Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
Forbes.«
»Sie arbeiten für die SOCA?«
»Ich arbeite für die Regierung.«
»Welchen Teil der Regierung?«
»Für den Teil, über den die Leute nicht oft reden.« Wieder macht er dieses klickende Geräusch.
Wir haben das Ende der Hanbury Street erreicht. Unter einer Laterne lehnt ein einsamer Zuschauer in schwarzer Ledermontur an einem Motorrad. Von seiner rechten Hand baumelt
ein Helm, und er schirmt eine brennende Zigarette ab. Es ist Donavon.
Der Verkehr quält sich stockend voran. Ich kann nur den Hinterkopf des Fahrers sehen. Er hat eine Soldatenfrisur und eine Wrap-around-Sonnenbrille wie Bono.
Ich versuche, mich zu erinnern, was ich über die SOCA gelesen habe. In ihr wurden die alte National Crime Squad mit dem National Criminal Intelligence Service und einigen Abteilungen zusammengelegt, die früher dem Zoll beziehungsweise der Einwanderungsbehörde unterstellt waren. Fünftausend Beamte wurden gezielt ausgesucht, um gegen Verbrecherbanden sowie Drogen – und Menschenschmuggler vorzugehen. Chef der neuen Behörde ist ein ehemaliger Leiter des MI5.
»Wohin fahren wir?«
»Zu einem Tatort«, sagt Forbes.
»Von welchem Verbrechen? Es muss sich um einen Irrtum handeln.«
»Sie sind Alisha Kaur Barba. Sie sind neunundzwanzig Jahre alt. Sie arbeiten für die London Metropolitan Police, zuletzt beim Personenschutz für den diplomatischen Dienst. Sie haben vier Brüder. Ihr Vater ist ein pensionierter Zugführer. Ihre Mutter nimmt Näharbeiten an. Sie sind auf die Falcon Street Primary School und auf die Oaklands Secondary School gegangen. Sie haben einen Abschluss der London University in Soziologie und waren Klassenbeste im Hendon Police Training College. Sie sind ein hervorragender Schütze und ehemalige Spitzenleichtathletin. Vor einem Jahr wurden Sie bei dem Versuch verletzt, einen Verdächtigen festzunehmen, der Ihnen beinahe das Rückgrat gebrochen hätte. Sie haben eine Tapferkeitsmedaille angenommen, eine Berufsunfähigkeitsrente jedoch ausgeschlagen. Sie scheinen sich sehr gut erholt zu haben.«
»Auf Flughäfen löse ich immer noch die Metalldetektoren aus.«
Ich weiß nicht, ob ich von seinem Wissen beeindruckt oder eingeschüchtert sein soll. Weiter wird nichts gesprochen. Forbes wird meine Fragen erst beantworten, wenn er so weit ist. Schweigen ist Teil der Methode, mit der man jemanden weichkocht. Das hat Ruiz mir beigebracht.
Wir fahren auf der A12 durch Brentford und weiter aus London heraus. Nachts mag ich das Land nicht. Es ist zu dunkel und zu leer. Selbst das Licht des Mondes wirkt matt und mürrisch, als ob er sich irgendwo den Kopf gestoßen hätte.
Forbes nimmt mehrere Anrufe entgegen, antwortet jedoch immer nur mit Ja oder Nein und einem gelegentlichen kehligen Knacken. Er ist verheiratet. Der goldene Ring an seinem Ringfinger ist breit und schwer. Irgendjemand bügelt zu Hause seine Hemden und putzt seine Schuhe. Er ist Rechtshänder. Er trägt keine Waffe. Er weiß so viel über mich, dass ich es irgendwie ausgleichen möchte.
Wir fahren weiter durch Chelmsford in Essex, bevor wir Colchester links liegen lassen und uns auf der A120 in Richtung Harwich halten. Vor uns bilden sich Konvois von Sattelschleppern und Containerlastern. Ich kann das Salz in der Luft riechen.
Ein großes Schild über der Fahrbahn heißt uns im internationalen Hafen von Harwich willkommen. Wir folgen der New Port Entrance Road und erreichen nach zwei Verkehrskreiseln den Frachteingang. Ein Zollbeamter mit Lichtstab und fluoreszierender Weste winkt uns durch eine Absperrung.
In der Ferne sehe ich den Containerhafen von Felixstowe. Über den Schiffen ragen riesige Portalkräne auf, die Container hieven und ablassen. Es sieht aus wie eine Szene aus »Krieg der Welten«, in der außerirdische Maschinen auf der Erde gelandet sind und Junge für die nächste Generation generieren. Container erstrecken sich aufeinandergestapelt in Reihen über Hunderte von Metern.
Jetzt beschließt Forbes, mit mir zu reden.
»Waren Sie schon einmal hier, Detective Constable Barba?«
» Nein.«
»Harwich ist ein Fracht – und Passagierhafen. Hier werden Kreuzfahrtschiffe, Fähren, Massengutfrachter und Roll-on-roll-off-Schiffe abgefertigt. Jeden Tag kommen Tausende von Fahrzeugen aus Dänemark, Schweden, Belgien, Deutschland und Hoek van Holland durch.«
»Warum bin ich hier?«
Er zeigt nach vorn. Der Wagen bremst. Mitten im Zollbereich ist ein Zelt der SOCA aufgestellt worden, das von einer Wagenburg aus
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