Todeskind: Thriller (German Edition)
ihn entdeckte, war auf Draht. Sie sah den Jungen da liegen, bemerkte die Reifenspuren, die fast schon wieder zugeschneit waren, und rupfte ihren Duschvorhang aus dem Bad, um sie zu schützen.«
McManus lächelte. »Typisch Miz Cornell. Sie liebt die Krimiserien im Fernsehen. Nun, jedenfalls lassen die Spuren auf einen Transporter schließen, genauer gesagt auf ein F150 Transportermodell. Ich kann Ihnen Fotos für Ihr Labor geben.«
Joseph legte die Stirn in Falten. »Der schwarze Van.«
»Sie kennen den Wagen schon?«, fragte Kerr, und Joseph nickte.
»Ein schwarzer Transporter mit einer hydraulischen Hubvorrichtung, die Flüssigkeit verliert. Der Wagen ist an diversen Verbrechen in Baltimore beteiligt gewesen.«
»Diese Flüssigkeit – wir haben Spuren davon auf seiner Kleidung gefunden. Außerdem ein paar Teppichfasern«, sagte Kerr. »Bleibt immer noch die Frage, wer ihn im Vorgarten abgelegt hat und warum.«
»Er muss schon eine lange Strecke gelaufen sein«, fügte Detective McManus hinzu. »Wir denken, dass jemand ihn am Straßenrand aufgelesen und in Miz Cornells Garten wieder rausgeworfen hat. Aber wieso sollte jemand das tun? Wir können nur annehmen, dass es sich um einen Samariter handelt, der nicht in die Ermittlung hineingezogen werden wollte, weil er etwas im Van hatte, das nicht ausgerechnet die Cops sehen sollten – Gras, Pillen, was auch immer.«
»Aber wenn es der Van war, den Sie schon kennen«, gab Kerr zu bedenken, »warum den Jungen dann überhaupt irgendwo ablegen?«
»Und warum ihm Elektroschocks und Drogencocktails verpassen, bevor man ihn irgendwo deponiert?«, fragte Joseph. »Ein Arzt hat mir gerade erzählt, dass er bei seiner Einlieferung ziemlich viel Ketamin im Blut hatte. Als er aufwachte, hat er gewütet.«
»Das ergibt alles keinen Sinn«, stimmte nachdenklich Deacon zu. »Aber vielleicht können wir die Reifenspuren abgleichen, um uns zu vergewissern, dass es sich um denselben Wagen oder wenigstens denselben Typ handelt. Carter, wie sieht es aus, haben wir irgendwelche Reifenabdrücke von dem Haus in Timonium?«
»Brodie hat Erde aus den Profilen mitgenommen. Vielleicht hat sie auch Abdrücke machen können.«
»Ich rufe sie an«, sagte Deacon. »Konnten Sie herausfinden, woher der Transporter kam, bevor der Junge abgeladen wurde?«
»Nicht wirklich. Wir haben die Reifenspuren zur Hauptstraße zurückverfolgt, dort aber verloren. Wir gehen davon aus, dass Ford ziemlich weit über die Straße gewandert ist, daher kennen wir die allgemeine Richtung, aus der er kam, bevor er aufgelesen wurde. Vorher muss er jedoch durch den Wald gelaufen sein.«
»Wieso?«, fragte Deacon. »Wieso denken Sie, dass er durch den Wald gelaufen ist?«
»Zum einen, weil die Straße, auf der er ging, im Naturschutzgebiet beginnt. Er muss durch die Gegend gekommen sein. Schrammen und Kratzer an seiner Jeans bestätigen das«, sagte McManus. »Er hätte meilenweit durch dieses Naturschutzgebiet wandern können, ohne jemandem zu begegnen. Aber er muss auf einer Straße gewesen sein, als man ihn auflas, denn der Transporter hätte nicht querfeldein fahren können. Wenn wir die Stelle finden, an der ihm der Van begegnet ist, können wir versuchen, den Weg, den er gekommen ist, mit Hilfe von Hunden zurückzuverfolgen.«
Joseph warf einen Blick über die Schulter zu Daphne. Sie saß vornübergebeugt neben Ford und hielt seine Hand zwischen ihren Händen. Er wandte sich wieder zu McManus um. »Ich bräuchte Zugriff auf Ihre Archive. Ich muss etwas recherchieren. Zu einem Fall, der vor knapp dreißig Jahren passiert ist.«
»Die Entführung ihrer Cousine«, murmelte Deacon. »Bei der auch Daphne vermisst wurde.«
Joseph erzählte, was während der Hinfahrt geschehen war. »Sie hat vermutlich hier in der Gegend gewohnt, als es passierte. Wo kann ich Grundbücher und Polizeiberichte einsehen, Detective?«
McManus reichte Joseph eine Visitenkarte. »Wenn Sie die Zentrale anrufen und dort nach Junie Bramble fragen, verschafft sie Ihnen, was Sie brauchen. Sie kennt das Archiv wie ihre Westentasche, was Ihnen jede Menge Arbeit erspart.«
»Vielen Dank. Ich kann nicht recht an Zufall glauben, wenn der Sohn ausgerechnet in der Gegend gefunden wird, wo man seine Mutter und ihre Cousine vor vielen Jahren entführt hat.«
»Nein, das kann wohl keiner«, sagte McManus. »Wenn Sie nicht finden, was Sie suchen, kenne ich ein paar pensionierte Polizisten, die nicht nach Florida umgezogen sind. Die freuen
Weitere Kostenlose Bücher