Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
irgendwas entdecken, bekomme ich es.«
»Ja, Sir.«
Damit ist das Telefonat beendet. Der Detective sieht mich an, und wir lächeln beide. Einen Vorgesetzten zu wecken ist eine der kleinen Freuden des Lebens.
Der Detective Constable heißt Rod Beckley, aber alle nennen ihn Becks. »Weil ich so beschissen Fußball spiele«, scherzt er.
Nachdem er mir einen Schreibtisch frei geräumt und einen Stuhl besorgt hat, schleppt er ein Dutzend Ringordner an: Jedes eingehende und ausgehende Gespräch des New Life Adoption Centre ist aufgeführt, mit Nummer und Dauer, Uhrzeit und Datum. Es gibt sechs Telefon – und zwei Faxleitungen sowie eine direkte Durchwahl zu Shawcrofts Büro.
In weiteren Ordnern sind die Gespräche seines Mobiltelefons und seines Privatanschlusses aufgelistet. SMS und E-Mails sind ausgedruckt worden und in chronologischer Ordnung zusammengeheftet.
Ich nehme einen Textmarker und beginne, die Anrufe zu ordnen. Anstatt mir die Nummern vorzunehmen, konzentriere ich mich auf die Uhrzeit. Die Fähre hat am Sonntagmorgen um 3.36 Uhr in Harwich angelegt. Wir wissen, dass Pearl kurz nach vier von Bord gegangen ist. Um 10.25 Uhr hat er an einer Autobahntankstelle an der M25 Windeln und Fertigmilch gekauft und dann ein Auto gestohlen.
Ich überfliege die Liste von eingehenden Anrufen auf Shawcrofts Handy. Um 10.18 Uhr hat er einen Anruf entgegengenommen, der keine dreißig Sekunden gedauert hat. Ich überprüfe die Nummer. Sie taucht nur einmal auf. Es könnte auch jemand sein, der sich verwählt hat.
Auf der anderen Seite des Büros tippt DC Beckley irgendwas auf seiner Tastatur, um geschäftig zu wirken. Ich hocke mich auf die Kante seines Schreibtischs, bis er aufblickt.
»Können wir herausfinden, wem diese Nummer gehört?«
Er loggt sich in den Police National Computer ein und gibt die Ziffernfolge ein. Eine Karte von Hertfordshire erscheint auf dem Bildschirm, die Daten leuchten in einem zweiten Fenster auf. Die Nummer ist die eines öffentlichen Fernsprechers in Potter’s Barrett – einer Autobahnraststätte an der M25 kurz vor der Anschlussstelle 24. Es ist dieselbe Raststätte, auf der Brendan Pearl zuletzt gesehen wurde. Er muss Shawcroft angerufen haben, um sich Anweisungen zu holen, wohin er die Zwillinge liefern sollte. Es ist die konkreteste Verbindung zwischen den beiden, die ich bisher aufzeigen kann, aber es ist noch kein schlüssiger Beweis.
Als ich die Ordner rückwärts durcharbeite, lande ich in einer Sackgasse. In den folgenden drei Stunden hat Shawcroft sein Handy gar nicht benutzt. Wenn sein Plan an allen Enden aus den Fugen geraten war, musste er doch jemanden angerufen haben.
Ich versuche, mir den vergangenen Sonntag vor Augen zu führen. Shawcroft war auf dem Golfplatz. Abschlag seiner Vierergruppe war um 10.05 Uhr. Als Samira sie störte und von Shawcroft weggezerrt wurde, sagte einer seiner Mitspieler: »Nicht schon wieder.«
Es war schon einmal passiert – eine Woche zuvor. Nach dem Anruf von Pearl musste Shawcroft seine Runde unterbrochen haben. Wohin war er gegangen? Er musste den oder die Käufer darüber informieren, dass die Zwillinge eingetroffen waren. Er musste die Übergabe organisieren. Sein eigenes Handy zu benutzen wäre zu riskant gewesen, also suchte er ein anderes Telefon – eins, von dem er annahm, dass man seine Spur nicht dorthin zurückverfolgen konnte.
Ich gehe wieder zu Becks. »Ist es möglich herauszufinden, ob es in einem Golfclub in Surrey ein öffentliches Telefon gibt?«
»Vielleicht. Haben Sie einen Namen?«
»Ja. Der Twin Bridge Country Club. Der Fernsprecher könnte sich in einer Garderobe oder in der Lounge befinden. An irgendeinem
relativ ungestörten Ort. Ich interessiere mich für Telefonate, die am Sonntag, dem 29. Oktober, zwischen 9.20 Uhr und 10.30 Uhr von diesem Apparat geführt wurden.«
»Ist das alles?«, fragt er scherzhaft.
»Nein. Danach müssen wir die Nummern mit denen auf der Adoptionswarteliste des New Life Adoption Centre abgleichen. «
Er begreift nicht, was ich meine, macht sich aber trotzdem an die Arbeit. »Glauben Sie, wir finden eine Übereinstimmung?«
»Wenn wir Glück haben.«
10
»New Boy« Dave hört meine Stimme über die Gegensprechanlage und zögert einen Moment, bevor er den Türöffner für die Haustür drückt. Als ich vor seiner Wohnung ankomme, steht die Tür offen. Er rührt in der Küche Farbe an.
»Dann verkaufst du also definitiv?«
»Ja.«
»Schon irgendwelche Angebote?«
»Noch
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