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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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hätte er alles gehört und gesehen.
    Ruiz wartet draußen und beobachtet den Karneval aus Gier und Geilheit. Mittlerweile sind mehr Menschen unterwegs. Die meisten sind gekommen, um sich die berühmten Fenster anzugucken. Eine Herde japanischer Touristen wird von einer Frau mit gelbem Schirm geführt.
    »Samira hatte einen Bruder«, erkläre ich Hokke und Nico. »Er ist etwa zur selben Zeit aus dem Asylbewerberzentrum verschwunden. Wohin hätte er gehen können?«
    »Auch Jungen können sich prostituieren«, antwortet Hokke nüchtern. »Außerdem arbeiten sie als Drogenkuriere, Taschendiebe oder Bettler. Sehen Sie sich im Hauptbahnhof um. Da werden sie Dutzende von ihnen sehen.«
    Ich zeige ihnen die Kohlezeichnung von Hasan. »Er hatte eine Tätowierung auf der Innenseite des Handgelenks.«
    »Was für eine Tätowierung?«
    »Ein Schmetterling.«
    Hokke und der Filmvorführer wechseln einen Blick.
    »Das ist ein Eigentümermal«, sagt Nico und kratzt sich die Achselhöhle. »Er gehört irgendjemandem.«
    Hokke starrt in seinen verkohlten Pfeifenkopf. Das ist offensichtlich eine schlechte Nachricht.
    Ich warte auf eine Erklärung. Mit sorgfältig gewählten Worten erläutert er mir, dass bestimmte Verbrecherbanden bestimmte Viertel kontrollieren und häufig auch das Besitzrecht an Asylbewerbern und Illegalen beanspruchen.
    »Sie sollten sich von de Souza fernhalten«, sagt Nico.
    Hokke legt einen Finger auf seine Lippen, und die beiden wechseln wieder einen Blick.
    »Wer ist de Souza?«, frage ich.

    »Niemand. Vergessen Sie den Namen.«
    Nico nickt. »Ist besser so.«
    Inzwischen sind noch mehr Fenster geöffnet und noch mehr Freier unterwegs. Die Männer heben den Blick nicht, wenn sie aneinander vorbeigehen.
    Prostitution hat mich immer verwirrt. In meiner Jugend haben Filme wie »Pretty Woman« und »American Gigolo« die Sache von negativen Aspekten befreit und glorifiziert. Die ersten wirklichen Prostituierten habe ich zusammen mit Cate gesehen. Wir waren zu einem Sportwettkampf in Leeds. In der Nähe des Bahnhofs, wo es die meisten billigen Hotels gab, sahen wir Frauen an den Straßenecken stehen. Einige wirkten ausgebrannt und schmutzig – kein bisschen wie Julia Roberts. Andere wirkten so ausgehungert, dass sie eher aussahen wie Anglerfische und nicht wie Objekte der Begierde.
    Vielleicht ist meine Vorstellung, dass Sex wunderschön, magisch und nicht von dieser Welt sein sollte, naiv. Schmutzige Witze oder zotige Gesten mochte ich nie. Cate nannte mich prüde. Damit kann ich leben.
    »Was denken Sie, Sir?«
    »Ich frage mich, warum sie es machen.«
    »Die Frauen?«
    »Die Männer. Ich hab nichts dagegen, wenn mir jemand die Klobrille anwärmt, aber es gibt Orte, da will ich nicht Zweiter oder Dritter sein …«
    »Meinen Sie, man sollte die Prostitution verbieten?«
    »Ich mache nur eine Beobachtung.«
    Ich erzähle ihm von einem Essay von Camille Paglia, den ich auf der Universität gelesen habe und in dem sie behauptet, dass Prostituierte nicht die Opfer der Männer, sondern ihre Bezwingerinnen seien.
    »Das muss die Feministinnen doch in Rage gebracht haben. «

    »Großes Gezeter und Vergewaltigungsgeschrei.«
    Wir gehen eine Weile schweigend weiter und setzen uns dann. Ein Sonnenstrahl fällt auf den Platz. Irgendjemand hat eine Kiste unter einem Baum aufgestellt und rezitiert etwas auf Holländisch. Es könnte Hamlet sein. Oder das Telefonbuch.
    Im Hotel beginnen wir zu telefonieren. Wir arbeiten eine Liste von Wohlfahrtsorganisationen, Flüchtlingsanwälten und Unterstützergruppen ab, die Hokke uns gegeben hat. Wir hängen fast den ganzen Tag am Telefon, aber niemand weiß etwas über Samira. Vielleicht müssen wir ganz altmodisch an Türen klopfen.
    Auf dem Damrak finde ich einen Copyshop, wo ein Mitarbeiter das Foto von Samira vergrößert und mit einem Farbkopierer einen Stapel Bilder ausdruckt. Der Geruch von Papier und Tinte steigt mir zu Kopf.
    Ruiz wird das Foto am Hauptbahnhof herumzeigen. Ich werde es bei den Frauen hinter den Fenstern versuchen, die wahrscheinlich eher bereit sind, mit mir zu reden. Ruiz ist vollkommen einverstanden mit dieser Arbeitsteilung.
    Vorher rufe ich noch Barnaby Elliot an, um mich nach den Plänen für die Beerdigung zu erkundigen. Sobald er meine Stimme hört, wirft er mir vor, Cates und Felix’ Haus niedergebrannt zu haben.
    »Die Polizei hat gesagt, dass du dort warst.«
    »Ich habe einen Einbruch gemeldet und keinen Brand gelegt. «
    »Was hast du dort

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