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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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während dieser Zeit in Ihrer Wohnung gewesen sind. Können Sie das denn auch mit irgendetwas belegen? War jemand bei Ihnen und hat Ihnen Gute Nacht gesagt, oder hat Sie jemand angerufen?«
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?«, fragte Chance und zog, ohne Tweeds Antwort abzuwarten, ein Lederetui aus der Tasche, dem er eine dicke Havanna entnahm. Umständlich knipste er das Ende der Zigarre ab und zündete sie dann mit einem langen Streichholz an. Tweed war klar, dass er sich damit Zeit zum Nachdenken verschaffte, drängte ihn aber nicht.
    »Niemand war bei mir«, antwortete Chance schließlich. »Und ich habe auch nicht telefoniert. Damit habe ich kein Alibi. Aber soviel ich weiß, geht es den anderen Familienmitgliedern auch nicht anders.«
    Der Mann ist in der Defensive, dachte Tweed.
    »Ihre Mutter hat in ihrem Testament die Bank zu gleichen Teilen an Sie und Ihren Bruder vermacht«, sagte er. »Und sollte Marshal etwas zustoßen, geht sie ganz in Ihren Besitz über.«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, ich hätte meine eigene Mutter ermordet? Das ist ja lächerlich! Für diese Behauptung haben Sie nicht den Funken eines Beweises.«
    »Sie hatten immerhin ein Motiv.«
    »Jetzt reicht es mir, Tweed. Ein Wort noch, und ich werde mich bei Commander Buchanan über Sie beschweren. Und jetzt gehe ich, bevor ich mir noch weitere Unverschämtheiten von Ihnen anhören muss. Gute Nacht!«
    Chance sprang auf und rannte wutschnaubend aus dem Zimmer. Diesmal verwendete er den Ausgang zur Bibliothek, wo er fast mit Harry Butler zusammengestoßen wäre.
    Butler war völlig außer Atem.
    »Er ist fort!«, stieß er hervor.
    »Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal, Harry. Wer ist fort?«
    »Doubenkian. Ich habe auf ganzer Linie versagt.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Möchten Sie vielleicht ein Bier? Das wird Sie bestimmt beruhigen. In der Hausbar sind sicher ein paar Flaschen.«
    »Nein, danke. Ich bin, wie Sie mir aufgetragen haben, zu dieser Jagdhütte Shooter’s Lodge gegangen, wo ich mich in einem Gebüsch versteckt habe.
    Alles war still, und die Hütte war dunkel. Und dann passierte es.«
    »Was denn, Harry?«
    »Auf der Straße ist auf einmal eine große schwarze Limousine herangefahren gekommen. Jemand ist aus der Hütte gerannt und eingestiegen, und dann ist die Limousine wieder abgebraust. Es ist alles so schnell gegangen, dass ich den Mann nicht richtig sehen konnte. Nur dass er eine schwarze Brille auf hatte.«
    »Das war Doubenkian«, murmelte Tweed leise. »Bestimmt war die Flucht eine Reaktion auf Snapes Telefonanruf.«
    Er stand auf und legte Butler eine Hand auf die Schulter. »Machen Sie sich keine Sorgen, Harry«, sagte er in väterlichem Ton. »Sie haben Ihr Bestes getan.«

32
    Beim Frühstück am nächsten Morgen klingelte Paulas Handy, und Tweed ging ran. Es war Monica, die ihn aus der Park Crescent anrief.
    »Ich habe Philip Cardon auf der anderen Leitung«, sagte sie. »Er sagt, es sei dringend.«
    »Sagen Sie ihm, dass ich nur rasch in ein anderes Zimmer gehe, wo ich ungestört reden kann«, erwiderte Tweed und ging aus dem Frühstückszimmer ins angrenzende Speisezimmer, in dem niemand war. Er schloss die Tür und setzte sich auf einen Stuhl.
    »Hallo Philip, hier spricht Tweed…«
    »Wenn Sie Calouste Doubenkian schnappen wollen, müssen Sie sich beeilen und sofort nach Belgien kommen. Er soll heute Nachmittag in seinem Hauptquartier in den Ardennen eintreffen. Ich habe Ihnen vorsorglich schon mal Plätze im letzten Eurostar reserviert, der heute Abend von London nach Brüssel fährt…«
    »Wir kommen«, antwortete Tweed.
    »Ich muss Ihnen aber noch ein paar spezielle Anweisungen geben…«
    Tweed notierte sich alles, was Philip ihm sagte, in sein Notizbuch, und als der Agent in Frankreich fertig war, legte er ohne einen Abschiedsgruß auf. Tweed rief noch kurz Monica in der Park Crescent an, dann ging er zurück zu den anderen und frühstückte weiter, ohne ein Wort zu sagen.
    »Gibt es Probleme?«, flüsterte Paula, während Mrs. Grandy Rührei mit Speck auftrug.
    »Mrs. Grandy«, fragte Tweed, »hätten Sie vielleicht die Güte, uns für ein paar Minuten allein zu lassen? Das wäre wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
    Ein paar leise Verwünschungen murmelnd, verließ die Haushälterin den Raum und schloss geräuschvoll die Tür. Als sie allein waren, erzählte Tweed dem Team von Philip Cardons Anruf und seinen speziellen Instruktionen.
    »Ich fahre noch heute Abend nach Brüssel«,

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