Todeskette
Dienst.«
»Genau. Tetford. So war sein Name. Aber der Mann hat gelogen. Meine Mutter ist nicht von der Straße abgekommen, jemand hat die Bremsleitungen an ihrem Auto manipuliert. Deshalb musste sie sterben.«
»Mutter wurde ermordet«, sagte Crystal. »Und Tetford hat das unter den Teppich gekehrt.«
»Woher wollen Sie denn das mit den Bremsleitungen wissen?«, fragte Tweed.
»Leo war schon damals der geborene Automechaniker«, erwiderte Crystal.
»Wenn Sie wollen, zerlegt er Ihnen Ihren Audi in alle Einzelteile und baut ihn hinterher wieder zusammen.«
»Danke, das ist nicht nötig«, sagte Tweed mit fester Stimme. »Wir glauben Ihnen auch so. Dann sind Sie also in die Schlucht hinabgestiegen und haben das Wrack des Wagens untersucht, Leo?«
»Das habe ich. Tetfords Leute hatten es sich nur flüchtig angesehen.«
»Und haben Sie Inspector Tetford über Ihre Erkenntnisse informiert?«
»Natürlich.« Leo wurde ganz rot im Gesicht. »Er sagte, einem Zwölfjährigen – nicht mal mein richtiges Alter hatte er sich gemerkt – würde sowieso niemand glauben, und wenn ich weiterhin solche Geschichten verbreiten würde, bekäme ich jede Menge Ärger.«
»Und haben Sie die Geschichte daraufhin weiter verbreitet?«
»Nein. Ich habe sie nur Crystal erzählt, und die hat ihren Mund gehalten.«
»Aber Ihren Vater haben Sie doch bestimmt informiert, oder?«
»Nein. Er wollte über den Tod meiner Mutter mit niemandem sprechen und auch nicht daran erinnert werden. Mit ihm konnte ich darüber nicht reden, und auch Ihnen erzähle ich meine Beobachtung jetzt nur, weil sie möglicherweise wichtig für Ihre Ermittlungen sein könnte.«
»Und dabei sollten Sie es auch belassen. Vielen Dank, dass Sie mir die Geschichte erzählt haben, aber teilen Sie sie niemand anderem mit.
Möglicherweise bringen Sie sich sonst damit in Gefahr.«
Leo und Crystal standen auf und verließen zusammen die Bibliothek.
»Na, was halten Sie davon?«, fragte Tweed, als Paula und er wieder allein waren.
»Das könnte dem Fall eine ganz neue Wendung geben«, meinte Paula mit ernstem Gesicht. »Ich glaube Leo, was er sagt.«
Sie hörte auf zu sprechen, weil die Tür geöffnet wurde und Marshal Main in den Raum stürmte. Er trug ein knallgelbes Reitsakko und kniehohe, schwarz glänzende Stiefel mit klirrenden Sporen. In der rechten Hand hielt er eine Reitgerte, mit der er unablässig gegen seinen Stiefel klopfte.
»Einen wunderschönen guten Morgen«, wünschte er mit jovial klingender Stimme. »Wie wäre es, wenn unsere beiden Meisterdetektive heute mal zur Abwechslung einen Fall lösen würden?«
Tweed fand Mains Bemerkung nicht lustig und starrte den Bankier erst eine Weile ernst an, bevor er das Wort ergriff. »Haben Sie vergessen, dass wir hier den Mord an Ihrer eigenen Mutter aufzuklären versuchen? Über so etwas macht man keine Witze.«
»Nun seien Sie doch nicht gleich so empfindlich, Tweed. Genießen Sie lieber diesen herrlichen Morgen.«
»Haben Sie vor, einen Ausritt zu machen?«, fragte Tweed.
»Ja, ich würde gern ein bisschen durch den Wald reiten. Ganz langsam, nicht so wie Lavinia, die sich hinter dem Tennisplatz sogar eine Art Hindernisparcours angelegt hat.«
»Ich muss Sie bitten, diesen Ausritt bis auf Weiteres zu verschieben, Mr. Main, und sich in Ihrer Wohnung für uns zur Verfügung zu halten.«
»Was soll das?«, polterte Main los. »Sie können mich doch nicht herumkommandieren.«
»Doch, das kann ich. Ein paar meiner Männer sind draußen im Wald und helfen Snape, die Kaninchenplage in den Griff zu kriegen. Kann sein, dass dort geschossen wird.«
»Das mit der Kaninchenplage höre ich zum ersten Mal.«
»Trotzdem gibt es sie. Sie wollen doch bestimmt nicht, dass die Tiere Ihnen den ganzen Rasen vor dem Haus untertunneln. Und ich möchte nicht, dass einer meiner Hauptverdächtigen erschossen wird.«
»Gehöre ich denn zu Ihren Hauptverdächtigen? Das ist ja unerhört!«
»Alle Bewohner dieses Hauses gehören zu den Hauptverdächtigen, solange ich den Mörder noch nicht dingfest gemacht habe.«
»Na schön, dann werde ich eben in meiner Wohnung noch etwas Papierkrieg erledigen. Wenn Sie mir das früher gesagt hätten, hätte ich mir die Reitkleidung erst gar nicht angezogen.«
Main verließ mit finsterer Miene die Bibliothek und knallte die Tür zu. Kurze Zeit später erschien Snape mit einem Telefon, das er in einen Anschluss an der Wand steckte.
»Da ist ein gewisser Professor Heathstone für Sie in
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