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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Brüste zu verlieren, aber in den Spiegel zu sehen und kahl zu sein … ich glaube, das war fast noch schlimmer.«
    »Also hast du Perücken getragen.«
    »Ja. Und ich stellte fest, dass sie mehr für mich taten, als nur meine Glatze zu verbergen. Mit Perücken war ich eine andere. Zwölf Jahre lang hatte mir Nadine vorgeschrieben, was eine Elkhart tun darf und was nicht. Elkharts fluchen nicht, sie sind nicht laut, sie tragen dezente Kleidung. Ich wollte alles anders machen, suchte nach der gigantischsten Dolly-Parton-Perücke, die ich auftreiben konnte, und trug sie bei jedem Scheidungstermin. Nadine war im wahrsten Sinne des Wortes entsetzt. Schockiert. Das Ding war wirklich jeden Penny wert.«
    Er grinste, als er die Befriedigung in ihrer Stimme hörte. »Kann ich mir vorstellen. Aber warum hast du sie weiterhin getragen? Nachdem dein Haar wieder gewachsen war, meine ich.«
    »Zuerst, weil ich die neue Farbe nicht ausstehen konnte.«
    »Die hatte sich verändert?«
    »Kann man wohl sagen. Vor der Chemo hatten meine Haare ausgesehen wie die Fäden an einem Maiskolben – weißblond und glatt. Als es wieder wuchs, war es rötlich braun, eine hässliche, schlammige Farbe, und sehr, sehr lockig. Strohig. Noch viel mehr als jetzt. Ich hatte gelesen, dass es zu Farbwechseln kommen könnte, und einiges erwartet, aber nicht das. Bei jedem Blick in den Spiegel fing ich an zu heulen. Mama und Maggie rieten mir schließlich, wieder Perücken zu tragen, was ich auch tat. Mit der Zeit hellten sich meine eigenen Haare wieder etwas auf, und irgendwann konnte ich sie blond färben. Sie wurden auch wieder schöner und weicher. So wie sie jetzt sind.«
    »Warum trägst du dann immer noch Perücken?«
    »Zum großen Teil aus Bequemlichkeit. Es kostet viel Arbeit, die Locken so in Form zu bringen, dass ich vor Gericht auftreten kann, und manchmal tun sie gar nicht, was ich will. Mit der Perücke geht es sehr viel schneller, so dass ich mehr Zeit für morgendliche Ausritte habe.«
    Er zog die Brauen hoch. »Ich mag morgendliche Ausritte.«
    Sie zog verwirrt die Stirn in Falten, dann kicherte sie. »Das kann ich mir denken.«
    »Also Bequemlichkeit zum großen Teil – und was noch?«
    Verlegen hob sie eine Schulter. »Zu dem Zeitpunkt, als die Haare wieder zu wachsen begannen, war ich mitten im Studium, und die Leute waren mich mit Perücke gewohnt. Wenn ich nun ohne erschienen wäre, hätten alle gewusst, dass ich vorher eine getragen hatte. Ich hatte keine Lust auf Fragen. Ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen.«
    Er blinzelte ungläubig. »Daphne. An dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal sah, hast du einen Minirock in schrillen Farben getragen, und deine Haare waren hochtoupiert. Du liebst es, Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Aber vielleicht geht es hier darum, kontrollieren zu können, um was für eine Aufmerksamkeit es sich handelt.«
    Ihre Augen weiteten sich. »So habe ich das noch nie gesehen. Du könntest recht haben. Trotzdem sehen meine Haare immer noch aus, als hätte ich die Finger in die Steckdose gesteckt.«
    »Das stimmt nicht. Im Übrigen hast du kaum noch Locken, jetzt, da deine Haare trocken sind. Was schade ist, ich mag nämlich Locken. Wahrscheinlich muss ich einfach dafür sorgen, dass du immer nass bist.«
    Sie grinste verschmitzt. »Ich habe allergrößtes Vertrauen in deine Kreativität.«
    »Daphne. Deine Haare sind wunderschön, weil sie dir gehören. Mir ist es vollkommen egal, wie sie aussehen. Du wünschst sie dir vielleicht anders, mehr wie früher, und das kann ich verstehen. Aber in meinen Augen ist jede störrische Welle ein Beweis dafür, dass du noch da bist. Dasselbe gilt für die Narben. Du hast gegen den Krebs gekämpft und gewonnen. Die Narben sind wie … Tapferkeitsmedaillen.«
    Sie stützte sich auf die Ellbogen und betrachtete sein Gesicht. »Du bist ein sentimentaler Narr, weißt du das?«
    »Ich sage nur die Wahrheit.«
    »Warten wir ab, wie du das findest, wenn der Sommer kommt«, sagte sie und gähnte. »Die Luftfeuchtigkeit macht die Tapferkeitsmedaillen so kraus, dass ich aussehe wie ein Clown.«
    Seine Gedanken jagten bereits voraus zum Sommer, und sein Herz zog sich zusammen. Das letzte Mal, als er gemeinsam mit einer Frau weiter im Voraus geplant hatte als nur ein paar Wochen, war er mit Jo zusammen gewesen.
    Ich bin glücklich. Wie lange war es her, dass ihm diese drei Worte in den Sinn gekommen waren? Dieselbe Antwort wie zuvor. Nicht mehr seit Jo. Diese Frau

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