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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Street, wo ein silberner Viersitzer parkte. »Schönes Automobil, nicht?« Er öffnete die hintere Tür, der Chauffeur ließ den Motor an. »Nach Ihnen, Officer.«
    Littlemore kletterte hinein. Der Chauffeur fand den Blick des Detectives im Rückspiegel und drehte sich um. »Wer sind Sie?«
    »Alles in Ordnung, ich gehöre zu Mr. Speyer.«
    »Speyer? Wer ist das?«
    Die Tür, die Speyer höflich geöffnet hatte, war noch angelehnt.
    »Das soll wohl ein Witz sein.« Littlemores Worte galten niemand Bestimmtem. Der Detective stieg aus. Von James Speyer war nichts zu sehen. Wütend auf sich selbst, marschierte Littlemore zurück ins Restaurant und rief seine Untergebenen Stankiewicz und Roederheusen an.
     
    A m Montagmorgen, den zwanzigsten September, traf Edwin Fischer an der Grand Central Station ein. Sein Zug kam aus Kanada, und er selbst wurde von zwei New Yorker Polizisten bewacht. Reporter aller Zeitungen der Stadt warteten auf ihn, zusammen mit einer ansehnlichen Menschenmenge.
    Und der attraktive, flachsblonde Fischer enttäuschte sie nicht. Mit unverzagt guter Laune beantwortete er Fragen und wies die Journalisten zugleich darauf hin, dass man ihm verboten hatte, sich zu dem Bombenanschlag zu äußern. Weil ihm offenbar zu heiß wurde, zog Fischer sein cremefarbenes Jackett aus, faltete es sorgfältig und reichte es einem verblüfften Polizeibeamten. Unter dem ersten Jackett kam ein zweites, marineblaues zum Vorschein.

    »Wieso die zwei Sakkos, Mr. Fischer?«, rief ein Reporter. »Ist es kalt da oben in Kanada?«
    »Ich trage immer zwei.« Fischer zeigte den Bund einer marineblauen Hose unter dem cremefarbenen Beinkleid. »Zwei ganze Anzüge, egal, wo ich hingehe.«
    Die Pressevertreter zwinkerten sich vielsagend zu. Alle hatten gehört, dass Fischer ein Spinner war. Einer erkundigte sich, warum er denn zwei Anzüge trug. Fischer erklärte, dass er sich als Amerikaner gern leger kleidete, aber als Mitarbeiter des französischen Konsulats auf größere Förmlichkeit vorbereitet sein musste. Mit funkelnden Augen führte er daraufhin eine dritte Kombination unter den ersten beiden vor, die offenbar aus weißer Baumwolle bestand und für sportliche Freizeitaktivitäten geeignet war. Auf die Frage nach dem Grund antwortete er, dass ihn kurz nach dem Gewinn der Open ein aufdringlicher Bursche zu einem Match aufgefordert hatte, das er mangels geeigneter Garderobe ablehnen musste. Danach beschloss er, stets für eine Partie gerüstet zu sein.
    »Die Open? Welche Open waren das, Ed?«
    »Die United States Open natürlich«, erwiderte Fischer.
    Diese Aussage wurde mit Kichern aufgenommen. »Sie haben also die US Open gewonnen, Eddie?«
    »Oh ja.« Fischer lächelte strahlend. Er hatte makellose Zähne. »Oft sogar.«
    Das Lachen wurde heftiger.
    »Wie oft?«
    »Nach dem dritten Mal hab ich aufgehört zu zählen«, antwortete er munter.
    »Los jetzt.« Einer der Polizeibeamten drückte Fischer sein cremefarbenes Jackett in die Arme.

    V on der Grand Central Station wurde Fischer ins Polizeipräsidium gebracht, wo ihn Commissioner Enright, Chief Inspector Lahey und der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Talley vernehmen wollten. Auf harten Stühlen an der Wand saßen mehrere Beamte vom Sprengstoffdezernat und von der Mordkommission, unter anderem auch Littlemore. Fischer redete alle freundlich an. Besonders überschwänglich war er zum Staastanwalt und erkundigte sich nicht nur nach dessen Gesundheit, sondern auch nach der von Mrs. Talley.
    »Sie kennen sich?«, fragte Enright.
    »Wir sind alte Bekannte«, erwiderte Fischer. »Nicht wahr, Talley?«
    Der Angesprochene schüttelte den Kopf. »Ich bin dem Mann noch nie begegnet, Commissioner.«
    »Hört euch das an.« Mit breitem Grinsen klopfte Fischer Talley auf den Rücken. »Immer noch der alte Witzbold.«
    Stirnrunzelnd eröffnete Polizeichef Enright das Verhör. »Mr. Fischer, sagen Sie uns bitte, woher Sie wussten, dass es am sechzehnten September auf der Wall Street einen Bombenanschlag geben wird.«
    »Das wusste ich ja gar nicht«, antwortete Fischer. »Ich wusste nur, dass es nach der Schlussglocke am Fünfzehnten passieren wird.«
    »Aber woher? Woher haben Sie es gewusst?«
    »Es ist mir aus der Luft zugeflogen.«
    »Aus der Luft?«
    »Ja«, setzte Fischer erklärend hinzu, »von einer Stimme aus der Luft.«
    Inspector Lahey schaltete sich ein. »Wessen Stimme war das?«

    »Das weiß ich nicht. Vielleicht ein Kollege vom Geheimdienst. Ich bin Agent, Sie

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