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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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was davon übrig war, saßen zusammengekauert unter Plastikplanen und klammerten sich verzweifelt an ihre letzten Habseligkeiten und aneinander. Eine Weile war er fast dankbar für den relativen Komfort und die Sicherheit des Hotelzimmers, in dem sie ihn und die anderen einquartiert hatten.
    Als er sich dem Verteilungszentrum näherte, sah er auf den ersten Blick, dass es geschlossen war. Wo er nervöse, schweigsame Leute beim Schlangestehen erwartet hatte, sah er nur Leere. Jeder Raum war kostbar; die Tatsache, dass die Menschen diesen mieden, war an sich schon ein schlechtes Zeichen. Er hatte sich bereits entschieden, dass er umkehren und ins Hotel zurückgehen würde, ehe er mit ansehen musste, wie Leichen abtransportiert wurden. Eine wabernde Wolke dunstig-grauen Rauchs stieg hinter dem großen, kastenförmigen Gebäude empor. Er wusste, das war der Rauch eines Scheiterhaufens – eine typische Säuberungsaktion des Militärs. Die verbrannten mittlerweile sämtliche Toten, damit die Ausbreitung von Krankheiten verhindert oder zumindest verlangsamt wurde.
    Er änderte die Richtung und ging betont langsam, um bloß nicht aufzufallen. Er stellte fest, dass er sich in unmittelbarer Nachbarschaft des McIver Tower befand – des Gebäudes, wo er gearbeitet hatte -, und sah einen Moment gedankenverloren daran empor. Da oben, im siebten Stock, hatte er endlose Stunden verbracht, bevor das alles geschehen war. Da oben, neben hundertfünfzig Kollegen, die alle vor identischen Computern saßen, identische Headsets trugen und für ein gemeinsames Ziel arbeiteten: Versicherungen verkaufen und sich um die Anliegen der Kunden kümmern. Das waren noch
Zeiten, dachte er und wagte fast ein Lächeln, als eine geplatzte Leitung oder ein zerbrochenes Fenster als Notfall galten … Das alles wirkte heute so trivial und unwichtig, doch damals war es bedeutsam gewesen. Nicht nur für ihn, auch für alle anderen. Manchmal war ihm die Monotonie des Jobs auf die Nerven gegangen, doch heute würde er alles dafür geben, wenn er die Langeweile und Routine seines früheren Lebens zurückhaben könnte. Er blieb an einer Telefonzelle stehen und hing noch einen Moment seiner Betrachtung nach, während er versuchte, nicht verdächtig zu wirken, und jeden Augenkontakt mit dem Mann in der Zelle vermied, der mit dem Rücken gegen die Tür drückte, damit kein anderer hineinkam. Mark zählte bis zum siebten Stock des Bürohauses, dann ließ er den Blick zum Fenster in der Nähe seines ehemaligen Sitzplatzes schweifen. Jetzt hausten Menschen da oben. Sogar von hier unten sah er sie; Hunderte, dicht gedrängt, verzweifelt um ein klein wenig Freiraum bemüht. Am Sockel des Gebäudes bemerkte er in einem rechteckigen Bereich mit niederer Mauer, der einst als Parkplatz für die Verwaltung und die leitenden Angestellten gedient hatte, einen riesigen Berg weggeworfener Computerteile. Hunderte überflüssige Bildschirme, Tastaturen und Rechnergehäuse, die man aus den oberen Etagen geworfen hatte, um Platz zu schaffen.
    Mark sah wieder zu dem Mann in der Telefonzelle. Dieser hatte sich nicht bewegt. Schlief er? Mark klopfte beiläufig mit den Knöcheln an die Scheibe, doch der Mann reagierte nicht, daher klopfte er nochmals. Dann rüttelte er langsam an der Tür. Immer noch keine Reaktion. War der Mann tot? Was immer mit ihm los sein mochte, Mark sah, dass er eine Tragetüte in seinem schmutzigen Regenmantel hatte. Das mussten Lebensmittel sein. Abgesehen von Waffen und Drogen waren Lebensmittel heutzutage das einzig Wertvolle, das man verstecken
musste. Er trat gegen das Glas und zuckte innerlich zusammen, als ein paar andere Leute sich entweder umsahen oder aufschauten, ehe sie sich besannen und wieder abwandten.
    Ein kleiner Junge, der um eine Ecke seiner alten Arbeitsstätte kam, lenkte Mark ab. Das arme Kind sah hoffnungslos verloren und erschöpft aus, ohne Leben und Energie. Es sagte viel über die Krise, dass selbst Kinder so schwer betroffen waren. Er hatte Filme über Kinder gesehen, die im Zweiten Weltkrieg unbekümmert zwischen den Ruinen ihrer Häuser spielten, und Aufnahmen von Kindern, die lachend durch verseuchte Elendsviertel des Subkontinents liefen, aber dies … dies war etwas anderes. Selbst die unschuldigsten und naivsten Mitglieder der Gesellschaft wussten, wie ausweglos die Situation wurde. Der Junge sollte nicht allein sein. Mit wem war er unterwegs? Hatte er sich verirrt? War er ausgesetzt worden? Ein Waisenkind? Er hatte sich den

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