Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesjagd

Titel: Todesjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
Vom Netzwerk:
waren die Gänge eng für ein Einkaufszentrum, vielleicht breit genug für fünf oder sechs Leute. Auf beiden Seiten waren ähnliche Läden wie draußen auf der Straße.
    Fast am Ende des Ganges vor einer scharfen Rechtskurve entdeckte Quinn einen Kleiderladen. Auf einem Schild über dem Eingang stand »Ne Win’s Fine Dresses«.
    Der Laden selbst war höchstens sechs Meter lang und ungefähr genauso breit. An den Wänden links und rechts waren Regale befestigt, doppelt so hoch wie Etagenbetten. In der Nähe der Eingangstür stand eine Schaufensterpuppe, die ein schönes rotes Seidenkleid trug.
    Bevor er hineinging, sagte Quinn: »Du wartest hier.«
    »Suchst du etwas zum Anziehen?«, fragte Nate.
    Quinn bedachte diesen Kommentar nicht einmal mit einem giftigen Blick, sondern betrat wortlos den Laden.
    Zwei gut gekleidete Frauen Anfang zwanzig sprachen mit einem älteren Mann, dem Eigentümer des Geschäfts. Eines der Mädchen sah wie eine Chinesin aus, während das andere eindeutig ein Mischling war. Quinn tat so, als sehe er sich ein paar Kleider an.
    »Und es ist bestimmt am Donnerstag fertig?«, fragte die eine junge Frau, ihr Akzent ein Gemisch aus britisch-australischem Englisch und Chinesisch.
    »Selbstverständlich, kein Problem«, sagte der Mann. Sein Akzent war ausgeprägter. Englisch war nicht die Sprache, mit der er aufgewachsen war.
    »Und Sie werden keine Extras verlangen, ja?«, sagte das Mädchen. »Nicht wie beim letzten Mal.«
    Der alte Mann lächelte, aber Quinn merkte ihm an, dass er etwas zurückhielt.

    »Natürlich nicht, kein Problem.«
    Die Frauen sahen sich zufrieden an. Die eine nickte und sagte dann:
    »In Ordnung. Wir kommen am Donnerstag wieder.«
    Als sie sich abwandten, um zu gehen, bemerkten sie Nate, der in der Nähe des Eingangs stand. Beide Frauen lächelten ihn schüchtern an; das chinesische Mädchen schaute zuerst weg, während die Augen ihrer Freundin einen Moment länger auf Nate ruhten. Quinns Meinung nach sah auch sein Assistent das Mädchen ein bisschen zu lang an.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie völlig unnötig, als sie an Nate vorbeigingen.
    Quinn grinste in sich hinein und ging dann auf den Ladenbesitzer zu. Der alte Mann hatte sich nicht bewegt. Das gezwungene Lächeln, mit dem er die Mädchen im Laden angesehen hatte, schien auf seinem Gesicht festgefroren zu sein, als er ihnen nachsah.
    Mit ruhiger, freundlicher Stimme sagte er in ihre Richtung: »Zum Teufel mit euch, Ladys. Wir sehen uns Donnerstag.« Gleich darauf verschwand sein Lächeln, und er sah Quinn an. »Gottverdammte SPGs«, sagte er und ging dann nach hinten in den Laden.
    Quinn musste unwillkürlich lächeln. SPG bedeutete Sarong Party Girl und bezog sich auf die Gruppe junger singapurischer Frauen, die ständig tanzen gingen und in Nachtclubs herumhingen, immer auf der Suche nach einem weißen Ehemann. Der Ladenbesitzer hatte den Ausdruck benutzt, als sei er ein Einheimischer, in Singapur geboren und aufgewachsen, und nicht der burmesische Flüchtling, der er wirklich war.
    Der alte Mann, Ne Win, war 1989 aus seinem Heimatland geflohen, weil man ihn verdächtigte, prodemokratische Demonstrationen zu organisieren. Er hatte Quinn einmal erzählt,
dass er, wenn er geblieben wäre, jetzt schon fast zwanzig Jahre tot wäre. Damit habe er Glück gehabt, hatte er gesagt. Verflucht war er aufgrund seines Namens.
    Es gab einen viel berüchtigteren Ne Win, den General, der 1962 den militärischen Staatsstreich angeführt und in Burma die Macht übernommen hatte. Er war der Diktator, der das Land über Jahrzehnte hinweg regiert hatte und dessen Gegenwart auch noch Jahre nach seinem Tod spürbar war.
    Quinn kannte den Ladenbesitzer seit einiger Zeit. Markoff hatte sie einander vorgestellt. Vor fünf Jahren, während einer Gipfelkonferenz asiatischer Wirtschaftsführer. Diese Verbindung war einer der Gründe, warum Quinn ihn an diesem Vormittag besuchte.
    »Sie haben gehört, dass sie gesagt hat, ich soll nicht mehr verlangen?«, fragte Ne Win.
    An der Rückwand stand eine graue metallene Kühlbox. Der alte Mann öffnete sie und nahm zwei Dosen Tiger Beer heraus. Er warf Quinn eine zu.
    »Das letzte Mal hat ihre Freundin ein Kleid bestellt. Sie kommt, als ich fast fertig bin, und will alles wieder geändert haben. Nicht meine Schuld. Ich tue genau, was sie will. Ich ändere es und verlange mehr für die Änderung. Sie böse, na und? Aber nicht böse genug, dass sie nicht wiederkommt, eh?«
    Sie öffneten ihre

Weitere Kostenlose Bücher