Todeskette
nur…«
Tweed holte aus und gab dem Butler eine schallende Ohrfeige, bevor dieser eine Obszönität äußern konnte.
»Wir haben drei Zeugen für Ihren Verrat«, sagte er. »Wird schwer für Sie sein, einen Anwalt zu finden, der Sie vor Gericht verteidigt. Mit unter zehn Jahren werden Sie nicht davonkommen, schätze ich mal.« Er sah sich in der Hütte um. »Paula, würden Sie bitte nach weiteren Beweismitteln suchen?«
Marler hatte inzwischen Snapes Taschen durchsucht und in einer von ihnen einen Schlüsselbund gefunden, den er Paula reichte.
Während ihrer Zeit bei Medfords hatte Paula gelernt, wie man rasch und effizient einen Raum durchsucht, und nachdem sie alle gängigen Orte wie Schubladen und Schränke durchgegangen war, griff sie zielsicher unter den Esstisch und entdeckte eine geheime Schublade, die man von außen nicht sehen konnte. Nachdem sie das Schloss mit einem von Snapes Schlüsseln geöffnet hatte, zog sie einen dicken braunen Umschlag hervor und legte ihn auf den Tisch.
Der Umschlag enthielt mehrere Bündel Schweizer Banknoten.
»Der Lohn eines Verräters«, sagte Tweed und sah Snape an, der seinem Blick nicht standhalten konnte. »Paula, bitte rufen Sie Buchanan an, und sagen sie ihm, dass er einen Streifenwagen mit zwei Beamten schicken soll, die Snape nach London bringen. Bis sie da sind, hält Marler ihn drüben in der Küche fest. Aber sagen Sie Mrs. Grandy, dass Snape ein Verbrecher ist und nichts zu essen bekommt. Und zu trinken nur Wasser.«
»Als Nächstes werde ich mir Warner Chance noch einmal vornehmen«, sagte Tweed zu Paula, als sie zurück zum Haus gingen. Bei unserem letzten Gespräch ist er mir eine Antwort schuldig geblieben …«
Während Paula in die untere Bibliothek ging, um Buchanan anzurufen, stieg Tweed nach oben zu der kleineren Bibliothek neben Bellas Arbeitszimmer.
Auf dem oberen Treppenabsatz traf er Lavinia.
»Könnten Sie vielleicht etwas für mich tun?«, fragte er.
»Jederzeit«, antwortete Lavinia mit einem vielsagenden Lächeln. »Ganz gleich, ob am Tag oder in der Nacht.«
»Ich möchte mir zusammen mit Ihnen noch einmal die Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch Ihrer Großmutter ansehen«, sagte Tweed. »Sie ist ja eines von diesen hochmodernen Geräten, die nicht nur alle Gespräche aufzeichnen, sondern auch die exakte Zeit festhalten, zu der jedes einzelne Gespräch geführt wurde.«
Sie gingen durch die Bibliothek ins Arbeitszimmer, wo Tweed auf dem Schreibtisch der Ermordeten einen Knopf an der Gegensprechanlage drückte.
Aus dem Lautsprecher kam Bella Mains Stimme, die ihren Sohn Marshal dazu aufforderte, um zehn Uhr abends zu ihr zu kommen.
Lavinia stand da und hielt sich eine Hand an den Hals.
»Normalerweise zeige ich keine Gefühle«, sagte sie und schluckte schwer.
»Aber das zu hören ist fast zu viel für mich.«
»Entschuldigung, das ist meine Schuld. Ich hätte Sie warnen müssen…«
Während aus dem Lautsprecher Marshal Mains Bestätigung tönte, deutete Tweed auf das kleine Display an der Vorderseite des Gerätes. Es zeigte acht Uhr abends an. »Das bedeutet, dass Bella um acht Uhr noch am Leben war«, sagte er und blickte sie aufmerksam an. »Können Sie mir nun sagen, mit welchem der Knöpfe ich Warner Chance erreiche?«
»Mit der Nummer zwei.«
»Vielen Dank.«
»Dann lasse ich Sie jetzt besser allein, damit Sie ungestört mit ihm sprechen können«, meinte Lavinia. Sie verließ das Arbeitszimmer und schloss leise die Tür.
Tweed meldete sich über die Gegensprechanlage bei Warner Chance, der anfangs ziemlich ungehalten klang, sich dann aber doch zu einem Gespräch bereit erklärte.
Während er auf ihn wartete, stellte Tweed zwei Sessel so hin, dass sie sich gegenüberstanden. Er fragte sich, durch welche der beiden Türen Chance wohl das Arbeitszimmer betreten würde. Ein paar Minuten später öffnete sich die Geheimtür hinter dem Schreibtisch, und Bella Mains Sohn kam herein. Er trug einen dunklen Samtanzug und wirkte sehr elegant, aber alles andere als erfreut.
»Was ist denn nun schon wieder los?«, fragte er indigniert, als er sich stocksteif in den Sessel gegenüber von Tweed setzte. »Wie ich höre, haben Sie Snape verhaftet. Bedeutet das etwa, dass er der Mörder ist?«
»Nein, aber ein geldgieriger Verräter.«
»Das wundert mich nicht. Der Mann war mir von Anfang an nicht geheuer.«
»Wir wissen definitiv, dass Ihre Mutter zwischen acht und zehn Uhr abends ermordet wurde. Sie haben angegeben, dass Sie
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