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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ihn ein kanadisches Richtergremium für unzurechnungsfähig erklärt hatte. Fischer war von seinem eigenen Schwager hingebracht worden, der von den inzwischen berühmten Postkarten gelesen hatte und in Begleitung von zwei Vertretern des US-Justizministeriums von New York nach Toronto gereist war.
     
    N ach dem Aufbruch des Detectives sah sich Younger im Bellevue Hospital um. Für einen Arzt war es nicht schwer, sich in einem großen, überfüllten Krankenhaus als weisungsbefugte Autorität auszugeben. Zumindest Younger fiel das nicht schwer, der im Krieg gelernt hatte, wie er sich den Gehorsam Untergebener sichern konnte: Man musste nur so tun, als wäre es eine Selbstveständlichkeit, dass die eigenen Befehle befolgt wurden.
    Er fand die Röntgenausrüstung im ersten Stock. Wie er es erhofft hatte, handelte es sich um ein modernes Gerät, das nicht mit Induktionsstrom, sondern mit einem Transformator betrieben wurde und mit Coolidge-Röhren ausgestattet
war. Die Milliampereanzeige war klar markiert. Er wusste, dass er damit umgehen konnte.
     
    I m Polizeipräsidium klopfte Officer Roederheusen an Littlemores Tür. »Ich habe den Postmann, Captain. Der, der den Briefkasten an der Ecke Cedar Street und Broadway leert.«
    »Worauf warten Sie noch? Bringen Sie ihn rein.«
    »Ähm, Sir, meinen Sie, ich könnte auch einen Spitznamen haben?«
    »Einen Spitznamen? Wozu?«
    »Stanky hat doch auch einen. Und Sie tun sich doch mit meinem Namen ein bisschen schwer, Sir.«
    »Okay. Eigentlich keine schlechte Idee. Ich nenne Sie Spanky.«
    »Spanky?«
    »Nicht zu verwechseln mit Stanky. Und jetzt bringen Sie mir den Postboten.«
    »Ja, Sir. Danke, Sir.«
    Kurz darauf führte Roederheusen den Postboten herein. Littlemore bot dem Mann einen Stuhl, einen Doughnut und Kaffee an. Hustend und schniefend akzeptierte dieser alle drei Dinge.
    »Sie haben also diese Wurfsendungen entdeckt«, begann der Detective. »Haben Sie beobachtet, wer sie eingeworfen hat?«
    Der Mann schüttelte mit vollem Mund den Kopf.
    »Na schön, ich sage Ihnen jetzt, was ich wissen will. Wann haben Sie die Wurfsendungen zum ersten Mal gesehen? Gleich nach dem Öffnen des Briefkastens oder später, als Sie wieder im Postamt waren?«
    Der Postbote schnäuzte sich in eine Papierserviette. »Ich
weiß gar nicht, wovon Sie reden. Der Briefkasten war doch leer.«
    » Leer ? Der Briefkasten an der Ecke Cedar Street und Broadway? Am Tag des Anschlags? Bei der Abholung um 11.58 Uhr?«
    »11.58? Die hab ich sowieso nicht geschafft. Hab meinen Beutel nach der Morgenrunde weggehängt. Speiübel war mir. Kann ich echt von Glück sagen, oder?«
    »Ist jemand für Sie eingesprungen?«
    »Eingesprungen?« Er lachte in seine Serviette. »Von wegen. Was sollen diese ganzen Fragen überhaupt?«
    Littlemore schickte den Postboten nach Hause.
     
    E inhundertdreißig Kilometer entfernt, in einem Labor an der Yale University, arbeitete ein menschenähnliches Wesen in einem Helm und einer Art Tiefseetaucheranzug ebenfalls am Samstag. Das Geschöpf füllte genau abgemessene Mengen Fumarsäure in sechs Gefäße mit Thorium, um Ionium zu isolieren. Noch bevor dieser knifflige, ermüdende Vorgang ganz vollendet war, stapfte das Wesen aus dem Labor in den Sonnenschein des Campushofs, und ein Knirps floh bei diesem Anblick weinend zu seinem Kindermädchen.
    Das Geschöpf zog seine Handschuhe aus und nahm den schweren, vor dem Augenschlitz mit einem Visier geschützten Schirm ab. Zum Vorschein kam das lange, zobelbraune Haar von Colette Rousseau. Geblendet vom hellen Tageslicht nach der doppelten Dunkelheit von Labor und Helm, setzte sie sich auf eine Bank.
    Früh am Samstagmorgen waren Colette und Luc nach New Haven zurückgekehrt, damit sie sich wieder ihren
Laborpflichten widmen konnte, von denen sie sich zwei Tage lang freigenommen hatte. Ihre Experimente sollten die Existenz von Ionium prüfen, einem neuen Element, das Professor Bertram Boltwood entdeckt zu haben behauptete – der »Vorläufer von Radium«, wie er es nannte. Madame Curie glaubte nicht an Ionium und hielt es vielmehr für eine Erscheinungsform von Thorium. Demzufolge glaubte auch Colette nicht an Ionium. Sie hatte bereits nachgewiesen, dass Ionium mit keinem der üblichen Fällungsmittel wie Natriumthiosulfat oder Nitrobenzoesäure von Thorium abgespalten werden konnte. Heute versuchte sie es mit Fumarsäure. Doch in den schweren, mit Blei ausgekleideten Handschuhen hatte sie zu zittern begonnen und die Arbeit daher

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