Todeshunger
Schwester vorarbeiten. Und, entscheide ich, als ich mich mit immer noch schmerzendem Knöchel davonschleppe, ich muss es allein machen. Ich muss mich von allen fernhalten, denn in Gemeinschaft werden wir zu Opfern, die die Unveränderten mühelos aus der Luft erledigen können. Feige Dreckskerle. Die wissen, dass sie von Angesicht zu Angesicht keine Chance haben. Sie können nur Kämpfe über größere Distanz hinweg gewinnen.
Ich laufe, anfangs noch langsam, bis die Schmerzen in meinem Knöchel etwas erträglicher werden. Zurück zum Eingang des Krankenhauses, durch den ich hereingekommen bin, da ich mit aller Verzweiflung Distanz zwischen mich und alle anderen bringen möchte. Als ich den Fuß des grasbewachsenen Hangs unter den Spielfeldern erreiche, gehe ich diesmal nach rechts, auf die Ruinen einer Wohnanlage zu, da ich hoffe, dass die eng zusammenstehenden Terrassenhäuser beiderseits der Straße mir vorübergehend Deckung geben. Ich halte mich dicht an die Häuser auf der rechten Seite und verstecke mich in deren Schatten. Als ich an einer Reihe schmutziger, verfallender Fassaden vorbeikomme, frage ich mich, ob ich vielleicht eine Weile hierbleiben sollte. Der Feind hat diese Gegend bereits gesäubert, was würde es ihm bringen, nochmals anzugreifen?
Und da ich mich entschieden habe, allein weiterzumachen, wäre es da nicht besser, bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten? Doch dann denke ich an Ellis und die Kinder in der Schule und weiß, ich muss weiter.
Scheiße, da vorn ist jemand auf der Straße. Ich ducke mich hinter eine niedere Steinmauer im Vorgarten eines der Häuser und beobachte. Gesehen hat er mich vermutlich nicht, aber er kommt in meine Richtung. Er muss ein Unveränderter sein, das erkenne ich an seinen langsamen, vorsichtigen Bewegungen und dem mangelnden Selbstvertrauen. Warum zum Teufel verstecke ich mich also? Bleib ruhig und denk über deine Optionen nach, sage ich mir. Er ist allein, und wenn er einer von denen ist, töte ich ihn einfach. Ich muss nach dem Bombardement noch erschüttert sein, denn mein Herz rast, und plötzlich schwitze ich wie ein Schwein. Ich muss diesem Wichser entgegentreten, wer oder was er auch sein mag. Ich versuche, mich auf die Euphorie zu konzentrieren, die ich ganz sicher verspüren werde, wenn ich seinem elenden Leben ein Ende bereite.
Ich schnappe mir die Axt, stehe auf und laufe auf ihn zu. Als er mich sieht, greift er augenblicklich zum Gürtel, und ich verfluche mich wegen meiner Dummheit, da ich überzeugt bin, dass er eine Waffe zücken und schießen wird. Aber das tut er nicht. Er weicht zurück, entfernt sich schneller von mir, als ich aufholen kann, und brüllt dabei in ein tragbares Funkgerät. Jetzt bin ich ganz sicher, dass er ein Unveränderter ist, und weiß, ich kann ihn nicht am Leben lassen. Er wird noch schneller und läuft in halsbrecherischem Tempo. Ich muss mich anstrengen, um auch nur Schritt zu halten, aber ich darf ihn nicht entkommen lassen. Ich muss ihn töten …
Er biegt um eine Ecke. Ich folge ihm, dann bleibe ich wie angewurzelt stehen. Da sind noch drei wie er, die die Straße entlang auf mich zukommen, einer in voller Ledermontur auf einem Motorrad. Vier gegen einen, ich bin im Arsch. Aber so darf ich es nicht enden lassen. Kämpfe ich oder …? Der Motorradfahrer hebt etwas hoch, das wie ein Schlagstock aussieht, und beschleunigt, und das gibt den Ausschlag. Ich mache wie ein verdammter Feigling kehrt und flüchte, verkneife mir einen Angriff, und der Motor des Verfolgers dröhnt in meinen Ohren.
Ich sprinte durch die offene Tür des erstbesten Hauses und schlage sie hinter mir zu. Das müsste den Dreckskerl aufhalten. Ich wage nicht, in dieser Ruine nach oben zu gehen, sondern bleibe im Erdgeschoss, laufe durch das verwüstete Wohnzimmer und springe über die ausgestreckten Beine einer Frauenleiche, die an einem erloschenen Kamin lehnt und aussieht, als würde sie beten. Die Küche des Hauses ist voll von Trümmern. Anstelle eines Fensters sehe ich ein klaffendes Loch. Ich klettere auf eine instabile Spüle, springe durch die Öffnung und lande auf dem verletzten Knöchel in einem betonierten Hof. Ich beiße mir fest auf die Lippen, unterdrücke einen Aufschrei und atme unter Schmerzen. In dem kurzen Augenblick der Stille lausche ich dem hallenden Lärm des Motorrads, das leiser wird und sich zu entfernen scheint. Dann höre ich den Unveränderten das Haus betreten und zwinge mich weiterzulaufen. Ich folge einem
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