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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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deine Hilfe nicht gebraucht. Alles wäre gut geworden, wenn du nicht zurückgekommen wärst …«
    »Na logisch«, unterbreche ich ihn. »Du bist ein Idiot, weißt du das?«
    »Du bist ein Idiot«, sagt er lachend. »Immerhin hast du dich auf der Leiter versteckt!«
    »Ich habe mich nicht versteckt …«
    Er hustet, lacht wieder und sprenkelt seine nackte Brust dabei mit Blutstropfen. Kein Zweifel, er ist am Abkratzen. Sein Atem geht flach und unregelmäßig. Die Verletzungen, die sein Vater ihm zugefügt hatte, und die anschließenden unbehandelten Infektionen haben ihn bereits geschwächt, und die brutalen Prügel, die er heute Morgen abbekommen hat, haben mehr als genug Schaden angerichtet, um seinen ohnehin geschundenen Körper vollends zu verwüsten. Er ist von Blutergüssen und Schwellungen übersät. Seit Stunden hat er sich so gut wie gar nicht bewegt, dennoch verschlechtert sich sein Zustand ununterbrochen.
    Wir haben wieder einen glühend heißen Tag. Die Luft ist trocken, und durch die unbarmherzige Hitze ist der Gestank von Tausenden verwesender Leichen noch
schwerer zu ertragen. Die Insektenpopulation blüht und gedeiht. Man kann kaum Luft holen, ohne dass man eine Lunge voll dieser summenden kleinen Pisser einatmet. Da wir erst im Schutz der Dunkelheit in die Stadt vorrücken werden, bleibt in den kommenden Stunden nichts weiter zu tun, als sich zu entspannen und auf den nächsten Kampf vorzubereiten.
    »Ich brauch was zu trinken«, keucht Adam. Ich nehme eine halbvolle Plastikflasche Wasser und halte sie ihm an die aufgesprungenen Lippen. Er versucht zu schlucken, doch das Meiste läuft ihm am Kinn hinab. Er hustet wieder und krümmt sich plötzlich vor Schmerzen, beklagt sich aber nicht. Unglaublich, aber der Nervenkitzel des Kampfes feuert ihn immer noch an. Der arme Kerl kapiert offenbar gar nicht, dass er morgen früh vermutlich tot ist.
    »Nächstes Mal«, sagt er, und jedes Wort ist eine Anstrengung für ihn, »ziele ich gleich direkt auf den Kopf. Weißt du, was ich meine?«
    Ich nicke. Ich bringe es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass es kein nächstes Mal geben wird.
    »Ja, natürlich«, lüge ich.
    »Weißt du«, fährt er fort und will sich auf die Ellbogen aufstützen, sinkt jedoch sofort wieder nach hinten, »die sehen mich an und denken, weil mein Arm und mein Bein kaputt sind, bin ich leichte Beute. Aber die irren sich …«
    Er schließt die zitternden Lider, und im ersten Moment denke ich, er ist tot. Ich will seinen Puls fühlen, doch er schlägt mich weg, als ich ihn berühre, und murmelt etwas Unverständliches. Er ist wie ein Tier, weiß barmherzigerweise nicht um seine eigene Sterblichkeit und denkt, dass es immer so weitergeht. In mancher Hinsicht beneide ich ihn um seine Unwissenheit. Er verliert das Bewusstsein.

    »Ist er tot?«, fragt eine Frau mit unangenehm lauter Stimme. Ich stehe auf und versuche, sie von Adam wegzuscheuchen, aber sie weicht nicht. Sie heißt Julia. Sie koordiniert die Gruppe, die heute Nacht aufbrechen soll, und soweit ich gehört habe, ist sie ein zäher Brocken und lässt sich nichts gefallen. Ihre Stimme hat diesen singenden irischen Akzent, und wenn sie spricht, kann ich nicht anders und muss immer an die IRA und die Unruhen denken. Das ist nicht richtig von mir, aber wen kümmert es? Gleichheit, Vielfalt und politische Korrektheit gehören der Vergangenheit an, denn der Hass – der große Gleichmacher – hat sie verschwinden lassen. Die Schimpfnamen, Beleidigungen und die diskriminierenden Ausdrücke, die wir so sehr vermieden haben, haben längst ihre Wirkung verloren.
    »Noch nicht. Er hält noch durch.«
    Sie nickt; ihr strenges Gesicht zeigt keine Regung. »Im Transporter ist noch Essen. Du musst essen, bevor wir aufbrechen. Keiner weiß, wann wir wieder etwas bekommen.«
    Bei der Hitze, den Fliegen und dem Gestank möchte ich als Allerletztes noch mehr essen.
    »Armer Kerl«, sage ich leise, »sehen Sie sich nur an, in welcher Verfassung er ist.«
    Jetzt, da ich einen Schritt von Adam abgerückt bin, erkenne ich erst, wie schlimm sein Zustand wirklich ist. Er hat am ganzen Körper offene, nässende Wunden, und die gebrochenen Knochen, die ihm sein Vater zertrümmert hat, sind nie richtig versorgt worden. Mir wird mulmig zumute; mit einem Mal leben wir alle in einer grausamen, unerbittlichen Welt. Dieser Mann stirbt, bevor der Tag zu Ende ist, dabei ist keine seiner Verletzungen wirklich
lebensgefährlich. Medizinische Sachkenntnis und

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