wir wollten sofort losschlagen«, widerspricht Craven, »und die Situation ausnutzen. Sahota wollte mehr Gruppen …«
    »Wir warten«, befiehlt Julia.
    Ich sehe noch einen Moment zu der Unfallstelle, wo die Flammen an der Hochhausfassade hinaufzüngeln und
das Heck des Hubschraubers einhüllen. Das Feuer breitet sich unglaublich schnell aus und scheint die höheren Stockwerke mit gewaltigen Bissen zu verschlingen. Die Zerstörung ist wunderschön, fast hypnotisch. Doch dann geschieht etwas am Boden, das meine Aufmerksamkeit von dem brennenden Hochhaus ablenkt. Menschen. Sie strömen auf den ohnehin schon überfüllten Platz. Wie bei einem Dammbruch ergießt sich plötzlich ein Heer verzweifelter Flüchtlinge in unsere Richtung, da sie aus ihrem Unterschlupf direkt unter dem Gebäude vertrieben wurden. Manche sind verletzt. Andere husten, da ihnen beißender Rauch oder Staub in die Lunge geraten ist. Die meisten sind jedoch nur panisch und lassen sich von der Masse um sie herum treiben. Ihre Angst und Verwirrung sind ein Labsal für mich. Als ich ihre Angst und ihr Entsetzen aus dieser unmittelbaren Nähe spüre, fühle ich mich überlegen und stark. Sie fliehen blindlings vor der akuten Gefahr, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wohin sie fliehen.
    Plötzlich hallt neuerlicher, donnernder Lärm durch die Luft. Noch eine Explosion. Diesmal aus der Gegenrichtung; ich bin sicher, das muss einer von uns sein. Etwa eine halbe Meile entfernt steigt ein orangeroter Feuerball in den dunklen Himmel. Er verschwindet rasch wieder, zeigt aber ebenfalls Wirkung. Ganz bestimmt strömen jetzt weitere Flüchtlinge von dort her und treffen frontal auf die anderen.
    »Das reicht«, sagt Craven. »Komm schon, Julia, schlagen wir zu. Es bringt uns keinen Vorteil, wenn wir noch länger warten.«
    Die können verdammt noch mal machen, was sie wollen. Ich gehe. Das ist meine letzte Chance, Lizzie zu finden,
ehe hier die Hölle losbricht, und ich werde sie nutzen. Ich klettere von der Statue herunter und überlasse Craven und Julia ihrem Streit. Als ich in der Menge untergetaucht bin, werfe ich einen Blick zur Rathausuhr. Viertel vor fünf. Wenn sich Julia durchsetzt, bleibt mir noch eine Stunde. Oder nicht? Brennt die Zündschnur bereits?
    Die andauernden Bewegungen und der strömende Regen wirken verwirrend, ich muss mich anstrengen, damit ich die Orientierung nicht verliere. Ich kämpfe mich noch tiefer in die Heerscharen der Unveränderten hinein und bin fast am anderen Ende des öffentlichen Platzes, als ich die ausgebrannte Ruine eines Nachtclubs vor mir aufragen sehe und mir klar wird, dass ich in die falsche Richtung gehe. Die Menschen strömen in eine schmale Straße neben dem zerstörten Gebäude, aber keiner kommt richtig vom Fleck. Ich drehe mich um und stoße um ein Haar mit Parsons zusammen. Er steht vor mir, versperrt mir den Weg und sieht so verzweifelt und hilflos wie ein Unveränderter aus. In einer Hand hält er eine Granate.
    »Geht es los, McCoyne?«
    »Nein«, rufe ich ihm zu, »noch nicht. Julia meint, wir sollten …«
    »Ich finde, es ist Zeit.«
    »Nein, noch nicht«, wiederhole ich und muss brüllen, damit er mich überhaupt hört. »Sie ist da oben auf der Statue. Geh und rede mit ihr. Hör dir an, was sie zu sagen hat, bevor du …«
    »Es muss Zeit sein«, brüllt er im tosenden Regen. »Ich ertrage das Warten nicht mehr …«
    »Parsons, nicht! Das war nur ein Hubschrauberabsturz. Und die andere Explosion …«
    Er sagt nichts mehr. Stattdessen zieht er einfach

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