Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
keine Eskimos.«
Sie warf ihren Pferdeschwanz über die Schulter und zog mich an sich. Ich konnte ihr pochendes Herz spüren und das Blut, das unter ihrer Haut pulsierte. Sie ließ ihre Zungenspitze über
meine Lippen gleiten und über meine Zähne tanzen. Wir atmeten dieselbe Luft. Es war ein unglaubliches Gefühl.
»Wow, du lernst aber schnell«, sagte sie.
»Du bist ja auch eine gute Lehrerin.«
Mein Herz raste.
»Vielleicht sollten wir das lieber nicht noch mal machen.«
»Ein bisschen seltsam hat es sich schon angefühlt.«
»Ja. Seltsam.«
Ich trocknete meine Handflächen an meinem Nachthemd.
»Ja, also, jetzt weißt du, wie es geht«, sagte Cate und nahm sich eine Zeitschrift.
Sie hatte selbst mit fünfzehn schon viele Jungen geküsst, prahlte jedoch nie damit. Viele weitere sollten folgen – Perlen und Kiesel an einer Kette um ihren Hals –, und bei jedem, der kam und ging, gab es kaum ein enttäuschtes oder gar trauriges Achselzucken.
Ich streiche mit den Fingern über das Foto und überlege, ob ich es mitnehmen soll. Wer würde es merken? Und im selben Moment kommt mir eine Erleuchtung. Ich gehe zurück ins Arbeitszimmer, ziehe die Schreibtischschublade auf und sehe das Feuerzeug. Wenn ich früher bei Cate übernachtet habe, schmuggelte sie immer Zigaretten mit nach oben und rauchte sie aus dem Fenster gelehnt, damit ihre Eltern den Qualm nicht rochen.
Ich reiße die Plastikverkleidung von der Scheibe, schiebe das Fenster hoch, stütze mich auf der Fensterbank ab und beuge mich in gut drei Meter Höhe hinaus.
Im Dunkeln schweift mein Blick über das Fallrohr der Regenrinne, das mit Metallschellen an der Mauer befestigt ist. Ich brauche mehr Licht. Ich riskiere es, die Taschenlampe anzumachen, und richte ihren Strahl direkt auf das Fallrohr. Außer Reichweite kann ich das verknotete Ende eines dünnen Fadens ausmachen, das über der ersten Rohrschelle hängt.
Was hat sie benutzt?
Ich sehe mich im Arbeitszimmer um. Zwischen der Rückseite des Schreibtischs und der Wand klemmt ein Kleiderbügel aus Draht, der so verbogen wurde, dass das eine Ende einen Haken bildet. Ich beuge mich wieder aus dem Fenster, nehme eine Schlaufe der Schnur auf den Haken. Sie läuft an der Mauer entlang über einen kleinen Nagel. Als ich an der Schnur ziehe, schwebt mir aus den Büschen im Garten eine Farbdose entgegen, nach der ich greife, sobald sie in Reichweite ist.
Mit einer Münze öffne ich den Deckel. Die Dose enthält ein halbvolles Paket Zigaretten und ein größeres, in Plastik eingewickeltes und von Gummibändern zusammengehaltenes Päckchen. Ich ziehe es heraus, schließe die Dose wieder und lasse den Nylonfaden durch meine Finger gleiten, als ich sie wieder ins Gebüsch hinablasse.
Auf dem Weg zurück ins Elternschlafzimmer löse ich die Gummibänder und wickele das Paket auf. Es enthält eine Plastikhülle mit Dokumenten, die ich auf dem Bett ausbreite: Zwei Boarding-Pässe einer Fluglinie, ein Touristen-Stadtplan von Amsterdam und ein Prospekt.
Die Boarding-Pässe sind gültig für einen British-Midlands-Flug am 9. März von Heathrow zum Flughafen Schiphol in den Niederlanden, Rückflug am 11.
Auf dem Cover des abgegriffenen Stadtplans prangt ein Foto des Rijksmuseum. Der Plan deckt den gesamten Bereich der Innenstadt ab, wo Kanäle und Straßen einem konzentrischen Hufeisenmuster folgen. Auf der Rückseite ist ein kleiner Plan mit Bus-, Straßenbahn – und Zuglinien sowie eine Liste von Hotels abgedruckt. Eines von ihnen ist umkringelt: »The Red Tulip«.
Ich betrachte den Prospekt, offenbar eine Werbebroschüre für eine wohltätige Einrichtung – das »New Life Adoption Centre« mit einer Telefonnummer und einem Postfach in Hayward’s Heath, West Sussex. Auf dem Cover sind Bilder von Babys und glücklichen Paaren abgedruckt, dazu ein Zitat: » Wenn Sie noch
nicht bereit sind, Mutter zu werden, ist es gut zu wissen, dass eine andere Frau es ist .«
Als ich den Prospekt aufklappe, springen mir weitere Fotos und Zeugenaussagen entgegen.
» ADOPTIONSWUNSCH? Wenn Sie eine sichere und erfolgreiche Adoption wünschen, können wir Ihnen helfen! Seit 1995 haben wir Hunderten von Paaren bei der Adoption von Babys geholfen. Unser Team ausgewählter und sozial engagierter Fachkräfte kann Ihren Traum von einer Familie wahr machen .«
Über der gegenüberliegenden Seite prangt die Schlagzeile: » SCHWANGER UND NOCH UNSICHER, WAS SIE TUN WOLLEN?
Wir können Ihnen helfen! Wir bieten Hilfe und
Weitere Kostenlose Bücher