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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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geschrieben?«
    »Wenn ich opiumsüchtig wäre, was würden Sie mir dann raten — dass ich dem Verlangen nachgebe oder dass ich mich dagegen wehre?«
    »Opium schadet Ihnen.«
    »Colette auch.«
    »Und danach?«
    »Ich bin nach Amerika zurückgekehrt. Im Juli.«
    »Und wie ist sie hergekommen?«
    »Ich habe sie für eine Stelle in Yale empfohlen. Ein Radiochemiker namens Boltwood hat nach einer Assistentin gesucht. Sie war die Kandidatin mit der höchsten Qualifikation.«
    »Das soll wohl ein Witz sein?«
    »Nein, wirklich. Mit Abstand.«
    »Ach, kommen Sie, worauf warten Sie noch? Wann wollen Sie ihr einen Antrag machen?«
    Der Perkolator brodelte.
    »Was ist das nur mit euch Ehemännern?«, sinnierte Younger. »Ihr glaubt, jeder will es euch nachmachen. Ich war in das Mädchen verknallt. Aber das ist vorbei.«

    »Sie haben doch vorhin selbst erzählt, dass Sie sie heiraten wollten. In Wien.«
    »Das war ein Fehler. Sie ist zu jung. Sie glaubt an Gott.«
    »Ich glaube auch an Gott.«
    »Na ja, Sie möchte ich genauso wenig heiraten.«
    »Sie sind bloß sauer, weil sie Sie angelogen hat wegen Hans.«
    »Ich bin sauer, weil ich sie wollte und nicht bekommen habe«, widersprach Younger. »Freud hat Recht — ich behandle Frauen schlecht. Sobald ich sie habe, will ich sie nicht mehr. Ich verbrauche sie. Nach drei Monaten kann ich ihren Anblick nicht mehr ertragen und schüttle sie ab. Mit Hans ist sie besser dran. Viel besser.«
    »Sie will diesen Hans gar nicht. Sie hat es sich anders überlegt.«
    »Und sie wird es sich wieder anders überlegen.« Younger trank sein Glas leer und redete leise weiter. »Glauben Sie, sie hat ihn vergessen – den Mann, mit dem sie verlobt war? So denken Frauen nicht. Ich sage Ihnen jetzt, was passieren wird. Sie wird nach ihm suchen. Darauf können Sie sich verlassen. Früher oder später wird sie erkennen, dass sie ihren Hans noch einmal sehen muss – nur um ganz sicher zu sein.«
    Im Flur entstand Bewegung, dann waren Schritte zu hören. Sie schauten sich verlegen an. Mit verschlafenen Augen trat Colette ein. Sie trug einen zu großen Morgenmantel, den sie sich von Littlemores Frau geborgt hatte. Nur die Jugend ist um sechs Uhr morgens schön. Das galt auch für Colette, trotz ihres zerzausten Haars. Beide Männer erhoben sich.
    »Guten Morgen, Miss«, begrüßte Littlemore sie. »Kaffee?«
    »Ja, bitte. Ach, ich mach das schon. Setzt euch nur hin, ihr Invaliden.« Heißes Wasser brodelte in der Glaskuppel im Deckel der Kaffeekanne. Colette rieb sich die Augen und bemerkte die leere Whiskeyflasche auf dem Tisch. »Ist das nicht verboten hier?«
    »Zu Hause darf man trinken«, antwortete Littlemore. »Man kann es nur nicht kaufen und verkaufen. Einfach großartig. Viele Leute bereiten sich ihren eigenen Schnaps in der Badewanne zu. Ach übrigens, Miss, ich habe Ihnen noch gar nicht zu Ihrem Trick von gestern Abend gratuliert — wie Sie die Kerle dazu gebracht haben, das Radium zu stehlen, damit wir Sie aufspüren können.«
    »Danke, Jimmy.« Sie lächelte. »Das war wirklich ein Glück.«
    »Sie hat es absichtlich getan?« Younger wirkte verblüfft.
    »Ist doch klar, Doc. Wie oft waren die Entführer im Hotelzimmer der Miss?«
    »Ich weiß nicht – zweimal?«
    »Zweimal, genau. Beim ersten Mal haben sie Luc geholt. Sie hatten ihn schon, als Sie gerufen haben, wissen Sie noch? Aber als wir hingekommen sind, stand Drobac mit vollgestopften Taschen im Korridor, und auch die Zigarettenasche neben dem Koffer war noch warm. Also muss er noch ein zweites Mal oben gewesen sein, um die Elemente zu stehlen. Und warum hat er sie nicht gleich beim ersten Mal mitgenommen, wo sie doch so wertvoll sind? Weil er nichts von ihnen wusste. Und wie hat er von ihnen erfahren? Die Miss muss es ihm gesagt haben. Die einzige Frage ist, ob sie die Bemerkung aus Versehen oder mit Absicht hat fallenlassen. Und bei ihrer Klugheit muss ich einfach davon ausgehen, dass es Absicht war.«

    Younger nickte nachdenklich. »Ich bin beeindruckt — doppelt beeindruckt.«
    »Ich muss zurück, Stratham«, sagte Colette.
    »Ins Hotel?«
    »Nach Europa.« Colette schaltete den Perkolator ab und schenkte ihnen allen Kaffee ein.
    Littlemores Blick huschte zu Younger.
    »Das geht nicht – Sie sind für Boltwoods Labor verantwortlich. Und Sie dürfen Amerika nicht an dem messen, was gestern passiert ist. Dieses Land ist sicher.«
    »Das ist es nicht. Ich habe einen Brief bekommen. Aus Österreich. Er war bei der Post, die

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