Todeskette
Gliedern wild in der Luft herumrudernd, hinab in die Grube stürzte.
Tweed beugte sich vor und sah noch, wie er unten auf einen Felsen schlug und bewegungslos liegen blieb, dann hörte er von hinten Butlers laute Stimme: »Weg vom Rand! Sofort!«
Tweed gehorchte und machte zwei, drei rasche Schritte nach hinten. Dann wirbelte er herum und rannte auf den Wald zu, wo der Boden aus hartem Fels bestand. Hinter sich hörte er ein polterndes Geräusch, das immer lauter wurde, und als er sich umdrehte, sah er, wie der Rand der Grube auf voller Breite ins Rutschen kam und dann wie eine weiße Gesteinslawine in die Tiefe donnerte, wo er den Toten für immer unter tonnenschweren Kalkmassen begrub.
Marler hatte Paula wieder losgelassen, und sie rannte sofort hinüber zu Tweed, der kopfschüttelnd am Waldrand stand. »Das war knapp«, sagte er.
»Fast hätte er mich mit in den Abgrund gerissen.«
»Ich weiß, wer der Mann war«, meinte Newman und deutete auf die Kalkgrube, aus der noch immer weiße Staubwolken aufstiegen. »Er war der letzte von den vier Franzosen, die Sie in Gladworth im Hotel erledigen wollten.«
Tweed nickte und klatschte in die Hände.
»Wunderbar«, sagte er. »Dann wird er Calouste Doubenkian fehlen, wenn wir ihn uns jetzt gleich in der Shooter’s Lodge schnappen. Ich bin mir sicher, dass er dort auf die Nachricht von meinem Tod wartet.«
31
Sie gingen den Waldweg zurück, aber als sie in die Nähe von Hengistbury Manor kamen, ging Tweed doch nicht zu der Hütte, sondern trat durch die kleine Pforte in den Park.
»Lassen wir Doubenkian noch ein paar Stunden schmoren«, sagte er. »Sie, Harry, bleiben in der Nähe der Hütte und beobachten, was sich da tut.«
Als sie das Haus betraten, kam Lavinia in der Halle auf sie zu.
»Na, haben Sie einen kleinen Spaziergang gemacht?«, fragte sie. »Schade, dass es so neblig war.«
»Wo ist eigentlich Snape?«, fragte Tweed. »Ich würde gerne mit ihm reden.«
»Als er Sie kommen sah, ist ihm urplötzlich eingefallen, dass er in seiner Hütte was auf dem Herd stehen hat, und er ist wie der Teufel auf und davon.«
»Entschuldigen Sie mich bitte, Lavinia«, sagte Tweed abrupt. »Ich muss dringend etwas erledigen.«
Gefolgt von Paula und Marler, die sich beide wunderten, was er auf einmal vorhatte, eilte er in die Küche, wo Mrs. Grandy ihn böse ansah.
»Wenn Sie noch was zum Abendessen haben wollen, müssen Sie mich höflich drum bitten«, brummte sie.
»Ja, bitte, machen Sie uns etwas«, rief Tweed ihr im Vorbeigehen zu. »Wir haben einen Bärenhunger.«
Dann war er auch schon aus der Hintertür und rannte den Weg zu Snapes Hütte entlang. Paula und Marler hatten Schwierigkeiten, ihm hinterherzukommen. Erst kurz vor der Hütte wurde er langsamer. Er drehte sich zu Paula und Marler um und bedeutete ihnen mit auf die Lippen gelegtem Zeigefinger, dass sie leise sein sollten. Vorsichtig schlich er sich an die Hüttentür heran, die einen Spalt weit offen stand, und spähte hinein. In der Mitte des Raumes stand Snape mit einem Handy am Ohr.
»Hallo, hier spricht Steinbock. Tweed ist noch am Leben«, sagte er so laut, dass die drei vor der Tür es hören konnten.
»Ja, Sie haben richtig gehört. Er lebt.«
Snape schwieg ein paar Augenblicke, offenbar sagte die Person am anderen Ende der Leitung etwas.
»Aber ich habe ihn eben mit eigenen Augen gesehen. Ja, vor ein paar Minuten.
Hatten Sie nicht gesagt, dass er das Abendessen nicht mehr erlebt?«
Wieder hörte er eine Weile zu.
»Nein, verletzt war er nicht«, sagte er dann. »Er ist ganz normal gegangen, kein Anzeichen dafür, dass ihm etwas fehlt. Hallo? Hallo? Sind Sie noch dran? Verdammt, das macht er immer so!«
Snape steckte sein Handy ein und drehte sich um. Sein Gesicht erstarrte, als er Tweed im Türspalt entdeckte.
»Geben Sie sich keine Mühe, Snape«, sagte Tweed. »Wir haben jedes Wort gehört. Wie geht es Mr. Doubenkian?«
»Wem?«
»Marler, legen Sie ihm Handschellen an«, befahl Tweed. Während Marler dem Butler die Arme auf den Rücken drehte und die Handschellen zudrückte, fuhr er fort: »Ich nehme Sie vorläufig fest wegen Behinderung der Behörden bei der Aufklärung eines Mordfalls. Sie haben das Recht zu schweigen, denn alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.«
»Ich habe das ganze Telefonat mitgeschrieben«, sagte Paula und hielt ihr Notizbuch in die Höhe.
»Sieh mal einer an, die Kleine kann ja schreiben«, höhnte Snape. »Und ich dachte, die könnte
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