Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
Handynummer. Wind verweht seine Worte in Fetzen. Er fährt mit offenem Fenster.
»Hallo?«
»Bring mein Auto zurück.«
»Schwesterherz?«
»Wo bist du?«
»In Brighton.«
»Das ist nicht dein Ernst! Heute ist Dads Geburtstag.«
»Das ist heute ?« Er fängt an, nach Ausflüchten zu suchen. »Sag ihm, dass ich eine Feldexkursion mit der Uni mache.«
»Ich werde nicht für dich lügen.«
»Ach, komm schon.«
»Nein.«
»Also gut, ich werde da sein.«
Ich blicke auf die Uhr. Ich bin schon zu spät. »Ich hasse dich, Hari.«
Er lacht. »Na, ein Segen, dass ich dich liebe.«
In meinem Schlafzimmer reiße ich den Kleiderschrank auf und verstreue meine Schuhe auf dem Boden. Ich muss einen Sari anziehen, um meinen Vater glücklich zu machen. In seiner Vorstellung sind Saris und Erlösung irgendwie miteinander verbunden – als ob das Eine mir das Andere oder wenigstens einen Ehemann bringen würde.
»New Boy« Dave wartet unten.
»Kannst du mir bitte ein Taxi bestellen?«
»Ich fahr dich.«
»Nein, wirklich.«
»Es dauert nur ein paar Minuten – und danach mache ich mich an die Arbeit.«
In meinem Schlafzimmer wickele ich den Sari von rechts nach links um meinen Körper, stopfe den oberen Rand der ersten Lage in meinen Unterrock und vergewissere mich, dass der Saum meine Knöchel streift. Dann schlage ich sieben Falten in der Mitte, die alle mit der Struktur des Stoffes fallen müssen. Mit einer Hand halte ich die Falten fest, während ich mit der anderen den restlichen Stoff hinter meinem Körper her wieder nach vorne führe und über meine Schulter drapiere.
Dieser Sari ist aus Varanasi-Seide mit einem kunstvollen Brokatmuster
in Rot und Grün und zierlichen Tierfiguren, die mit einem silbernen Metallfaden entlang des Saums angenäht sind.
Ich stecke meine Haare mit einem goldenen Kamm hoch, schminke mich und lege Schmuck an. Von indischen Frauen wird erwartet, dass sie Unmengen von Schmuck tragen. Es ist ein Zeichen des Wohlstands und der gesellschaftlichen Stellung.
Ich setze mich auf einen Stuhl und schnüre die Riemen meiner Sandalen zu. Dave starrt mich an.
»Ist irgendwas?«
»Nein.«
»Was gaffst du dann so?«
»Du siehst wunderschön aus.«
»Ja, klar.« Ich sehe aus wie aus einem Schaufenster von Ratner’s.
Ich wehre ihn ab, als er die Hände nach mir ausstreckt. »Berühren der Ware verboten. Und bau um Himmels willen keinen Unfall. Ich will nicht in diesen Klamotten sterben.«
Meine Eltern wohnen noch immer in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Meine Mutter mag keine Veränderungen. In einer vollkommenen Welt würden Kinder ihr Zuhause nie verlassen und herausfinden, wie man für sich selbst kocht und wäscht. Da das unmöglich ist, hat sie unsere jeweiligen Kindheiten in einer Ansammlung von Nippes bewahrt und ist hauptberufliche Kuratorin des Barba-Familienmuseums geworden.
Sobald wir in die Sackgasse biegen, spüre ich ein vertrautes Glühen auf meinen Wangen. »Setz mich einfach hier ab.«
»Welches Haus ist es denn?«
»Nur keine Umstände. Hier ist wunderbar.«
Wir halten vor einer Reihe von Läden. Fünfzig Meter entfernt spielen meine Nichte und mein Neffe im Vorgarten. Sie stürmen ins Haus, um meine Ankunft zu melden.
»Los, wende, schnell!«
»Ich kann hier nicht wenden.«
Zu spät! Meine Mutter taucht in der Tür auf und watschelt die Straße hinunter. Mein schlimmster Albtraum wird wahr.
Sie küsst mich drei Mal und drückt mich so heftig, dass meine Brüste schmerzen.
»Wo ist Hari?«
»Ich habe ihn dran erinnert. Ich habe sogar sein Hemd gebügelt. «
»Der Junge ist noch mein Tod.« Sie zeigt auf ihre Schläfe. »Siehst du meine grauen Haare?«
Ihr Blick fällt auf »New Boy« Dave, und sie wartet darauf, dass man ihr den unbekannten jungen Mann vorstellt.
»Das ist ein befreundeter Kollege. Er muss gleich wieder los.«
Mama bläst geräuschvoll Luft zwischen ihren geschürzten Lippen aus und fragt: »Hat er auch einen Namen?«
»Ja, natürlich. Detective Sergeant Dave King. Das ist meine Mutter.«
»Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Mrs. Barba. Ali hat mir schon so viel von Ihnen erzählt.«
Meine Mutter lacht. »Bleiben Sie zum Essen, Detective Sergeant? «
»Nein, er muss weg.«
»Unsinn. Heute ist Sonntag.«
»Polizisten müssen auch am Wochenende arbeiten.«
»Aber Detectives dürfen doch Mittagspausen machen. Oder nicht?«
Und dann lächelt meine Mutter, und ich weiß, dass ich verloren habe. Niemand kann angesichts dieses
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