Todeskette
hat veranlasst, dass der Leichenwagen hinter dem Haus geparkt wird. Sie hatte wohl Angst, dass sein Anblick irgendwelche Schaulustigen aus der Ortschaft anlocken könnte.«
Sie stiegen in Newmans Mercedes und wollten losfahren, aber als Newman den Motor anließ, wurde eine der hinteren Türen aufgerissen, und jemand sprang in den Wagen. Es war Crystal. Sie zog die Tür zu, und Newman setzte den Mercedes in Bewegung, weil sich das schmiedeeiserne Tor am Ende der Auffahrt bereits zu öffnen begann.
»Super!«, rief Crystal. »Endlich komme ich mal aus dem alten Kasten raus!«
Ihre Stimme klang fröhlich und normal. Paula drehte sich um und sah sie an.
Crystal trug eine bis oben geschlossene Reitjacke und hohe Lederstiefel. Ihr feuerrotes Haar hatte sie ordentlich nach hinten gebürstet.
»Sieht ganz so aus, als würden wir nach Gladworth fahren«, sagte sie, während sie Paula einen frechen Blick zuwarf. »Wunderbar. Ich muss jede Menge einkaufen. Warum fahren Sie hin?«
Kann die nicht mal eine Sekunde lang den Mund halten?, dachte Paula, antwortete dann aber: »Wir fahren ebenfalls zum Einkaufen in den Ort.«
»Dann werde ich mal eine Runde schlafen, bis wir dort sind.« Crystal fläzte sich auf die Rückbank und schloss die Augen.
Newman fuhr per Knopfdruck die schalldichte Glasscheibe nach oben, die die vorderen von den hinteren Sitzen des Wagens trennte. Nachdem sie eine Weile gefahren waren, näherte sich ihnen von hinten ein Kurier auf einem Motorrad. Er überholte sie und fuhr links ran, woraufhin Newman den Mercedes ebenfalls anhielt.
»Ich habe mich verfahren«, sagte der Kurier, nachdem Newman die Fensterscheibe heruntergelassen hatte. »Ich suche nach einem Anwesen, das Hengistbury Manor heißt. Wissen Sie vielleicht, wo ich das finden kann?«
»Sie sind schon daran vorbeigefahren«, erwiderte Newman. »Drehen Sie um, und fahren Sie etwa drei Meilen zurück, bis Sie zu einem großen schmiedeeisernen Tor auf der rechten Seite kommen. An einem der Pfeiler ist eine Gegensprechanlage.«
»Haben Sie vielen Dank, Sir.«
»Das war bestimmt der Kurier mit dem Testament«, flüsterte Paula, als Newman wieder losgefahren war.
»Dann werden wir wohl den großen Knaller verpassen. Haben Sie denn eine Idee, wer der Erbe sein könnte? «
»Nicht die geringste. Bella war ziemlich clever.«
»Bestimmt warten sie alle schon draußen vor dem Haus auf den Boten«, meinte Newman.
»Lavinia wird sicher dafür sorgen, dass Tweed den Umschlag kriegt. Sie hat es ihm versprochen.«
»Diese Gier nach dem Geld ist schon schlimm«, sinnierte Newman.
»So ist die Welt nun mal.«
»Dabei beziehen bestimmt alle von ihnen ein fürstliches Gehalt.«
»Bestimmt. Aber manche Menschen wollen immer noch mehr.«
»Ich nicht. Ich habe alles, was ich brauche.«
»Dann sollte man Sie in ein Museum stellen. ›Der Mann, der nicht mehr haben will.‹ Aber ich glaube es Ihnen, dass Sie zufrieden sind.«
»Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, dass Warner Chance kaum etwas gesagt hat?«, fragte Newman.
»Wahrscheinlich ist auch er zufrieden«, erwiderte Paula.
»Wieso glauben Sie das?«
Newman bekam nie eine Antwort, denn in diesem Augenblick verließen sie den dunklen Wald und erreichten Gladworth, das in hellem Sonnenlicht lag.
Nur wenige Menschen waren auf der Straße.
Mit langsamem Tempo fuhr ein blauer Ford auf sie zu, dessen Fahrer sich einen breitkrempigen Hut tief in die Stirn gezogen hatte. Der Mann war Max, und als er den Mercedes sah, hielt er an.
Geduldig sah Max zu, wie Newman, den er von Bildern in der Zeitung kannte, vor einem kleinen Kaufhaus parkte und hineinging. Am Eingang hing ein Plakat, auf dem stand »Alles für Bergsteiger«. Bei Newman war eine Frau, die Max mit einigem Entsetzen als Paula Grey identifizierte, die Frau, die er auf Befehl seines Chefs hätte töten sollen. Wer die hübsche, junge Frau mit den langen roten Haaren war, die ebenfalls mit den beiden in das Geschäft ging, wusste er nicht, aber es war ihm auch egal, denn er konzentrierte sich einzig und allein auf Newman.
In dem kleinen Kaufhaus kaufte Newman sich zunächst eine große Leinentasche, die er sich über die Schulter hängen konnte, bevor er in die Sportartikelabteilung ging und ein Paar Bergschuhe, zwei Hämmer sowie ein Kletterseil und ein Dutzend Felshaken erwarb.
»Wozu brauchen Sie denn das ganze Zeug?«, fragte Paula. »Sie wollen doch nicht etwa auf den Pike’s Peak klettern – oder etwa doch?«
»Sich haben’s
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