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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Berührung wurde das Betonstück mehrere Etagen weit in die Luft zurückgeschleudert. Mit einem scheußlichen Donnerschlag krachte der deutlich schwerere Körper der Frau durch die Glasfliesen hinunter in eine Station der Untergrundbahn.
     
    L ittlemore hörte den Knall bis zur Wall Street. Er lauschte nach Anzeichen von Unruhen oder Terror. Als nichts dergleichen folgte, wandte er sich wieder seinen Untergebenen zu. »Stanky, bringen Sie das Hufeisen sofort zu Inspector Lahey.«
    »Kann ich der Presse davon erzählen?«, fragte Stankiewicz.
    »Auf jeden Fall«, antwortete Littlemore. »Aber die Bundespolizei fasst das Eisen nicht an, verstanden?«
    »Entschuldigen Sie, Captain«, unterbrach ihn Roederheusen. »Mr. O’Neill wartet immer noch auf Sie.«
     
    E rschrockene Schreie schallten über das Dach des Woolworthgebäudes, Schuljungen gafften und kreischten vor
Entsetzen. Nur Luc blieb ganz still und streckte die Hände mit einer seltsam schützenden Geste nach seiner Schwester aus.
    Die tote Frau war die Lehrerin, die hinter Luc angehalten hatte. Hätte Colette noch einen Schritt getan, wäre sie von Drobacs Messer getroffen worden. Aber da die unglückselige Lehrerin so unvermutet abgebremst hatte, war die Klinge in ihren rechten Lungenflügel eingedrungen statt in den linken des eigentlichen Opfers.
    Die meisten Menschen auf der Aussichtsplattform hatten das Messer nicht bemerkt und glaubten daher, Zeugen eines grausigen Unfalls geworden zu sein. Ein neuer Schwall von Besuchern, die gerade auf das Dach drängten, verstärkte noch die Verwirrung. Younger jedoch war das Messer im Rücken der Lehrerin nicht entgangen, und jetzt beobachtete er einen Mann, der hinkend auf die schwere Eichentür vor den Fahrstühlen zusteuerte — der einzige Mensch in dem allgemeinen Tumult, der die Plattform verließ. Beim Passieren der Tür warf Drobac einen Blick über die Schulter. Younger erkannte die kleinen, schwarzen Augen sofort.
    Er raste über das Dach und durch den Eingang. Zwischen den sich schließenden Türen eines Aufzugs erspähte er die schwarzen Augen unter dem Filzhut erneut. Der Spalt zwischen den Türen war zu schmal für einen Mann, aber er reichte für Youngers Arm, der blitzartig nach vorn schoss und Drobac am Kragen packte. Der Aufzugführer schrie überrascht auf und öffnete reflexartig die Türen. Younger riss Drobac heraus und schleuderte ihn zu Boden.
    Drabac wollte sich wehren, aber er hatte keine Chance. Younger prügelte und prügelte auf ihn ein, immer wieder,
bis das Nasenbein, der Kiefer und sogar die Augenhöhlen nachgaben.
     
    O ’Neill — wer ist das?« An einer Straßenecke in der Nähe der Morgan Bank wandte sich Littlemore an Officer Roederheusen.
    »Das ist der da drüben, Sir. Wartet schon den ganzen Vormittag. Er sagt, dass er auch eine Warnung vor der Bombe bekommen hat.«
    »Bringen Sie ihn her. Und dann suchen Sie mir den Postboten, der den Briefkasten an der Ecke Cedar Street und Broadway leert. Und bitte nicht erst nächste Woche. Ich will diesen Postmann morgen früh im Büro sehen, verstanden?«
    »Aber morgen ist doch Samstag«, protestierte Roederheusen.
    »Na und?«
    »Nichts, Sir.« Roederheusen überquerte eilig die Straße und kehrte mit einem Mann zurück, der seine geringe Körpergröße anscheinend durch Leibesfülle wettmachte und die Arme beim Gehen bewegte wie ein Spielzeugsoldat.
    »Tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten, Mr. O’Neill«, begrüßte ihn Littlemore. »Sie haben Informationen für mich?«
    »Ja. Also, das war am letzten Donnerstag.« O’Neill stockte kurz. »Oder doch Freitag. Nein, Donnerstag.«
    »Erzählen Sie mir einfach, was passiert ist.«
    »Ich war im Zug aus Jersey wie jeden Morgen. In Manhattan Transfer ist dieser Bursche eingestiegen, und wir sind ins Gespräch gekommen. Wirklich angenehm.«
    »Beschreiben Sie ihn.«

    »Gut aussehend«, antwortete O’Neill. »Ungefähr vierzig, zweiundvierzig. Hatte ihn noch nie im Zug gesehen. Über eins achtzig. Athletisch. Blond. Gebildet. Tennisschläger.«
    »Tennisschläger?«
    »Ja, er hatte einen Tennisschläger dabei. Na, jedenfalls, wir sind in der Hudson Tube, und er fragt mich, wo ich arbeite. Am 61 Broadway, sage ich. Er meint, dass er im gleichen Block arbeitet, in einer Art Botschaft, und wir reden so weiter, dies und das, Sie wissen schon, und auf einmal beugt er sich vor und flüstert mir ins Ohr: ›Bleiben Sie der Wall Street bis nach dem Sechzehnten fern.‹«
    »Dem

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