Todeskette
platt wie eine leere Blechdose. Dann polterte er weiter talwärts, und erst als er Tweed so klein wie eine Murmel vorkam, verschwand er aus dem Blickfeld.
»Jetzt!«, rief Tweed, und Sekunden später raste auch der von Butlers Landrover mit viel Mühe aus seinem Geröllbett gedrückte Felsbrocken etwa zwanzig Meter weiter links nach unten, wo er von einer Unebenheit des Geländes in die Luft geschleudert wurde und direkt von oben auf den zweiten Mercedes-Geländewagen fiel, der von dem tonnenschweren Gestein regelrecht zermalmt wurde.
Bei dem Felsen, den Marler mit seinem Landrover freizubekommen versuchte, lief es nicht so glatt wie bei den anderen beiden, weil hinter ihm der Boden weicher war und alle vier Räder des Geländewagens durchdrehten, als dieser sich mit der Stoßstange gegen den Felsblock stemmte. Erst als Marler zurücksetzte und mit Schwung gegen den Felsen fuhr, setzte dieser sich zitternd nach vorn in Bewegung, verharrte noch einen Augenblick, als wolle er wieder zurückrollen, und taumelte erst nach einigen Sekundenbruchteilen bangen Wartens endgültig über den schmalen Geröllgrat, der ihn bislang in Position gehalten hatte.
Als der Fahrer des dritten Mercedes, der das Schicksal seiner beiden Kollegen mit angesehen hatte, ihn kommen sah, trat er aufs Gas, riss das Lenkrad herum und schaffte es, dem inmitten einer riesigen Staubwolke zu Tal donnernden Steinbrocken um Haaresbreite zu entkommen. Dabei geriet allerdings sein Wagen an dem Steilhang in eine so schiefe Lage, dass er das Übergewicht bekam, seitlich umkippte und nun seinerseits, sich immer wieder überschlagend, nach unten stürzte. Im Licht des Mondes sah Paula noch, wie der sich verzweifelt ans Lenkrad klammernde Fahrer entsetzt den Mund aufriss, dann schloss sie die Augen und öffnete sie erst wieder, als sie einen lauten Knall hörte.
Der schwere Geländewagen war auf halber Höhe des Hanges gegen eine Felsnadel geprallt und sofort in Flammen aufgegangen.
Totenstille lag über dem einsamen Berghang der Ardennen. Alle stiegen aus den Landrovern, stellten sich neben Tweed und Paula und blickten hinab auf die Autowracks, die von den Flammen des brennenden Mercedes in ein flackerndes orangefarbenes Licht getaucht wurden.
Tweed blickte durch sein Nachtglas und sagte: »Da rührt sich nichts mehr.
Vermutlich sind sie alle tot.«
Nach einer Weile räusperte sich Philip Cardon und sagte: »Holen wir uns ihre Waffen!«
Gefolgt von Paula, die Tweed nicht mehr rechtzeitig zurückhalten konnte, stieg er hinab zu Commissaire Benliers Geländewagen.
»Könnte ein ziemlich grausiger Anblick werden«, sagte Cardon zu Paula, als sie sich dem Wrack näherten. »Ich weiß nicht, ob Sie sich das ansehen sollten.«
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte Paula. »Ich habe in Professor Saafelds Leichenhalle schon Schlimmeres gesehen.«
Der Anblick, der sich Paula schließlich bot, gehörte dann doch zu den grausigsten in ihrer langen Karriere beim SIS. Der Mercedes-Geländewagen war von dem Felsblock auf etwa ein Viertel seiner ursprünglichen Höhe zusammengedrückt worden und sah aus, als wäre er in eine riesige Schrottpresse geraten. Aus dem zusammengedrückten Blech ragten an einer Stelle noch die gequetschten Gliedmaßen und der Kopf von Commissaire Benlier heraus. Die Augen des Commissaire waren aus ihren Höhlen gequollen, und der weiße Handschuh über seiner rechten Hand war ganz rot von Blut.
»Sehen Sie mal, was wir hier haben«, sagte Philip Cardon und zog aus den Überresten des Mercedes ein gut zwanzig Zentimeter langes, schwarzes Metallrohr mit einem Durchmesser von etwa drei Zentimetern.
»Was ist das?«, fragte Paula.
»Ein Teleskopschlagstock, wie die belgische Polizei ihn gern verwendet.
Passen Sie auf, ich zeige Ihnen, wie er funktioniert.«
Cardon hob die Hand mit dem Metallrohr und ließ sie ruckartig nach unten sausen, woraufhin ein im Inneren des Rohres verborgener Teil herausschnellte und es in einen gut doppelt so langen Schlagstock verwandelte.
»Sie müssen nur auf diesen Knopf hier drücken«, sagte Cardon, während er Paula den Schlagstock reichte. »Dann können Sie das auch.«
Paula legte den Daumen auf den Knopf und schob die Verlängerung des Schlagstocks wieder zurück in die äußere Hülse. Inzwischen waren Tweed und die anderen an dem Wrack angelangt.
»Ist das alles, was Sie an Waffen gefunden haben, Philip?«, fragte Tweed mit einem Blick auf den Schlagstock.
»Bedauerlicherweise ja. Wahrscheinlich
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