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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Menge, bis der Zeitpunkt des Angriffs gekommen ist. Wenn wir weit verstreut sind, wirkt es nicht so verdächtig; nicht, dass es eine Rolle spielen würde. Wenn der Kampf losgeht, wird sich niemand mehr darum scheren, wer den ersten Stein geworfen oder den ersten Schuss abgegeben hat. Ich finde eine schmale Lücke an einer niedrigen Mauer, zwischen zwei schlafenden Flüchtlingen, wo ich Halt mache und warte. Die Uhr an der Rathauswand geht noch, ich kann sie gerade noch erkennen. Das Prince Hotel ist nicht weiter als eine Meile von hier entfernt. Ich werde noch eine Weile warten und dann handeln. Wenn ich zu früh gehe, besteht die Gefahr, dass sie mich sehen und mir folgen.
    Ich versuche, nicht allzu offensichtlich zu sein, als ich mich nach den anderen umblicke. Craven und Sophie habe ich schon entdeckt. Parsons sehe ich weit rechts, und ein weiterer Mann, dessen Namen ich nicht kenne, sitzt auf dem Sockel einer Statue mitten auf dem Platz. Harvey lehnt an derselben Mauer wie ich, nur ein kurzes Stück entfernt. Ihn sieht man allein wegen seiner Größe mühelos in der Masse.

    Und da ist Julia, direkt vor mir, nur eine Handvoll Leute zwischen uns. Ich sehe ihr in die Augen und nicke ihr dumm, wie ich bin, beinahe zu. Sie hat eine schmutzige Decke über den Kopf gezogen, die ihr Gesicht fast vollständig verbirgt. Die Schlampe starrt mich durchdringend an und beobachtet jede meiner Bewegungen.

33
    S eit zwanzig Minuten fällt Regen vom Himmel. Da es hier keinerlei Unterschlupf gibt, bin ich, wie alle anderen, nass bis auf die Knochen und friere wie ein Hund. Ich ducke mich unter der Mauer und versuche mich zu schützen, doch das Regenwasser läuft jetzt über die leichte Schräge des überfüllten Platzes und bildet tiefe Pfützen um meine Füße herum. Die Umstände kümmern mich nicht weiter – ich bereite mich auf einen Selbstmordanschlag vor und bin von Unveränderten umgeben, da ist ein wenig Wasser meine geringste Sorge -, doch als die anderen um mich herum weiterziehen, weiß ich, dass ich mich ihnen anschließen muss, um die Illusion zu wahren. Ich folge zweien, steige über die Person gleich links von mir, die sich, seit ich hier bin, nicht bewegt hat. Jemand packt mich am Arm, und ich weiß, wer es ist, noch ehe ich mich umdrehe. Ich höre ihn atmen.
    »Geht es los?«, fragt Harvey mit gedämpfter Stimme.
    Ich schüttle den Kopf. »Noch nicht, zu früh. Ich will nur aus dem Regenwasser raus.«
    Ich will weiter, aber er hält mich fest.
    »Wohin gehen Sie?«
    »Wo es trockener ist.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein, es ist besser, wenn wir uns verteilen. Wenn die Leute uns zusammen sehen, dann …«

    »Unwichtig. Nicht mehr lange.«
    »Ich weiß, aber …«
    Ich verstumme, als das ohrenbetäubende Grollen einer plötzlichen, donnernden Explosion die Stille zerreißt. Einen Augenblick herrscht erschrockenes Schweigen auf dem gesamten Platz, da alle überrascht sind. Das dauert freilich keine Sekunde, dann bricht überall um mich herum die Hölle los. Die Menschen, die es sich am Boden bequem gemacht haben, springen auf und suchen Deckung. Ist es das? Wurde das Signal zu kämpfen früher gegeben? Ich blicke mich um, aber außer Harvey sehe ich keinen, den ich kenne, in der Menge der Flüchtlinge, die nun kreuz und quer durcheinanderlaufen. Plötzlich werde ich erneut am Arm gepackt.
    »Es ist noch nicht so weit«, brüllt Julia mir ins Ohr, damit ich sie im Lärm auf dem Platz verstehe. »Nicht kämpfen. Gehen Sie zur Statue.«
    Ich gehorche und spüre, dass sie jeden meiner Schritte verfolgt. Als ich aufblicke, erkenne ich, dass zahlreiche Leute mittlerweile wieder stillstehen und in die Richtung schauen, aus der ich gerade komme. Andere panische Flüchtlinge weichen ihnen aus. Einer unserer Männer steht bereits bei der Statue. Er sieht uns kommen und winkt uns zu sich. Er zeigt in die Ferne.
    »Da hat sich ein Blödmann in der Zeit vertan.«
    Ich werde immer noch von allen Seiten angerempelt, daher ziehe ich mich zu ihm hinauf und drehe mich um. Hinter dem Rathaus steht ein Bürohochhaus in Flammen. Im Licht des Feuers sehe ich Leute an den Fenstern über dem brennenden Stockwerk. Manche springen und bevorzugen offenbar einen schnellen Tod beim Aufprall, statt abzuwarten, bis Rauch und Feuer sie erledigen.

    »Da stimmt etwas nicht«, sage ich und versuche, das Gesicht vor dem wolkenbruchartigen Regen abzuschirmen.
    »Was denn?«, fragt der Mann neben mir und sucht in der Tasche nach seinen Waffen.
    »Warum

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