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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Hospital entfernt lag.
    »Besteht Aussicht, die Frau zu identifizieren?«, fragte Younger, als sie den Weg zum Krankenhaus einschlugen.
    »Eine Frau mit zwei Köpfen?« Littlemore winkte ab. »In ein, zwei Tagen wissen wir bestimmt mehr. Bei Frauen taucht meistens jemand auf, der sie vermisst meldet. Außer sie ist eine Nutte, dann wird nichts gemeldet.«
    »Ich habe so ein Gefühl, dass sie keine Nutte ist.« Younger warf dem Detective einen Blick zu. »Haben Sie ihre Zähne überprüft?«
    »Ob sie noch alle Backenzähne hat? Ja, darauf bin ich auch gekommen. Aber nein. Keine fehlenden Zähne.«
    »Warum Colette?«
    »Sie meinen, warum ihr andauernd solche Dinge zustoßen? Das ist wirklich die Frage. Aber wie gesagt, wir dürfen nicht davon ausgehen, dass das alles zusammenhängt.«
    »Wovon gehen Sie dann aus? Von verrückten Zufällen?«
    »Ich gehe von gar nichts aus. Das mache ich nie. Wenn ich raten müsste, würde ich tippen, dass jemand die Miss verwechselt. Vielleicht sind es sogar ein ganzer Haufen Leute, die sie für eine andere halten.«

    Bellevue war ein öffentlich finanziertes Krankenhaus, das jeden eingelieferten Patienten annehmen musste, und die Katastrophe an der Wall Street hatte der ohnehin schon überlasteten Einrichtung eine zusätzliche Bürde auferlegt. Jeder Korridor war ein Hindernisparcours aus Patienten, die zusammengesunken auf Stühlen saßen oder auf Tragbahren lagen. Im zweiten Stock fanden Younger und Littlemore die Frau aus der Kirche auf einer Station, die sie mit über einem Dutzend anderer Patientinnen teilte. Sie atmete, war aber nicht bei Besinnung. Auf dem schwellenden Auswuchs an ihrem Hals pochten die Adern. Von einer Schwester erfuhren sie, dass sie seit ihrer Einlieferung nicht mehr das Bewusstsein erlangt hatte. Am Nachbarbett verabreichte ein Krankenhausarzt einer Patientin eine Injektion. Littlemore fragte ihn, ob die rothaarige Frau überleben würde.
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete der Arzt.
    »Wer müsste es wissen?«
    »Ich. Ich bin für diese Station zuständig. Aber ich hatte noch keine Zeit, sie zu untersuchen.«
    »Macht es Ihnen was aus, wenn ich das übernehme?«, fragte Younger.
    »Sie sind Arzt?«
    »Ein Harvard-Doktor«, bestätigte Littlemore.
    »Ich würde mir gern das Neoplasma an ihrem Hals ansehen«, erkärte Younger. »Haben Sie einen Röntgenapparat? «
    »Natürlich haben wir einen. Aber den darf nur das Radiologiepersonal benutzen.«
    »Na schön«, meinte Littlemore. »Und wo finden wir das Radiologiepersonal?«

    »Ich bin das Radiologiepersonal.«
    Littlemore verschränkte die Arme. »Und wann könnten Sie eine Aufnahme machen?«
    »In zwei Wochen«, antwortete der Arzt. »Röntgenbilder mache ich immer am ersten Montag im Monat.«
    »In zwei Wochen? Bis dahin ist sie vielleicht schon tot.«
    »Genau wie fünfhundert andere Patienten in diesem Krankenhaus«, fauchte der Doktor. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe zu tun.«
    Nachdem der Arzt hinausgeeilt war, sagte Littlemore: »Vielleicht hätte ich das mit Harvard nicht erwähnen sollen. Ich weiß auch nicht, warum die Leute bei so was immer sauer werden. Dabei sollten sie doch voller Bewunderung sein. Was ist das für ein Zeug an ihrem Hals?«
    »Keine Ahnung, aber vielleicht finden wir es bald heraus. « Younger deutete auf einen dünnen, bläulichen Riss, der sich auf der unförmigen Masse gebildet hatte. Der Riss lief vom Kinn zum Brustbein. »Anscheinend drängt da was nach draußen.«
    »Na großartig«, meinte Littlemore.
    »Könnte ein Teratom sein.«
    »Was ist das?«
    »Normalerweise eine Verkapselung von einem Haar oder einem Zahn.«
    »Zum Beispiel ein Backenzahn?«
    »Vielleicht. Oder ein Zwilling.«
    »Was?«
    »Ein Zwilling, der nicht geboren wurde«, antwortete Younger. »Es ist noch kein Fall bekannt, in dem er gelebt hätte.«
    »Zuerst finden wir auf der Wall Street eine Frau ohne
Kopf, und jetzt haben wir eine mit zwei Köpfen. Das nenne ich ... Moment mal. Die war doch auch rothaarig.«
    »Die Frau ohne Kopf?«
    »Natürlich nur der Kopf. Wir sind direkt daran vorbeigelaufen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auch so ein ähnliches Kleid anhatte wie die Frau hier. Ich fahre zum Leichenschauhaus. Vielleicht fehlt bei ihr ein Zahn.«
     
    A m selben Vormittag berichteten Zeitungen im ganzen Land, dass Edwin Fischer, der Mann, der im Voraus von dem Bombenanschlag auf die Wall Street gewusst hatte, in Hamilton, Ontario, in Haft war, nachdem

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