Todeskind: Thriller (German Edition)
verstummte. Dann: »Und wenn ich nein sage?«
»Dann werde ich Ihnen dennoch sagen, was ich weiß. Ich will ebenfalls, dass dieser Doug geschnappt wird.«
Eine ganze Weile erwiderte Ciccotelli nichts. Dann zog er die Brauen hoch. »Was halten Sie davon, als unbezahlter Berater zu fungieren?«
Das war eine Einladung und mehr, als Clay erwartet hätte. »Sehr viel. Danke.«
Es klopfte an der Tür, und Wiznewski steckte den Kopf herein. »Maynard, ein Anruf für Sie. Ihre Partnerin versucht offenbar seit einer halben Stunde vergeblich, Sie auf dem Handy zu erreichen.«
Mit hämmerndem Herzen nahm Clay den Hörer entgegen, den Ciccotelli ihm hinhielt, während er gleichzeitig auf sein Telefon blickte. »Keine Balken zu sehen«, sagte er zu Paige. »Ich hatte nicht die Absicht, deinem Anruf aus dem Weg zu gehen.«
»Clay, das war gar nicht Ford in dem Keller. Wir wissen nicht, von wem das Blut stammt, aber die Blutgruppe ist definitiv nicht die von Ford. Wir sind nicht zu spät gekommen! Wenigstens noch nicht«, fügte sie leiser hinzu.
Die Erleichterung ließ ihn schwindeln. Danke! »Hast du schon was von Stevie gehört?«
Ihre Stimme wurde sanfter. Und traurig. »Noch keine Veränderung.«
Clay räusperte sich. »Was ist mit Tuzak? Gibt es schon was Neues aus der Gerichtsmedizin?«
»Nein, aber Quartermaine wird zu Josephs Meeting kommen. Soll um Viertel nach acht stattfinden. Bis dahin will er zumindest vorläufige Ergebnisse der toxikologischen Tests haben.«
»Richte Carter bitte aus, dass Kims Vater Tierarzt ist. Und frag den ME, ob von den Substanzen, die er bei Tuzak gefunden hat, irgendwas in einer Tierarztpraxis gebraucht wird. MacGregor behandelt Pferde. Die brauchen stärkere Medikamente, und Kimberly könnte Zugriff darauf gehabt haben.«
»Gute Arbeit, Clay«, sagte Paige. »Hör mal, du hast zwar nicht gefragt, doch eigentlich wollte Daphne diesen Anruf hier machen. Dann aber musste sie in ihr Büro fahren und Akten nach jemandem durchsehen, der Doug sein könnte – vielleicht hat sie ihn einmal angeklagt. Jedenfalls hat sie mich gebeten, es so lange bei dir zu versuchen, bis ich dich erreicht habe.«
Ein Gefühl der Wärme breitete sich in seinem Magen aus. »Danke. Und, ja, ich wollte fragen, aber ich habe mich nicht getraut. Sag ihr … sag ihr, wir hören erst auf, wenn wir ihn gefunden haben. Wir reden später weiter.« Clay reichte den Hörer wieder an Ciccotelli. »Kurze Verschnaufpause. Das Blut aus dem Keller ist nicht von Ford Elkhart.«
»Gott sei Dank«, stieß Alec hervor. »Doch von wem stammt es dann?«
»Verdammt gute Frage, Junge.«
»Verdammt gute Schlussfolgerung mit MacGregor, dem Tierarzt«, sagte Ciccotelli. »Wer ist Tuzak?« Clay wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als Ciccotelli schon die Hand hob. »Moment noch. Unterschreiben Sie das bitte.« Er nahm eine Seite, die er eben getippt hatte, aus dem Drucker und schob sie über den Tisch.
Clay musste lachen. »Mein Vertrag, in dem ich explizit als ›unbezahlter Berater‹ bezeichnet werde. So formell?«
»Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass man besser alles schriftlich festhält, Mr. Maynard. Übrigens war meine erste Beraterin Sophie hier.« Ciccotelli deutete auf das Foto auf seinem Tisch. »Von ihr gab es kein schriftliches Einverständnis, und nun bin ich mit ihr verheiratet.«
Clay grinste, während er den Vertrag unterschrieb, dann wurde er jedoch wieder ernst und holte tief Luft. »Tuzak ist der Spitzname von Isaac Zacharias. Also, bisher ist Folgendes passiert …«
Baltimore, Maryland
Dienstag, 3. Dezember, 20.15 Uhr
Joseph ging ohne Umschweife von seinem Debriefing mit Bo Lamar und der Führungsriege zum Konferenzraum, wo sein Team darauf wartete, sich mit der Polizei von Philadelphia zu beraten.
»Sind alle so weit?«, fragte er, als er am Kopf des Tisches Platz nahm und rasch nachzählte. Grayson und J.D. waren da, außerdem Kate und Hector. Brodie vertrat die Spurensicherung, Quartermaine hatte eine SMS geschickt, dass er es nicht pünktlich schaffe.
Daphne setzte sich ans andere Tischende. Sie wirkte gefasst, bis er ihr in die Augen sah und ihre Anspannung erkannte. Wie gerne hätte er all ihre Sorgen, ihre Angst verscheucht. Wie schön wäre es, wenn sie nur zwei ganz normale Leute wären, die alle Zeit der Welt hatten, sich einander anzunähern. Aber sie waren keine ganz normalen Leute.
Ihr Sohn wurde vermisst. Und ich gebe erst dann Ruhe, wenn wir ihn wiedergefunden
Weitere Kostenlose Bücher