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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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blicke zu dem riesigen Roll-on-roll-off-Laster mit den offenen Hecktüren.
    »Warum bin ich hier?«
    Er schlägt das Laken zurück. Auf der Bahre liegt ein Junge im Teenageralter mit dicken Armen und Beinen und dunklen Haaren. Sein Kopf ist beinahe vollkommen rund und rosa, bis auf die bläulich angelaufenen Lippen und die Falten seines Doppelkinns.

    Forbes hat sich nicht bewegt. Er beobachtet mich durch seine rechteckige Brille, die immer noch zu klein wirkt und ihn mit einem Mal bösartig erscheinen lässt.
    Ich wende den Blick ab. Mit vogelartiger Behändigkeit packt er meinen Arm. »Das ist alles, was er anhatte – eine billige Hose und ein Hemd. Keine Etiketten. Normalerweise verraten uns solche Kleider gar nichts. Sie sind billige Massenware.« Sein Griff wird fester. »Bei diesen Kleidern war das anders. Denn irgendjemand hatte etwas in das Innenfutter genäht. Einen Zettel mit einem Namen und einer Adresse. Und wissen Sie, wessen Name und wessen Adresse?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Ihre.«
    Ich versuche, gar nicht zu reagieren, aber das ist für sich genommen auch schon wieder eine Reaktion.
    »Können Sie das erklären?«, fragt er.
    » Nein.«
    »Sie haben nicht mal eine vage Ahnung?«
    Meine Gedanken rasen, während ich im Kopf die Möglichkeiten durchgehe. Meine Mutter hat immer Etiketten in meine Sachen genäht, damit ich sie nicht verliere. Aber nur mit meinem Namen und nicht mit meiner Adresse.
    »Sie verstehen, wie das aussieht«, sagt er und schnalzt mit der Zunge. »Sie sind in eine Ermittlung wegen Menschenhandel und möglicherweise auch Mord verwickelt. Wir glauben, dass sein Name Hasan Khan ist. Sagt Ihnen das irgendwas?«
    » Nein.«
    »Der LKW ist in Holland zugelassen. Auf der Passagierliste ist der Fahrer als Arjan Molenaar eingetragen.«
    Wieder schüttele ich den Kopf.
    Mehr als der Schock breitet sich Taubheit in mir aus. Es fühlt sich an, als wäre jemand von hinten an mich herangeschlichen und hätte mir ein Metalltablett über den Kopf gezogen, dessen Klang mir immer noch in den Ohren hallt.

    »Warum sind sie nicht früher entdeckt worden?«
    »Wissen Sie, wie viele LKW jeden Tag durch Harwich kommen ? Mehr als zehntausend. Wenn der Zoll jeden einzeln durchsuchen würde, würden sich die Fähren bis zurück nach Rotterdam stauen.«
    Noonan tritt zu uns, beugt sich über die Bahre und spricht, als ob der Jugendliche ein Patient und keine Leiche wäre.
    »Nun gut, junger Mann, bitte versuche, so offen wie möglich zu sein. Wenn du dich der Prozedur mit gutem Willen unterziehst, erfahren wir mehr über dich. Dann wollen wir mal sehen.«
    Er inspiziert die Leiche noch genauer, wobei er mit den Lippen fast den Hals des Jungen berührt. »Es gibt Spuren petechialer Blutaustritte, weniger als ein Millimeter tief, an Augenlidern, Lippen, Ohren, Gesicht und Hals, eine Folge des Sauerstoffmangels im Gewebe …«
    Er hält einen Arm hoch und untersucht die Haut.
    »Narben deuten auf ältere schwere Verbrennungen am linken Unterarm und der linken Hand hin, möglicherweise die Folge einer Explosion.«
    Ich bemerke Dutzende kleinerer Narben auf seiner Brust. Auch Noolans Interesse ist geweckt, und er misst sie mit einem Lineal.
    »Sehr ungewöhnlich.«
    »Was ist das?«
    »Messerwunden.«
    »Ist er niedergestochen worden?«
    »Irgendjemand hat ihn aufgeschlitzt.« Er fuchtelt mit einem imaginären Messer durch die Luft. »Keine der Wunden ist besonders tief. Die Klinge hat keine inneren Organe oder Hauptschlagadern bedroht. Exzellente Kontrolle.«
    Der Pathologe klingt beeindruckt – wie ein Chirurg, der die Arbeit eines Kollegen bewundert.
    Dann fällt ihm noch etwas auf. Er hebt den Arm des Jungen,
dreht ihn nach außen und entblößt so das Handgelenk. Auf der Mitte zwischen Handfläche und Ellenbogen schwebt ein kleiner tätowierter Schmetterling. Noonan vermisst die Tätowierung und spricht in seinen Digitalrekorder.
    Forbes hat mir genug gezeigt.
    »Ich möchte jetzt nach Hause«, sage ich.
    »Ich habe noch weitere Fragen.«
    »Brauche ich einen Anwalt?«
    Er scheint enttäuscht von der Frage. »Ich kann Ihnen jemanden besorgen, wenn Sie es wünschen.«
    Ich weiß, dass ich mir mehr Sorgen machen sollte, aber meine Neugier ist stärker als meine natürliche Vorsicht. Mit dem Gefühl, unbesiegbar zu sein, oder dem Glauben, dass meine Unschuld mich schützen wird, hat das gar nichts zu tun. Ich habe schon zu viele Fehlurteile erlebt, um derart optimistisch zu sein.
    Im Hafenterminal gibt

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