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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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sie nach Großbritannien gekommen?«

    Ich erzähle ihm von meinem Großvater, der in einem kleinen Dorf in Gujarat geboren wurde und sich mit siebzehn der britischen Armee angeschlossen hat, wo er zunächst Küchenhilfe und später Koch war. Nach dem Krieg brachte ihn ein Major der Royal Artillery mit heim nach England, damit mein Großvater für seine Familie kochte. Mein Großvater reiste auf einem Dampfschiff, das für die Fahrt von Bombay nach England drei Wochen brauchte. Er kam allein. Das war 1947.
    Er verdiente drei Pfund pro Woche, sparte aber trotzdem genug, dass meine Großmutter nachkommen konnte. Sie waren die ersten Inder in Hertfordshire, zogen jedoch später nach London.
    Meine einzige Erinnerung an meine Großeltern ist eine Geschichte über ihren ersten Winter in England, die sie mir erzählt haben. Sie hatten nie zuvor Schnee gesehen und sagten, es hätte ausgesehen wie eine Szene aus einem russischen Märchen.
    Ironie verstehe ich nicht immer, aber mein Großvater hat sich sein ganzes Leben lang angestrengt, weiß zu sein, um am Ende von einem umgekippten Kohlelaster auf dem Richmond Hill begraben zu werden, der ihn rußschwarz färbte.
    Forbes hat eine zweite Flasche Wein geleert und ist melancholisch geworden.
    »Ich muss mal auf die Toilette«, erklärt er.
    Ich sehe ihm nach, wie er sich, die linke Schulter vorgeschoben, einen Weg zwischen den Tischen bahnt. Auf dem Rückweg bestellt er sich einen Brandy. Er erzählt von seiner Kindheit in Milton Keynes, einer Stadt vom Reißbrett, die es vor 1960 noch gar nicht gab. Jetzt lebt er in London. Eine Ehefrau erwähnt er nicht, aber ich bin mir sicher, dass zu Hause eine auf ihn wartet.
    Ich will mit ihm über die illegalen Einwanderer reden, bevor er zu betrunken ist. »Konnten Sie den LKW zurückverfolgen?«, frage ich.

    »Schiffscontainer haben Codes, die man zu jedem Ort der Welt zurückverfolgen kann.«
    »Und woher kam er?«
    »Der LKW hat gestern am frühen Morgen eine Fabrik in den Außenbezirken von Amsterdam verlassen. Die Schlösser sind angeblich absolut einbruchsicher.«
    »Woher wissen Sie Hasan Khans Namen?«
    »Er hatte Papiere bei sich. In einer Stofftasche, die er sich um den Bauch gebunden hatte. Laut Angaben der niederländischen Polizei ist er vor neunzehn Monaten aus Afghanistan kommend in Holland eingetroffen. Er hat mit einer Gruppe Asylbewerber über einem chinesischen Restaurant in Amsterdam gewohnt.«
    »Was war sonst noch in der Tasche?«
    Forbes senkt den Blick. »Zeichnungen und Fotos. Ich könnte Sie Ihnen zeigen …« Er zögert. »Wir könnten auf mein Zimmer gehen.«
    »Sie könnten die Tasche auch holen«, schlage ich vor.
    Er streicht mir mit einem Fuß über die Wade und lächelt ein Unartiger-Junge-Lächeln.
    Ich möchte etwas Unliebenswürdiges sagen, finde jedoch keine Worte. In Abfuhren war ich nie besonders gut. Stattdessen lächele ich höflich und erkläre ihm, dass er lieber aufhören soll, solange er noch einen Vorsprung hat.
    Er runzelt die Stirn. Er versteht mich nicht.
    Herrgott noch mal, du bist nicht mal attraktiv. Ruf deine Frau an und wünsch ihr eine gute Nacht.
    Auf dem Weg die Treppe hinauf gerät Forbes mehrmals ins Stolpern. »Ich schätze, wir haben beim Wein ziemlich zugelangt, was?«
    »Einer von uns beiden auf jeden Fall.«
    Er zieht umständlich seinen Zimmerschlüssel aus der Tasche und startet mehrere erfolglose Versuche, das Schlüsselloch zu finden, bis ich ihm ihn schließlich abnehme. Im Zimmer sinkt er aufs Bett und dreht sich auf den Rücken, Arme und Beine
von sich gestreckt wie ein Opfer an den dämonischen Gott des Alkohols.
    Ich ziehe ihm die Schuhe aus und hänge sein Jackett über die Stuhllehne. Die Stofftasche liegt neben dem Bett. Ich lege den Sicherheitsriegel so vor, dass die Tür nicht zufallen kann, bevor ich in mein Zimmer gehe.
    Von dort rufe ich Ruiz und »New Boy« Dave an. Dave will mich sofort abholen, aber ich sage, dass er bleiben soll, wo er ist. Ich verspreche, ihn morgen früh wieder anzurufen.
    Eine Viertelstunde später kehre ich in Forbes’ Zimmer zurück. Die Tür ist immer noch angelehnt, und er schnarcht. Während ich das Zimmer durchquere, achte ich darauf, ob sein Atem sich verändert. Schließlich ertaste ich die Stofftasche. Er rührt sich nicht.
    Dann ertönt plötzlich ein anderes Geräusch. Ein melodischer Klingelton.
    Ich lasse mich auf den Boden fallen und kauere mich zwischen Heizung und Vorhang.
    Wenn Forbes das Licht anmacht, wird er

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