Todeskind: Thriller (German Edition)
hier.«
Mit zittrigen Beinen stieg sie aus dem Wagen, nur um von O’Hurley angehalten zu werden.
»Was geht hier vor?«, fragte er angstvoll.
»Wir glauben, dass meine Cousine und ich nicht die einzigen waren, die Beckett entführt hat. Es ist möglich, dass er noch vor einem halben Jahr ein Mädchen gekidnappt hat. Vielleicht lebt es noch.«
»Sie können im Wagen warten«, fügte Joseph hinzu und schloss die Schnallen ihrer Weste. »Mit etwas Glück wissen wir bald mehr. Sobald Verstärkung eintrifft, wird man Sie zur Polizeistation begleiten, wo man Ihre Aussage aufnimmt. Bis dahin sorgt Detective McManus für Ihren Schutz.«
Entsetzt zog sich O’Hurley zu seinem Wagen zurück.
»Dann mal los«, sagte Daphne und fügte im Stillen für sich selbst hinzu: »Ich kann das.«
»Du bleibst dicht bei mir«, sagte Joseph eindringlich. »Doug lauert hier irgendwo. Er hat dich hergelockt. Er beobachtet uns, das weiß ich. Du bist hier, um uns a) zu diesem unterirdischen Raum zu führen und b) Doug aus dem Versteck zu locken. Vielleicht zeigt er sich.« Er deutete auf McManus. »Kerr geht voran. Sie geben uns Rückendeckung.«
Joseph schirmte sie mit seinem Körper ab, als sie vom Auto über die offene, ungeschützte Fläche zum Haus gingen. Als sie näher kamen, nahm Daphne den scheußlichen Geruch von Verwesung wahr. Es musste sich um die Katze handeln, die Ford gesehen hatte. Mit dem »Fluffy«-Namensschildchen. Natürlich wusste sie, dass es sich nicht mehr um ihren toten Fluffy handeln konnte, aber es war trotzdem eine verdammt effektive Art, ihr Angst einzujagen.
Die falsche Agentin hatte den Namen der Katze ebenfalls gekannt. Daher weiß Doug ihn also.
Oh, Hal. Wieso? Wie konntest du nur? Ihr Verstand hatte noch immer Schwierigkeiten, das alles zu glauben. Aber sie wusste, dass es der Wahrheit entsprechen musste. Guter Gott. Hal! Sie holte tief Luft, trat in die Garage … und wurde siebenundzwanzig Jahre zurückkatapultiert.
»Alles sieht noch genauso aus«, sagte sie leise. »Das Regal, der Holzstapel, die Ketten. Wie kann das sein?«
»Wo ist der Zugang, Daphne?«, fragte Joseph angespannt. Er beobachtete sie. Wartete. Fürchtete um sie.
»Unter der toten Katze«, murmelte sie. »Wo sonst?«
Joseph nahm eine Schneeschaufel vom Haken an der Wand, schob den Kadaver beiseite, überprüfte die Umgebung der Falltür auf Sprengstoff und stellte den Detektor ab. »Wenn ich dich rufe, bringst du das da hinunter.« Er deutete auf eine braune Decke. »Darin eingewickelt sind eine Wasserflasche, Verbandszeug und Medikamente. Noch ein letztes Mal – bist du dir sicher?«
Nein. »Ja.«
»Okay.« Er zog die Falltür auf.
Stille. Schroffe Stille. Daphnes Mut sank. Sie ist tot. Sie wollte es gerade aussprechen, als Joseph den Kopf schüttelte und einen Finger auf die Lippen legte.
Mit gezogener Waffe begann er, die schmale Treppe hinabzusteigen, und Daphne wurde innerlich eiskalt. Das dunkle Loch ihrer Alpträume. Doug mochte dort unten sein. Oder Beckett. Oder eine Bombe. Oder … Hör auf! Das war es also, was Polizistenfrauen jeden Tag durchmachten. Sie musste lernen, mit der Gefahr umzugehen. Oder es wenigstens versuchen.
Also biss sie die Zähne zusammen und betete lautlos.
Sie hörte ein Klicken und sah den Strahl der Taschenlampe über das kleine Stück Boden huschen, das sie von ihrer Position aus sehen konnte. Dann war ein Murmeln zu hören, gedämpfte Stimmen. Und schließlich Joseph, der in normaler Lautstärke sagte: »Daphne, komm runter. Sie lebt.«
Daphne nahm das Deckenbündel und hastete die Treppe hinunter. Solange sie um das Mädchen oder Joseph Angst gehabt hatte, war in ihrem Inneren kein Platz für Angst um sich selbst gewesen. Das änderte sich nun.
Mit schlotternden Knien trat sie an das Bett und blickte auf das Mädchen hinunter. Nackt. Angekettet. Ausgemergelt.
Joseph wandte sich um, um dem Mädchen ein wenig Würde zu lassen, und streifte seinen Wollmantel ab. Darunter trug er die Schutzweste. »Wickel sie in die Decke, dann in meinen Mantel.«
Daphne ging neben dem Mädchen in die Hocke. »Heather?«
Das Gesicht des Mädchens war knochig, die Augen waren eingesunken, die Lippen rissig. »Wasser?«
Daphne deckte sie rasch zu und steckte die Decke um sie herum fest, so gut es in Anbetracht der Tatsache, dass sie noch gefesselt war, eben ging. »Ich heiße Daphne. Dieser Mann ist Agent Carter vom FBI. Wir sind gekommen, um dich nach Hause zu bringen.«
Tränen traten in die
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