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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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den plötzlichen Wechsel von hell und dunkel kann ich kaum etwas erkennen, und im Schatten kommt es mir eiskalt vor. Desorientiert werde ich langsamer. Das Kind, das ich verfolgt habe, ist längst fort.
    Ich höre wieder Schritte – diesmal mehr als eine Person und hinter mir. Ich drehe mich um und erblicke eine riesige Menschenmenge, die mich auf der langen, geraden Straße verfolgt. Es sind so viele, dass sie die gesamte Breite der Straße für sich beanspruchen, doch die zunehmende Dunkelheit verschleiert ihre wahre Anzahl. Ich laufe wieder los und zwinge mich, noch schneller zu rennen. Der Energieschub ist dahin, wo ich jetzt nicht mehr Jäger, sondern Gejagter bin, und jeder Schritt kostet mich zehnmal mehr Anstrengung als zuvor. Meine Gier ist nackter Angst gewichen, und die Meute kommt näher. Wann immer ich über die Schulter sehe, haben sie ein Stück aufgeholt. In der Reihe der Gebäude links von mir klafft eine Lücke – sie führt zu einer noch geraderen, noch schmaleren Straße -, und ich nutze die Gelegenheit; mit den schweren Stiefeln und schmerzenden Füßen stapfe ich auf Beton, sodass die Erschütterungen wie Druckwellen durch meinen müden Körper rasen. Meine Kraft und Energie sind vollkommen erschöpft. Ich halte das nicht mehr lange durch …
    Auf halbem Weg diese zweite Straße entlang bleibe ich stehen, da ich nicht mehr weiterkann. Ich drehe mich um; die Meute verfolgt mich immer noch wie eine Herde durchgegangener Tiere und ist jetzt so nahe, dass ich
Gesichter erkennen kann. Plötzlich bleiben sie stehen und wahren unerwartet und vorsichtig Distanz. Ich spüre, dass sie jeden Moment angreifen können, und habe Angst. Zum ersten Mal seit Monaten fürchte ich mich wirklich. Ich betrachte die Leute in der ersten Reihe der jagenden Meute und sehe, dass sie wie ich sind, spüre aber, dass sie mich angreifen werden. Warum? Halten sie mich für einen Unveränderten? Ich mache den Mund auf und setze zu einer Erklärung an, damit sie begreifen, bringe jedoch kein einziges Wort heraus. Ich fühle mich geschlagen, besiegt und gedemütigt und wünsche mir, ich wäre wie sie. Sie starren mich mit unverhohlenem Hass an …
    Ich drehe mich um, da ich weiterfliehen möchte, und stehe Ellis gegenüber. Fassungslos gehe ich ihr entgegen. Sie weicht vor mir zurück, einen Schritt für jeden von mir, und bleibt stehen, wenn ich stehen bleibe.
    »Ellis«, beginne ich mit trockener, kaum hörbarer Stimme, »ich dachte, du …«
     
    Sie stürzt sich auf mich, bewegt sich blitzschnell und packt mich am Hals. Ehe ich mich’s versehe, liege ich am Boden, und mein Gesicht wird brutal auf den Asphalt geschlagen …

10
    S chlecht geträumt, Dornröschen?«, fragt der Mann, der neben mir sitzt. Ich nicke, antworte jedoch nicht. Ich reibe mir den Kopf, den ich mir gerade an der Scheibe des Transporters angestoßen habe, und weiß sofort wieder, wo ich bin. Es ist spät, ich bin zusammen mit drei anderen auf dem Weg nach Hause, und vom Fahren wird mir schlecht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal so auf einer Straße gereist bin. Ist es sicher? Die anderen Leute in dem Transporter sind so zuversichtlich, dass ich mich wie ein Fremdkörper fühle.
    Der dreiste, mürrische Kerl neben mir ist Paul Hewlitt, der von sich und seinen Fähigkeiten eine höhere Meinung zu haben scheint als alle anderen. Vorn sitzen Carol und Keith, der fährt. Soweit ich weiß, läuft nichts zwischen den beiden, dennoch zanken, streiten und keifen sie wie ein altes Ehepaar. Ich habe das Gefühl, als gehörte ich nicht hierher. Vielleicht bin ich es einfach nicht mehr gewohnt, mich in Gruppen aufzuhalten?
    »Könntest du das verdammte Ding ausmachen?«, stöhnt Keith, als Carol sich eine Zigarette anzündet. Sie bläst Rauch in seine Richtung und bringt ihn damit absichtlich auf die Palme.
    »Nein«, fährt sie ihn giftig an.
    »Keine Ahnung, woher du die Dinger immer wieder bekommst.«

    »Das willst du gar nicht wissen«, flötet Paul dazwischen.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich hab dich gesehen«, sagt er, »wie du die Taschen von Toten filzt.«
    »Na, die brauchen sie schließlich nicht mehr«, argumentiert sie, und damit hat sie natürlich recht. Aber ist sie anders als die Unveränderten, die ich zuvor Leichen habe fleddern sehen?
    »Du bist widerlich«, knurrt Keith.
    »Ich bin süchtig«, entgegnet sie rasch, »und ich will es nicht aufgeben. Kippen sind eine der wenigen Freuden, die mir geblieben sind. Woher soll

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